Alle Artikel in: Residenz München

 

Von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Revolution und der Absetzung der Wittelsbacher 1918 ist die Münchner Residenz die wichtigste Regierungszentrale und das Herz Bayerns gewesen. Die zahlreichen Geschichten, welche dieser besondere Schauplatz bisher erlebt hat, werden in dieser besonderen Kategorie von unserem Kurator Dr. Christian Quaeitzsch mit einer guten Portion Humor erzählt!

Karl Theodor vs. Dan Brown – Die Illuminaten

„Das Gerücht, das schnellste aller Übel/[…].Ein schreckliches Monster, riesig, das so viel, wie es Federn hat, /ebenso viele wachsame Augen darunter besitzt, wundersam zu erzählen;/so viele Zungen, ebenso viele Münder ertönen, so viele Ohren richtet es auf.“ Resigniert, ja ängstlich, schildert der römische Dichter Vergil in seinem Epos „Aeneis“ die riesige, stets wachsende Fama, die unaufhaltsame Göttin des Gerüchts.

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Märchenhafte Wiedererweckung: Amor und Psyche in der Residenz

„Wieviel blindes Vertrauen braucht ein stabiles Miteinander?“ „Werde ich von Dir gesehen?“ „Kenne ich meinen Partner eigentlich wirklich?“ Solche Fragen füllen landauf, landab vielseitige Beziehungsratgeber in Supermärkten oder Buchläden (sowie als klingende Münze die Taschen ihrer Autoren und Autorinnen). So mancher dornige Forschungszweig möchte in diesen existentiellen Unsicherheiten Hilfestellung leisten – und verweist dabei auf die Welt des Märchens mit seiner tiefenpsychologischen Symbolik: Tatsächlich mögen zwischen bösen Stiefmüttern, drei unerfüllbaren Wünschen und selbstermächtigten Prinzessinnen in Kürbis-Cabriolets zielführende Antworten schlummern.

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„Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühn?“ – Es ist nicht Bayern! Kurfürst Karl Theodors Italienreisen

„CAROLUS THEODORUS ABSENS PATRIAE MEMOR BOIARIAE SUAE“ So steht es in schimmernden Lettern und vornehmem Latein an der Basis der berühmten, goldbronzenen Nachbildung der römischen Trajanssäule in der Schatzkammer der Residenz, gefolgt von einer Unzahl der so praktischen römischen Buchstaben-Zahlen, die mühselig zusammenaddiert auf das Jahr 1783 verweisen.

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„Ciao, Servus und Pfiad di!“ – Kurfürst Karl Theodor und Bayern

„Jetzt sind Deine guten Tage vorbei!“ …soll er gedacht haben, der – damals noch – pfälzische Kurfürst Karl Theodor (1724-1799), als ihn am frühen Abend des Silvestertages 1777 in der Kapelle seines riesenhaften Mannheimer Schlosses eine hektische Trauernachricht erreichte: Wenige Stunden zuvor und rund fünfzig (alte deutsche) Meilen entfernt war sein drei Jahre jüngerer Verwandter, Bayerns Herrscher Max III. Joseph „der Vielgeliebte“, mit nur fünfzig Jahren an einer Pockeninfektion gestorben! Mit diesem Tod war Karl Theodor der bayerische Kurstaat als Erbe zugefallen, zusammen jedoch mit der in mehreren dynastischen Familienverträgen beschworenen Pflicht, den ausgedehnten, aber verstreuten Wittelsbacher Besitz in der Pfalz und am Niederrhein – sowie nun auch noch zwischen Inn und Isar – künftig von München aus zu regieren…

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Glasklar und kostbar – Bergkristall in der Residenz-Schatzkammer und eine kleine Entdeckung

Wer nicht wie der befiederte Trillionär und Entenhausener Großunternehmer Dagobert Duck seine vorzügliche Freude darin findet, erfrischende Münzbäder in purem Gold zu nehmen, kann sich von der umfassenden Allgegenwärtigkeit des gelbstrahlenden Edelmetalls in der Residenz-Schatzkammer schon mal überfordert fühlen: Wie der mythologische König Midas, der alles, was er berührte, in Gold verwandelte, hungert und dürstet es so manchen zwischen schimmernden Kelchen und glänzenden Prunkplatten nach anderen Preziosen. Umso erfrischender, wenn man hinter dem zentralen Raum, der die funkelnden Kroninsignien der bayerischen Könige birgt, auf eine Sammlung wasserklarer, scheinbar gläserner Kannen, Pokale und Schalen stößt. Wunderbar elegant und formschön – aber im Vergleich zu den restlichen Gold-und Juwelenorgien auch gleichermaßen kostbar?

