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Weltkulturerbe und Wein in Würzburg

putto wein würzburg

Von Tobias Grill //

Bei einem Besuch der Würzburger Residenz zu Beginn des Herbstes fallen einem vielleicht große Anhänger auf, die vor dem Südflügel des Schlosses abgestellt sind. Im Gebäude selbst bemerkt man dann an manchen Stellen einen Geruch, den man nicht unbedingt sofort mit einem Museum in Verbindung bringt: es riecht nach Gärung, nach Wein! Der Keller des UNESCO-Weltkulturerbes ist nämlich nicht nur ein historischer Weinkeller, sondern ein immer noch aktiv genutzter Teil eines tatsächlichen Weingutes, dem Staatlichen Hofkeller.

Weinkeller für die Fürstbischöfe

Der Hofkeller lässt sich bis ins Jahr 1128 nachweisen und ist damit eines der ältesten und immer noch eines der größten Weingüter in Deutschland! Einst von den Würzburger Fürstbischöfen gegründet, war diese Institution Teil der Hofhaltung. Der Weinkeller zog im frühen 13. Jahrhundert mit den Landesherren von der Stadt zuerst in die über Würzburg thronende Festung Marienberg. Dann, im 18. Jahrhundert, fand er endgültig seine heutige Heimat in der neuerbauten Residenz. Neben den modernen Edelstahltanks findet man hier auch noch viele Fässer der damaligen Zeit, darunter ganz besondere Prunkstücke: die sogenannten Beamtenfässer. Das große Fass hat ein Fassungsvermögen von 50.000 Litern, die zwei kleineren von jeweils 20.000 Litern.

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Die Beamtenfässer; Foto: Staatlicher Hofkeller Würzburg/ Katrin Heyer Fotografie

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Der Staatliche Weinkeller Würzburg; Foto: Staatlicher Hofkeller Würzburg

Wein als Zahlungsmittel

So gerne die Fürstbischöfe vielleicht auch den Wein selbst getrunken haben dürften, braucht ein Regent aber noch lange keinen Keller mit 4557 m² für sich alleine. Zum einen wurden täglich hunderte Menschen mit Essen bei Hofe versorgt, zu dem selbstverständlich immer Wein gereicht wurde. Zum anderen könnte man den Hofkeller durchaus mit einer Art Zahlungsstelle vergleichen. Damals war Wein nämlich nicht nur ein Handelsgut, dessen Einnahmen sicher auch zur Errichtung der Residenz beigetragen haben dürften, er war Zahlungsmittel! Beamte des Hofes wurden teils auch in Naturalien entlohnt, neben Holz zum Heizen und Futter für die Pferde, stand jedem auch eine gewisse Menge Wein zu. So wissen wir, dass beispielsweise Balthasar Neumann, der berühmte Architekt der Residenz, jährlich auch ein Fuder Wein, also etwa 900 Liter, erhielt. Das sollte durchaus ausreichen für 365 Tage.

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Wein fließt auch im Deckengemälde des Kaisersaals (Gartensaal) der Residenz Würzburg

Ein genauer Blick lohnt sich

Heutzutage bekommt man beim Besuch der Residenz (bedauerlicherweise) keinen Wein. Man findet aber das Thema Wein, Weinbau und Weintrauben an vielen Stellen und aus unterschiedlichen Materialien im Schloss. In einem der ersten zu besichtigenden Räume, im Gartensaal, trifft man gleich mal Bacchus an, der weinselig am Gastmahl der Götter teilnimmt. Er bevorzugt offensichtlich einen leichten Rotling, es fließen hier nämlich Rot-und Weißwein zusammen in einen Pokal. Auch beim im Zeitalter des Barock beliebten Thema der vier Jahreszeiten wird der Herbst klassischerweise mit der Weinlese in Verbindung gebracht und entsprechend mit Trauben dargestellt, wie bei einem charmanten Putto auf dem Ofen im Weißen Saal (sieher unser Titelbild).

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Die wertvollen Möbel aus der Manufaktur Roentgen, die man in den sogenannten Nördlichen Kaiserzimmern findet, zeigen als exquisite Einlegearbeiten ebenfalls Trauben als Zierrat. Und selbst in dem ein oder anderen Lüster finden sich Anhänger (Pendeloques), die wie Weintrauben geformt sind. Es lohnt sich in der Würzburger Residenz also immer, auf Details zu achten!