Derzeit arbeitet die Bayerische Schlösserverwaltung an einem neuen Ausstellungsraum zu den Pferden des Ansbacher Hofs im 18. Jahrhundert, insbesondere zu drei historisch bedeutsamen Pferdepräparaten. Von vielen Ansbachern stark vermisst, waren die kuriosen Vierbeiner viele Jahre nicht ausgestellt. Als kleinen Vorgeschmack und für mehr Hintergrundinformationen wird es hier in den nächsten Wochen ein paar spannende Beiträge rund um das Thema „Pferde am Hof“ für euch geben.
Ein barocker Fürstenhof war ohne Pferde undenkbar: Sie waren als Reit- und Kutschtiere, auf Jagden oder in Kriegen unverzichtbar. Entsprechend viel Raum und Personal nahm die umfangreiche „Logistikabteilung“ des Fürstenhofs ein. Fürstliche Ställe, Reithäuser und natürlich die Tiere selbst waren Element der fürstlichen Repräsentation. So mancher Fürst widmete sich ausgiebig seinen Pferden und der Pferdezucht. Dazu gehörten auch die Ansbacher Markgrafen. Besondere Bekanntheit erlangte die ambitionierte „Stuterei“ in Triesdorf, eingerichtet vom Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich (reg. 1729 bis 1757) und fortgeführt von dessen Sohn Carl Alexander (reg. 1757 bis 1791). Hier wurden englische Vollblutstuten mit orientalischen Hengsten gekreuzt.
Die Residenz Ansbach besaß einen Marstall, dessen vierflügeliger Bau bis heute an die Residenz angrenzt, ein Reithaus, eine Reitbahn sowie ein Jagdzeug- und Kutschenhaus. Auch die anderen Schlösser der Ansbacher Markfragen verfügten über eine entsprechende Infrastruktur.
Im Jahr 1786 beschreibt der Markgräflich-Brandenburgische Geheime Kanzlist und Heimatfoscher Johann Bernhard Fischer den ab 1727 errichteten Marstall der Ansbacher Residenz als „die herrschaftlichen sehenswürdigen Ställe, mit den auserlesensten und kostbarsten Pferden“ (S. 71). Hier fanden 122 Pferde Platz: die Leibpferde des Markgrafen, die Hengste und die „Klepper“, wie man damals gewöhnliche Reitpferde nannte, untergebracht. Ein Mittelgang lag zwischen den Ständen für die Pferde. Die Säulen zwischen den einzelnen Ständen besaßen als oberen Abschluss blaue Kugeln, auf denen vergoldete Adler thronten. Der Brandenburger Adler war ein Wappentier der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach.
Die vier Flügel des Marstalls umgeben bis heute einen rechteckigen Hof, der einen ovalen Longierplatz enthielt. In den Zwickeln hinter den ovalen Mauern waren Fischbassins für die Speisefische untergebracht. Doch im Marstallbereich lebten nicht nur Pferde und Fische: Das Marstallgebäude war zugleich das Küchengebäude, im Obergeschoss waren Wohnungen für Angehörige des Hofstaats, die Rüst-, Sattel- und Gewehrkammern sowie der Fechtboden untergebracht. Fischer (1786, S. 70) berichtet:
„Die Rüst- und Sattelkammern sind sehenswürdig. […] in der Sattelkammer werden die kostbarste, sammtene, mit Gold und Silber reich gestickte Sättel, Schabracken, Reutzeuche, Schlittengeschirre, und mehreres, durch den aufgestellten Rust- und Sattelverwalter gezeigt.“
Ein Großteil dieser prächtigen, repräsentativen Sammlung hat sich nicht erhalten. Drei besonders spannende „Objekte“ haben jedoch in den Sammlungen der Bayerischen Schlösserverwaltung überlebt: Drei seltene Pferdepräparate des 18. Jahrhunderts.
1736 fanden drei Pferdepräparate, streng symmetrisch aufgereiht, Aufstellung in der neu errichteten Prunk-Sattelkammer, wie uns die Notizen des Hofarchitekten Leopoldo Retti überliefert haben. Ob es sich bei diesen drei Präparaten um die heute zu sehenden handelt, ist ungewiss: 1734 notiert etwa der Obriststallmeister von Schaumberg, der Markgraf habe die Präparierung eines „bey dem hochfürstl. Marstall crepirten porcellain Scheckens“ beauftragt, um diese in der Rüstkammer aufstellen zu lassen. Dieses Tier hat die Zeiten nicht überdauert, ist aber ein Beispiel dafür, dass gelegentlich besondere Pferde, gerade auch solche seltener Fellfärbung, präpariert und ausgestellt wurden. 1786 berichtet der Hof-Kanzlist Fischer (S. 70f.) von einem in der Sattelkammer ausgestellten Pferd, das gemeinsam mit dem Markgrafen Georg Friedrich 1703 in der Schlacht von Schmidmühlen gefallen sei:
„Gleich bei dem Eingang in die Sattelkammer findet man dasjenige Pferd ausgestopft, welches der höchstselige Markgraf Georg Friedrich in der Schlacht bey Schmidmühlen in der obern Pfalz, geritten; bey welcher Attaque dieser gute Fürst durch einen Musketenschuß im 1703. sein Leben verlohr. Die mit Blut bespritzten fürstlichen Kleider desselben werden in einem daneben befindlichen Wandbehälter aufbewahrt.“
Das angebliche Einschussloch ist bis heute in der Brust des braunen Pferdes sichtbar.
Im 19. Jahrhundert gesellen sich weitere Überlieferungen hinzu, die angebliche „Heldentode“ unserer dreier Tiere beschreiben: 1893 berichtet Julius Meyer in seinem Schlossführer über die damals in der „Gotischen Halle“ ausgestellten Tiere, bei ihnen handele es sich neben dem mit dem Markgrafen Georg Friedrich gestorbenen Tier um das ebenfalls in der Schlacht von Schmidmühlen gefallene Pferd seines Adjutanten sowie um einen „zu Tode gehetzte[n] Renner, auf welchem Markgraf Wilhelm Friedrich im Jahre 1710 auf die Nachricht vom Schloßbrande von Triesdorf in fast unglaublich kurzer Zeit nach Ansbach geritten ist.“
Ob die drei erhaltenen Präparate nun sämtlich „Helden“ waren, wie die Überlieferungen des 19. Jahrhunderts annehmen, oder gerade die beiden Schecken doch eher als besonders edle Pferde oder wegen ihrer seltenen Fellfärbung präpariert und ausgestellt wurden, bleibt ihr Geheimnis.
Literatur
Magdalena Bayreuther, Pferde und Fürsten. Repräsentative Reitkunst und Pferdehaltung an fränkischen Höfen (1600 – 1800), Würzburg 2014.
Johann Bernhard Fischer, Geschichte und ausführliche Beschreibung der Markgräflich-Brandenburgischen Haupt- und Residenz-Stadt Anspach, oder Onolzbach, und deren Merkwürdigkeiten; aus Urkunden, aeltern Schriftstellern und eigener Nachforschung gesammelt. Anspach 1786. Digitalisat online bei der Bayerischen Staatsbibliothek: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11278051_00005.html
Josef Maier, Residenzschloss Ansbach. Gestalt und Ausstattung im Wandel der Zeit, Ansbach 2005.
Julius Meyer, Ein Gang durch das Schloß Ansbach an der Hand des Prachtwerkes von Otto Lessing […], Ansbach 1893.