Alle Artikel mit dem Schlagwort: François Cuvilliés

karl albrecht kaiser

Ein Rokoko-Kaiser? Erinnerungen an Karl VII. Albrecht zum Jubiläumsjahr 2022

„Himmel, was hatte der Mann für Augen! Wie melancholisch blickte er unter den gesenkten Augenwimpern hervor!“ Begeistert gab sich die junge Patrizierin Elisabeth Textor, die später als Märchen erzählende „Frau Rat“, vor allem aber als Mutter von Johann Wolfgang Goethe in die (Literatur-)Geschichte eingehen sollte, dem Sex-Appeal des bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht (1697-1745) hin, als dieser anlässlich seiner anstehenden Erhebung zum Kaiser Anfang 1742 in einer goldglänzenden Karosse Einzug in die Krönungsstadt Frankfurt hielt.

Maria Antonia von Bayern

Maria Antonia Walpurgis – bayerische Prinzessin, sächsische Kurfürstin, Künstlerin mit vielen Talenten

Maria Antonia Walpurgis (lebte 1724-80), geborene Prinzessin von Bayern und spätere Kurfürstin von Sachsen, sticht unter den musikbegeisterten Mitgliedern der Wittelsbacher Dynastie als vielseitige Künstlerin hervor, die mit ihren Werken weit über die höfische Liebhaberei hinausging. Sie wirkte als Opernkomponistin, Librettistin und Sängerin, daneben auch als Schriftstellerin und Malerin. „Euch, Madame, war es vorbehalten, so viele Talente zu großen Tugenden zu vereinigen“ urteilte Friedrich der Große, mit dem sie lange Zeit korrespondierte.

Feuerfest, abwaschbar, höhenverstellbar und zum Drehen – Die innovative Bühnentechnik des alten Cuvilliés-Theaters

Wer bei einem Besuch der Residenz heute in die weiß-goldene Pracht des Zuschauerraums aus dem alten kurfürstlichen „Opera-Hauß“ eintritt, dessen geschnitzte Einbauten knapp der Vernichtung im Zweiten Weltkrieg entgingen und 1958 an neuer Stelle als heutiges „Cuvilliés-Theater“ Wiederauferstehung feierten, wird vor allem vom überwältigenden Raumeindruck dieses Rokokokunstwerks gefangengenommen: Sanft beschienen von der auf Kerzenstärke gedimmten Beleuchtung tragen die fantasievollen Skulpturen der Logenrahmungen, deren elegant geschwungene Ornamentik und der schillernde Glanz der rot gelüsterteten „Drapperien“ aus Holz dazu bei, den Besucher in die Mitte des 18. Jahrhunderts zu versetzten…

Amalienburg Nymphenburg Kochstelle

Ausgekocht! – François Cuvilliés revolutioniert die Küchentechnik

Im April 2018 ist es 250 Jahre her, dass eine bedeutende Künstlerpersönlichkeit des Rokoko, François Cuvilliés, mit 73 Jahren nach einem langen, arbeitsreichen, mit Erfolgen, Enttäuschungen und Überraschungen gut gefüllten Leben starb – fern seiner niederländischen Heimat in München, wo er unter der Herrschaft dreier Kurfürsten als „Dessinateur“ und später als Hofbaumeister gedient hatte. Eine Überraschung für ihn selbst dürfte die bayerische Karriere Cuvilliés durchaus gewesen sein, fing es doch schon damit an, dass die Wiege des kleinen, 1695 geborenen François beim Schaukeln nicht das Gefälle des Voralpenlandes nutzen konnte, sondern im flachen Hennegau stand.

Nichts bleibt, wie es is(s)t…. – Der verschwundene Speisesaal des François Cuvilliés

So mancher, der heute durch die über 120 Schauräume unserer Residenz wandert und die oft gleich mehrfach vorhandenen, prachtvoll ausgestatteten Schlafzimmer, Schreibkabinette, Festsäle und Vorzimmer bewundert, vermisst in diesem ganzen höfischen Ausstattungsluxus oft zwei Sorten von Gemächern, die mittlerweile zum wohnen einfach dazugehören: Badezimmer und ein Raum für die täglichen Mahlzeiten. Das Fehlen von repräsentativen und kommoden Badezimmern in unserem Schloss ist ein betrübliches und etwas anrüchiges kulturhistorisches Thema, das demnächst einmal in einem eigenen Beitrag behandelt werden soll. Die vergebliche Suche nach einem gemütlichen Esseckchen für den bayerischen Kurfürsten und seinen Hofstaat hat hingegen seine eigene Geschichte:

„Ich will selbst schauen, kein Schauobjekt sein!“ – die Separatvorstellungen für Ludwig II.

  „Das Empfangszimmer der Gräfin du Barry. Rechts im Hintergrund ein äußerst prächtiges Ruhebett. – Bedienter (reißt die Tür auf): „Der Marschall Herzog von Richelieu“ – Der Herzog von Aguillon: „Das wusste ich wohl, dass mein venerabler Herr Onkel nicht auf sich warten lassen würde…“ – Mit diesen Textzeilen, die mitten in die umtriebige Arbeits- und Lebenswelt der letzten Mätresse Ludwigs XV., der Gräfin du Barry, nämlich deren sündiges Schlafzimmer am Hof von Versailles, führen, beginnt am 6. Mai 1872 die erste der berühmten Separatvorstellungen für König Ludwig II.

München_Cuvilliestheater

Domino spielen im Cuvilliés-Theater: Der Hofball von 1765

Wer den heute am Brunnenhof eingerichteten Zuschauersaal aus Cuvilliés ehemaligen „Hof-Opera-Hauß“ zum ersten Mal betritt, dem verschlägt es angesichts der Pracht dieses weiß-rot-goldenen Rokoko(T)raums meist zunächst kurzfristig den Atem: Über die vier, mit geschnitzten Draperien verhängten Ränge hinweg entwickelt sich eine übergreifende Ornamentik aus bewegten Figuren und geschwungenen Rocaillen (asymmetrischen Muschelformen), die sich zu einem harmonischen und zauberhaften Ganzen fügen.

Hofgarten_Schnee_VERONIKA_FREUDLING

Künstlerisch wertvoll frieren – historisches Heizen in der Residenz

Wintereinbruch in München – Temperatursturz und Schneetreiben. Was am Wochenende draußen auf dem Land als verschneite Postkartenidylle wahrgenommen wird, bedeutet alltags vor allem verspätete Trambahnen, ständig nasse Schuhe und eine erkältungslastige feuchte Kälte, gegen die weder die Hitze noch die pappige Süße des vorweihnachtlichen Glühweins ankommen. Auch in der Residenz hat man dem Beginn der kalten Jahreszeit über Jahrhunderte hinweg eher seufzend entgegengesehen.