Der Regenbogen & die magische Beleuchtung in der Venusgrotte
von Raphael Beljung und Hannah Holland // Die Beleuchtungsbecken „die Grotte soll am Eingang eine magisch rothe und im Innern dasselbe eine blaue Beleuchtung erhalten.“
von Raphael Beljung und Hannah Holland // Die Beleuchtungsbecken „die Grotte soll am Eingang eine magisch rothe und im Innern dasselbe eine blaue Beleuchtung erhalten.“
Die mehrfarbige Beleuchtung der Venusgrotte verzauberte schon die Zeitgenossen König Ludwigs II. und versetzt auch die heutigen Besucher noch in Staunen. Nahezu unlösbar waren die technischen Probleme in der Umsetzung der königlichen Wünsche hinsichtlich der Farbilluminationen, woran Expertengruppen aus verschiedenen Disziplinen über Jahre arbeiteten. Die lange Experimentierphase führte zu bedeutenden technikgeschichtlichen Innovationen in Bayern und brachte einige spannende Geschichten hervor …
Ein aufregendes und für alle Beteiligten sehr forderndes Projekt hat im November 2024 ein erfolgreiches Ende gefunden: Das Riesengemälde aus der Linderhofer Venusgrotte – es entspricht mit ca. 48 m2 einer kleinen Zweizimmerwohnung – ist restauriert und wohlbehalten an seinen originalen Standort zurückgekehrt.
„Wie unentbehrlich künstliche Blumen sind, bedarf wohl kaum einer Erwähnung, denn kurz ist die Zeit der Kinder Flora’s und man würde oft bei ihrem Verschwinden untröstlich seyn, wäre es nicht schon lange dem Fleiße gelungen, durch künstliche Nachahmung und Farbenpracht sich einigen Ersatz zu verschaffen; und wirklich hat es das rastlose Bestreben des immer sinnenden Geistes, die fleißige geschickte Hand hierin bereits zum Erstaunlichen gebracht.“
Ein Beitrag von Veronika Endlicher, Theresa Häusl und Oliver Schach // „Möbel der Lüfte“ – so umschrieb Peter Rath ein charakteristisches Produkt des Wiener Handwerksbetriebs Lobmeyr, das in großer Stückzahl für Schloss Herrenchiemsee hergestellt wurde und das weit mehr als bloße Funktionalität verkörperte: 54 Kristalllüster schmücken die historischen Prunkräume des Schlosses.
Seinen Geburtstag am 25. August feierte König Ludwig gerne in der einsamen bayerischen Bergwelt, weit entfernt von der Residenzstadt München. Im August 1874 und 1875 verschwand er aber plötzlich für mehrere Tage aus seinem Königreich, ohne die Öffentlichkeit davon zu unterrichten. Die hektischen Fahndungen der nationalen wie internationalen Presse lösten das Geheimnis um die royalen Reisedestinationen schnell, auch wenn es sehr schwierig war, der „durchgebrannten Majestät“ auf ihren frankophilen Kunstrecherchen auf den Fersen zu bleiben.
1877 bekam Franz von Seitz von König Ludwig II. den Auftrag für den Entwurf eines „aus Eichen- und Lindenholz gebaute[n] Schiff[s], dasselbe muschelartig geschnitzt, durchaus mit Kupfer beschlagen, mit weißem Golde vergoldet und farbig lasirt, dazu ein geschnitzer lebensgroßer Amor und ein Delphin in Zink gegossen, in Naturfarben gemalt, 2 geschnitzte Tauben, reich geschnitzter Überzug, 4 reich geschnitzte vergoldete Ruder, von den feinsten Blumen gefertigte Guirlanden und einem Velour-Teppich für Verfuhr“.
Die Erforschung, Konservierung und Neuerschaffung des Kristallthrons König Ludwigs II. kann nur als Erfolgsgeschichte betrachtet und sollte auch so erzählt werden. Meine erste Begegnung mit dem Thron auf dem Loreleyfelsen war im September 2012.
Am 12. Juli 2025 nahm das UNESCO-Welterbekomitee auf seiner 47. Sitzung in Paris die von König Ludwig II. geschaffenen Schlösser Neuschwanstein, Linderhof mit dem Königshaus am Schachen und das Neue Schloss Herrenchiemsee in den erlesenen Kreis der Welterbestätten auf. Nach jahrelangen Vorbereitungen und einigen Hürden war die Freude darüber nicht nur bei den Antragstellern der Bayerischen Schlösserverwaltung und den vielen Unterstützern in Bayern groß. Die weltweite positive Resonanz auf diese Meldung war riesig und sie zeigt, dass Ludwigs Traumschlösser die Eintragung der Königsschlösser in die Welterbeliste mehr als verdient haben.
Unter Anleitung von August Dirigl erschufen Handwerker die Venusgrotte Linderhof in Form einer künstlichen Tropfsteinhöhle: Auf dem Unterbau aus Bandeisen, Rundeisen, Draht, Metallgittern oder grobem Textil entstand eine aus Mörtel geformte imitierte Gesteinsoberfläche. Die artifiziellen geologischen Formationen erscheinen steinfarben in verschiedenen Grau- und Brauntönen, scheinbar unbehandelt und ohne malerische Differenzierung – der Blick ins Detail offenbart jedoch eine Vielfalt bewusst eingesetzter ungewöhnlicher Materialien und Techniken zur Gestaltung der gesamten Raumschale.