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„Die Kräuter Frankens“ – Von Wein, Wirsing und Meerrettich

kräuter frankens 2022

Präsentation fränkischer Kulturpflanzen im Fuchsgarten im Hofgarten Ansbach

In der Orangerie Ansbach dreht sich in diesem Jahr im Rahmen der Bayerischen Landesausstellung „Typisch Franken?“ alles um die fränkische Landeskultur. Passend dazu setzt die Bayerische Schlösserverwaltung im Fuchsgarten zehn Kräuter in Szene, die für Franken eine besondere Bedeutung haben.

Der Fuchsgarten ist ein kleiner Teil des Ansbacher Hofgartens, der 2001 als Kräutergarten zu Ehren des Botanikers Leonhart Fuchs angelegt wurde. Leonhart Fuchs war ab 1528 für sieben Jahre als Leibarzt für den Ansbacher Markgrafen tätig und veröffentlichte 1543 das „New Kreüterbuch“. Das umfassende Heilpflanzenbuch zählt zu den bedeutendsten Werken botanischer Literatur. Es nahm erstmals eine wissenschaftliche Benennung von über 400 einheimischen und ca. 100 fremdländischen Heil- und Arzneipflanzen vor. Heute werden wieder über 200 Pflanzenarten aus dem „New Kreüterbuch“ von den Gärtnern der Schloss- und Gartenverwaltung Ansbach im Fuchsgarten angebaut.

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Die Sonderausstellung „Kräuter Frankens“ im Ansbacher Fuchsgarten

Darunter befinden sich auch einige Pflanzen, die bis heute für Franken eine bedeutende Rolle in wirtschaftlicher oder kultureller Hinsicht spielen. Zwar prägte der Majoran auch zu Leonhart Fuchs Lebzeiten schon den Geschmack der Ansbacher Bratwurst, doch war sicherlich nicht abzusehen, welche Bedeutung manch andere Kräuter in den kommenden Jahrhunderten erlangen sollten.

So schrieb Fuchs in seinem Kräuterbuch über das Süßholz: Und zwar es wechst nit das ergest und geringst in unserm Teütschen land.“ In Bamberg allerdings war die in Nordeuropa eigentlich nicht heimische Pflanze bis ins 19. Jahrhundert ein wirtschaftlich bedeutsames Produkt. Von hier wurde das Süßholz zur Herstellung von Konfekt und Lakritze bis in die europäischen Nachbarländer exportiert, bevor es von der Zuckerrübe abgelöst wurde.

wirsing kräuterbuch fuchsgarten

Der Wirsing war bereits zu Leonhart Fuchs Lebzeiten nicht aus der fränkischen Küche wegzudenken. Im New Kreüterbuch heißt es: Die Kölkreüter pflantzt man hin und wider fast in allen gärten, wachsen aber gern in kalten und feüchten orten, mögen sonst nit wol auffkommen.“ Ursprünglich aus dem mediterranen Raum stammend, wurde der Kopfkohl in Oberfranken züchterisch weiterbearbeitet und so eigene Lokalsorten entwickelt. Die bekannte Sorte „Bamberger Spitzwirsing“ gibt es beispielsweise schon seit dem 18. Jahrhundert. Ob auch der Ansbacher Markgraf ihn verkostete, ist leider nicht überliefert.

Vielleicht genoss er dazu einen Schluck Wein aus dem klimatisch begünstigten Unterfranken. Schließlich waren die fränkischen Rebflächen im 16. Jahrhundert das größte zusammenhängende Anbaugebiet Europas. Weinrebe Kräuterbuch Leonhard FuchsLeonhart Fuchs konzentrierte sich in seinem Kräuterbuch eher auf die medizinische Anwendung: „Die äsch von dem abgeschnitnen Rebholtz, unnd trästern, mit essig angestrichen heylet die blatter unnd runtzel am hindern. […] Die trauben weil sie frisch seind gessen, bleet den magen[…]. So manß aber auffhenckt unnd ein wenig dürr laßt werden, seind sie dem magen dienstlich, bringen lust zu essen, unnd krefftigen die schwachen.“ Als Heilpflanze wird die Weinrebe heute nur noch selten herangezogen, doch alleine im vergangenen Jahr wurden auf über 6000 Hektar Rebfläche insgesamt 446.000 Hektoliter Wein in Franken produziert und teils im charakteristischen Bocksbeutel vermarktet.

Ein weiterer fränkischer Exportschlager wird in der Region Mittelfranken angebaut. Diese ist nämlich Marktführer beim Anbau von Meerrettich. Alleine zwischen Nürnberg und Bamberg werden pro Jahr knapp 1500 Tonnen der scharfen Wurzel geerntet und für den Weltmarkt verarbeitet.

meerrettichOb der Wein in Unterfranken, der Wirsing in Oberfranken oder der Meerrettich in Mittelfranken. Viele dieser Kulturpflanzen sind aus der fränkischen Landwirtschaft nicht wegzudenken und prägen damit auch die Landeskultur der unterschiedlichen Regionen.

Die Präsentation im Fuchsgarten bietet einen neuen Blick auf diese Pflanzen, die Teil unserer alltäglichen Ernährung sind. Dazu werden die ausgestellten Pflanzen mit den historischen Anwendungen als Heilkräuter und den kolorierten Holzstichen aus dem New Kreüterbuch ergänzt. Im direkten Vergleich mit der Pflanze wird die Qualität der Darstellungen dem Besucher deutlich vor Augen geführt. Die detaillierten Pflanzendarstellungen des New Kreüterbuch ermöglichten eine konkrete Zuordnung der aus antiken Schriften übernommenen Anwendungen zu den abgebildeten Pflanzen und waren somit wegweisend für die Pflanzendarstellung ihrer Zeit.

Kommt in den Fuchsgarten und entdeckt die bekannten wie die verborgenen Besonderheiten der Kräuter Frankens! Die Pflanzen werden vom 25. Mai bis 12. September frei zugänglich im Fuchsgarten gezeigt.


Sonderführungen werden an den Sonntagen den 26. Juni, 17. Juli, 21. August, 11. September jeweils um 14 Uhr angeboten.

Botanische Zeichnungen aus dem „New Kreüterbuch“ von Leonhart Fuchs – © Staatsbibliothek Ulm