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„Alle Vögel sind schon (wieder) da“! Ein restauriertes Vasenpaar mit Mikromosaik im Residenzmuseum stellt sich vor

Mit Reiseandenken ist es so eine vertrackte Sache! Wer kennt das nicht? – vor der beglückenden Traumkulisse des geliebten Urlaubsorts und von südlicher Sonne vorteilhaft ausgeleuchtet, wirkt die Auslage der Touri-Shops an der Strandpromenade nur allzu verheißungsvoll. Der Preis, vielleicht auch noch in einer in Ferienlaune schwer berechenbaren Fremdwährung, scheint für ein landestypisches Stück Kunsthandwerk angemessen.

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Verzweigte Symbolik – Korallenkunst in der Residenz

„Vor dem Antiquario draussen ist ain Sälin, in disem ein trog, vmbhero Bilder von Corallen, Berlenmutter, muschlen, allerlay ertz: vnd stueffen…“. Fasziniert berichtet der Augsburger Kunstagent und Sammler Philipp Hainhofer (1578-1647) von den exklusiven Wunderwerken der Münchner Residenz, die er 1611 besichtigte – wohl inmitten von emporwachsenden Gerüsten, dem Staub und dem Lärm der Handwerker, denn schließlich wurde der gewaltige Komplex gerade in diesen Jahren umfänglich auf Geheiß von Herzog (später Kurfürst) Maximilian I. (reg. 1597-1651) baulich erweitert und künstlerisch neu ausgestattet.

Toison ('Orden vom Goldenen Vlies'), zweiteiliger Coulant mit dichtem Brillantenbesatz, Ansicht von vorne, München, 1761, Brillanten, Gold, vergoldetes Silber, Glas, Inv.-Nr. ResMüSch.0310. Residenz München, Schatzkammer

Vom Feuerstein zum Edelstein und edlem Sein – die Orden vom Goldenen Vlies in der Münchner Schatzkammer

Wer sich im zentral gelegenen Ausstellungsraum der Münchner Schatzkammer nicht vom Goldglanz und Brilliantgeflimmer der dort ausgestellten bayerischen Kroninsignien ablenken lässt, dessen Netzhäute werden an der Südwand nicht minder in Anspruch genommen: Denn dort glitzern die auf zwei großformatigen Samttablaren präsentierten Ordenskleinode, die von verschiedenen Mitgliedern des Hauses Wittelsbach im Lauf der Jahrhunderte auf stolzgeschwellter Brust herumgetragen wurden – mit oder ohne farblich passender Schärpe. In goldener Fassung, verziert mit farbigem Email und mit edlem Gestein (sowie hie und da etwas „Aushilfe“ aus Buntglas) besetzt, strahlen den Besucherinnen und Besuchern hier an vorderster Front die Ordenssterne und -kreuze der beiden Wittelsbacher Hausorden des heiligen Georg und des heiligen Hubertus entgegen: Im 18. Jahrhundert wurden beide von den Häuptern des altbayerischen bzw. des pfälzischen Dynastiezweiges begründet oder genauer aus mittelalterlichen Vorläufern wiederbelebt, was wir uns jeweils bereits früher in eigenen Blogbeiträgen angeschaut haben.

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Klein aber (sehr) fein: Die neu eingerichteten Kabinette der „Kurfürstenzimmer“ stellen sich vor!

In der sommerlichen Schwüle, die in den Juliwochen in den Residenzräumen herrscht(e), versteht man schon, warum die hochwohlmögenden Bewohner dieser Prunkräume einst ab Mai hastig die Koffer zu packen pflegten und gern in die luftigere „campagne“ der Nymphenburger Sommerresidenz übersiedelten. Gerade in den kleinen Kabinetten, welche die geradlinig hintereinander angeordneten Herrscherappartements in der Regel beschließen und als (leicht beheizbare) mollig warme Rückzugsorte dienten, wird es heuer schnell drückend. Trotzdem war der Eintritt in diese „cabinets“ bei Höflingen einst hochbegehrt, gehörten sie doch zur intimen und exklusiven Lebenssphäre der Mächtigen.

It’s not just the music! – Orlando di Lasso als Impro-Comedystar am Münchner Hof

In unserem letzten Beitrag zur Residenz haben wir die Hofkapelle vorgestellt – ein guter Aufhänger, um heute bei diesem Thema erneut einzusetzen, denn die Münchner Kapelle bezeichnete nicht nur einen prachtvollen Bau-, sondern auch einen institutionell wie personell beeindruckenden Klangkörper, der liturgisch ebenso wie weltlich musizierte. In Gestalt des berühmten Bayerischen Staatsorchesters existiert die „Hofkapelle“ letztlich bis heute fort und kann in diesem Jahr 2023 ihren 500. Gründungsgeburtstag feiern!