War is over? – Das schon, aber Bauwerke haben ein langes Gedächtnis.
Heute vor 67 Jahren… Warum uns der 16. März 1945 in der Hofkirche der Residenz Würzburg noch heute Kopfzerbrechen bereitet, und warum dort momentan noch ein Stangenwald aus Gerüstteilen den Zugang verwehrt, dazu kommen wir gleich.
Aber wundern wir uns zuerst mal ein bisschen über die ungewöhnlichen Architekturformen dieser Palastkirche der Würzburger Fürstbischöfe.
Das Runde muss ins Eckige
Als hätte Balthasar Neumann, dem Barockbaumeister mit dem genialen räumlichen Vorstellungsvermögen, eine sportliche Problemstellung vorgeschwebt, so mutet die Raumlösung der Würzburger Hofkirche an. In die streng quaderförmige Südwestecke der Residenz fügte er einen bewegten Kirchenraum aus drei aneinander geschobenen Ovalen ein, so dass sämtliche Innenwände in Kurven aufgelöst erscheinen.
1732/33 wurde der Rohbau errichtet und mit drei Ovalkuppeln überwölbt. Nach Fertigstellung der ungeheuer aufwändigen Stuckdekorationen, Vergoldungen, Stuck- und Marmorskulpturen und der Ausmalung der Kuppeln durch Johann Rudolph Bys wurde die Kirche 1743 geweiht.
Feuersturm 1945
Vor 67 Jahren, am 16. März 1945 abends, heulen in Würzburg wieder einmal die Luftschutzsirenen. Die Menschen hasten in die Keller und Schutzräume, doch Tausende von Ihnen werden den nächsten Tag nicht mehr erleben. 236 Bomber der Royal Air Force sind im Anflug auf die Stadt. In nur 12 Minuten, zwischen, 21:30 und 21:42 Uhr, werfen sie fast 400 Tonnen Sprengbomben und über 300.000 Stabbrandbomben ab. Ein bis zu 2000 Grad Celsius heißer Feuersturm entsteht, noch aus 200 Kilometern Entfernung ist der Widerschein der brennenden Stadt zu sehen. Etwa 5000 Menschen sterben in dem flammenden Inferno. In der Altstadt bleiben ganze sieben Häuser unversehrt und im gesamten Stadtgebiet werden über 80 Prozent der Wohnhäuser, fast alle öffentlichen Gebäude und 35 Kirchen zerstört. Neben Dresden und Pforzheim gehört Würzburg zu den am schwersten kriegszerstörten Städten Deutschlands.
Retten, was zu retten ist
Eine erste Restaurierung bemühte sich 1959-1962 die geschädigten Oberflächen und Vergoldungen zu erneuern, die verlorenen Partien der Deckengemälde wurden rekonstruierend neu gemalt. Doch die Schäden saßen tiefer in der Substanz. Gold- und Farbschollen sowie ganze Putzteile lösten sich immer großflächiger.
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