Der Regenbogen & die magische Beleuchtung in der Venusgrotte
von Raphael Beljung und Hannah Holland // Die Beleuchtungsbecken „die Grotte soll am Eingang eine magisch rothe und im Innern dasselbe eine blaue Beleuchtung erhalten.“
Hier möchten wir einen persönlichen Blick hinter die Kulissen der Bayerischen Schlösserverwaltung ermöglichen: Was haben heutige Kastellane in einem Schloss zu tun, an was arbeiten unsere Restauratoren und was machen eigentlich unsere Gärtner im Winter? Wir möchten Euch die unentdeckten Seiten der Bayerischen Schlösserverwaltung zeigen und unsere Objekte auf diese Art auch außerhalb der Öffnungszeiten für Euch zugänglich machen.
von Raphael Beljung und Hannah Holland // Die Beleuchtungsbecken „die Grotte soll am Eingang eine magisch rothe und im Innern dasselbe eine blaue Beleuchtung erhalten.“
Die mehrfarbige Beleuchtung der Venusgrotte verzauberte schon die Zeitgenossen König Ludwigs II. und versetzt auch die heutigen Besucher noch in Staunen. Nahezu unlösbar waren die technischen Probleme in der Umsetzung der königlichen Wünsche hinsichtlich der Farbilluminationen, woran Expertengruppen aus verschiedenen Disziplinen über Jahre arbeiteten. Die lange Experimentierphase führte zu bedeutenden technikgeschichtlichen Innovationen in Bayern und brachte einige spannende Geschichten hervor …
Ein aufregendes und für alle Beteiligten sehr forderndes Projekt hat im November 2024 ein erfolgreiches Ende gefunden: Das Riesengemälde aus der Linderhofer Venusgrotte – es entspricht mit ca. 48 m2 einer kleinen Zweizimmerwohnung – ist restauriert und wohlbehalten an seinen originalen Standort zurückgekehrt.
„Wie unentbehrlich künstliche Blumen sind, bedarf wohl kaum einer Erwähnung, denn kurz ist die Zeit der Kinder Flora’s und man würde oft bei ihrem Verschwinden untröstlich seyn, wäre es nicht schon lange dem Fleiße gelungen, durch künstliche Nachahmung und Farbenpracht sich einigen Ersatz zu verschaffen; und wirklich hat es das rastlose Bestreben des immer sinnenden Geistes, die fleißige geschickte Hand hierin bereits zum Erstaunlichen gebracht.“
Wer in den vergangenen Monaten den Hofgarten Bayreuth besucht hat, dem ist es vielleicht schon aufgefallen: Besonders im Gartenbereich vor dem Italienischen Bau bis zum Sonnentempel ist derzeit viel los. Hier kann man das ganze Jahr über miterleben, wie gartendenkmalpflegerische Überlegungen Schritt für Schritt Gestalt annehmen.
1877 bekam Franz von Seitz von König Ludwig II. den Auftrag für den Entwurf eines „aus Eichen- und Lindenholz gebaute[n] Schiff[s], dasselbe muschelartig geschnitzt, durchaus mit Kupfer beschlagen, mit weißem Golde vergoldet und farbig lasirt, dazu ein geschnitzer lebensgroßer Amor und ein Delphin in Zink gegossen, in Naturfarben gemalt, 2 geschnitzte Tauben, reich geschnitzter Überzug, 4 reich geschnitzte vergoldete Ruder, von den feinsten Blumen gefertigte Guirlanden und einem Velour-Teppich für Verfuhr“.
Seit März befindet sich ein außergewöhnliches Fahrzeug aus dem 18. Jahrhundert wieder im Marstallmuseum von Schloss Nymphenburg. Der zur Sammlung des historischen Marstalls gehörende Gartenwagen ähnelt stark dem sogenannten Park-Phaeton des technikbegeisterten Kurfürsten Karl Theodor. Der Unterschied: Während der Phaeton mit Pferdestärken angetrieben wurde, musste den Tretantrieb des Gartenwagens ein auf den Pedalen hinter dem Sitz stehender Lakai mit Muskelkraft in Bewegung setzen.
Die Erforschung, Konservierung und Neuerschaffung des Kristallthrons König Ludwigs II. kann nur als Erfolgsgeschichte betrachtet und sollte auch so erzählt werden. Meine erste Begegnung mit dem Thron auf dem Loreleyfelsen war im September 2012.
Unter Anleitung von August Dirigl erschufen Handwerker die Venusgrotte Linderhof in Form einer künstlichen Tropfsteinhöhle: Auf dem Unterbau aus Bandeisen, Rundeisen, Draht, Metallgittern oder grobem Textil entstand eine aus Mörtel geformte imitierte Gesteinsoberfläche. Die artifiziellen geologischen Formationen erscheinen steinfarben in verschiedenen Grau- und Brauntönen, scheinbar unbehandelt und ohne malerische Differenzierung – der Blick ins Detail offenbart jedoch eine Vielfalt bewusst eingesetzter ungewöhnlicher Materialien und Techniken zur Gestaltung der gesamten Raumschale.
Eine naturrealistische Kunsthöhle wünschte sich König Ludwig II. für seinen Schlosspark in Linderhof, um dort die Blaue Grotte von Capri zusammen mit der Venusgrotte aus der Oper Tannhäuser zu inszenieren.