Geheimnisse

Gartenbedienstete in feinem Zwirn

Uniform Gartenkunstmuseum

Seit Saisonbeginn 2022 ist das Gartenkunst-Museum Schloss Fantaisie um ein außergewöhnliches Exponat reicher: Präsentiert wird eine Uniform eines Königlich Bayerischen Hofgärteningenieurs.


uniform gartenkunstmuseumBereits 1799 hatte man in Bayern im Zuge der Reform der Staatsverwaltung damit begonnen, eine einheitliche Kleidung für Zivilbeamte einzuführen. So waren sie als Vertreter der Staatsmacht anhand der edel gestalteten Uniform, die zudem auch einen repräsentativen Zweck erfüllte, eindeutig erkennbar. Durch ein Reglement wurde festgelegt, in welcher Klasse sich die jeweiligen Staatsdiener befanden und welche Uniform getragen werden durfte. Dieses Reglement wurde im Lauf der Zeit mehrfach angepasst und erweitert. Anhand der Ausgestaltung der Uniform lassen sich sowohl die Entstehungszeit sowie der Rang des Beamten ablesen.

Der im Gartenkunst-Museum Schloss Fantaisie präsentierte Uniformrock sowie der zugehörige Zweispitz und Degen stammen aus der Regierungszeit Prinzregent Luitpolds (reg. 1886-1912). Getragen wurde die Uniform vom letzten Königlich Bayerischen Hofgärteningenieur der Königlich Bayerischen Hofgärtenabteilung im Obersthofmeisterstab, Max Diermayer, der später zum Gartendirektor der Gärtenabteilung der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen avancierte.

Im Jahr 1899 erließ Prinzregent Luitpold eine neue Bestimmung, die die Rangordnung und auch die Ausgestaltung der Uniform der Hofbediensteten genau regelte: Von der Farbgebung des Uniformrocks und der Aufschläge über die Stickereimuster bis hin zum Aussehen von Degen oder Hut.

Die Form des Uniformrocks hingegen unterschied sich je nach Rangzugehörigkeit nicht:

„Der Schnitt des Rockes der „gewöhnlichen Hofuniform“ ist für alle Beamte und Bedienstete des k. Hofes der gleiche, nämlich der eines vorne geschlossenen Frackes, mit stehendem Kragen; hiezu werden mit der Königskrone geprägte Knöpfe getragen, welche vergoldet oder versilbert sind, je nachdem [ob] goldene oder silberne Stickerei vorgeschrieben ist.“

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Die Gestaltung der Stickereien war exakt festgelegt und in „Stickerei-Zeichnungsmustern“ dokumentiert. Entsprechend des Rangs der Hofbeamten wurde teilweise zudem auch die Breite der jeweiligen Bestickung variiert. Vereinfacht kann man festhalten: Je höher der Rang des Beamten, desto breiter und aufwendiger die Stickerei auf seiner Uniform.

Uniform Gartenkunstmuseum Stickerei

Die Uniform ergänzte ein schwarzer „Schiffhut“, „an dessen rechter Seite sich die Kokarde – eine blau= und weißseidene Schleife und darüber eine gedrehte goldene […] Tresse [….] – befindet.“

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Auch ein Degen durfte bei der Ausstattung der Beamten nicht fehlen:

„Zur gewöhnlichen Hofuniform wird der Degen […] getragen und zwar an schwarzer Kuppel unter dem Uniformsrocke; an dem Degen sind Spange, Stichblatt und Stiefel der Scheide vergoldet […].

Die aufwendige Gestaltung des Degens macht seine repräsentative Funktion auf ganz besonders eindrucksvolle Weise deutlich: Das Ende des Gefäßes wie auch der Handschutz werden durch goldene Löwen geziert, eine Krone inmitten einer Sonne hebt sich deutlich von der Perlmuttunterlage ab. Bei Prinzregent Luitpolds Vorgängern wurde nicht die Königskrone, sondern die Initiale des Regenten verwendet. Die teils gebläute und vergoldete Klinge des Degens schmücken ein geätzter Dekor und die Devise „In Treue fest“, ein weiteres Merkmal für die Entstehung in der Regierungszeit des Prinzregenten.

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Der Träger der Uniform, Max Diermayer, ließ sich den Uniformrock direkt nach der Ernennung zum Hofgärteningenieur anfertigen – ein Beleg dafür, dass das Recht, eine solch repräsentative Beamtenuniform tragen zu dürfen, als Auszeichnung begriffen wurde.