Hochbetrieb in der Schlösserverwaltung – und natürlich auch in der Residenz: Kaum ist die königliche „Götterdämmerung“ verblasst – die überaus erfolgreiche Landesausstellung in Schloss Herrenchiemsee, die 2011 anlässlich des 125-jährigen Todestags Ludwigs II. Leben und Lebenswelt des Märchenkönigs vorstellte – , da wirft das nächste Jubiläum schon seine Schatten voraus: Am 7. Juli jährt sich zum 350. Mal der Geburtstag des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel (1662-1726), der erstmals von seinen osmanischen Gegnern respektvoll als „Mavi Kral“ bezeichnet wurde.
Es ist dieser Ehrentitel, dem man später ungenau als „blauer Kurfürst“ übersetzte – und der im übrigen nicht aufgrund zweifelhafter alkoholischer Exzesse vergeben wurde, sondern wegen der farbigen Uniform, in der der erfolgreiche Feldherr während der Türkenkriege auftrat.
Die faszinierende Persönlichkeit dieses barocken Kurfürsten, dessen dramatisches, fast wie ein Hollywoodfilm verlaufenes Leben von kühnsten Träumen und schwersten Niederlagen im ewigen Wechsel gezeichnet war, bietet genug Stoff, uns ein Jahr lang in Atem zu halten – und mit uns hoffentlich auch unsere Besucher. Mehr als Grund genug also, Max Emanuel als „unser“ BSV-Jahresthema im Rahmen der MUSEO-Blog-Parade 2012 kurz vorzustellen:
Schon seine Geburt 1662 ist wie ein Wunder gefeiert worden. Waren ihr doch lange Jahre des vergeblichen Wartens auf einen männlichen Nachkommen für das Wittelsbacher Herrscherhaus vorangegangen. Ein kleiner Gott also, der da in der Residenz verhätschelt und mit einem strammen Selbstbewusstsein persönlicher Erwählung herangezogen wurde. Und der es dann auch konsequent als sein gottgegebenes Recht ansah, stets noch mehr zu wollen, dem das heimatliche Erbland Bayern zeitlebens zu klein sein sollte. So hat Max Emanuel lebenslang versucht, die Grenzen, die ihm gesetzt waren, zu überwinden. Er hat zunächst eine überaus erfolgreiche militärische Kariere in den fortwährenden Kriegen der Habsburger Kaiser gegen das osmanische Reich verfolgt.
Als Statthalter der Spanischen Niederlande (des heutigen Belgien) hat er über Jahre hinweg eine der reichsten und kulturell vielfältigsten Regionen des damaligen Europas beherrscht. Schließlich konnte er einige Zeit mit Recht darauf hoffen, für sein Haus das Erbe des maroden spanischen Weltreichs anzutreten und den Wittelsbachern eine mächtige Krone zu gewinnen. Dies ist die eine Seite. Auf der anderen steht das Scheitern dieser ehrgeizigen Träume, der Tod des kleinen Sohnes, der auf dem spanischen Thron sitzen sollte, die militärische Niederlage, die die Flucht aus Bayern und ein jahrelanges Exil in Frankreich nach sich zog.
Mit seinen großen machtpolitischen Ambitionen, seiner Leidenschaft für Kunst, seinem Hunger nach Luxus und Pracht, seinem Egoismus und seiner bedenkenlosen Großzügigkeit (vor allem auch sich selbst gegenüber) ist Max Emanuel der barocke Herrscher Bayerns schlechthin geworden. Und wie in einem barocken Festspektakel, das die unterschiedlichsten Attraktionen vor den Augen der Gäste entfaltet, reihen sich in diesem Jubliäums-Sommer und Herbst die Veranstaltungen, die an ihn erinnern:
Zur Feier des 350. Geburtstags im Juli finden zahlreiche Sonderführungen, Konzerte und Veranstaltungen in Nymphenburg und Schleißheim, Max Emanuels bedeutendster architektonischer Schöpfung statt. Hier wird auch ein neu gestalteter Dokumentationsraum rechtzeitig zum Jubiläum die Besucher mit spannenden Informationen über den Kurfürsten und sein Schloss versorgen.
Ebenfalls wird die Restaurierung seines herrlichen Prunkschlittens im Nymphenburger Marstallmuseum als würdiges Geburtstagsgeschenk abgeschlossen sein.
Gleich im Oktober geht es dann in der Residenz München weiter: Auch die 10. Residenzwoche (NOCH ein Jubiläum…) steht im Zeichen Max Emanuels: Hier werden vor allem die barocken Festlichkeiten am Münchner Hof und die spannende Persönlichkeit von Max Emanuels Mutter, der italienischen Prinzessin Henriette Adelaide von Savoyen, viele ungewöhnliche und hoffentlich neue Einblicke bilden. Selbstredend, dass wir auch hier auf unserem Blog immer wieder die verschiedenen Facetten des blauen Kurfürsten unter die Lupe nehmen werden.
Genug zu tun also, und wenn es uns gelungen ist, Euch neugierig zu machen auf dieses pralle Stück Leben, dass wir in diesem Jahr feiern wollen, hat sich die Mühe schon gelohnt – man darf gespannt sein!
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