Es ist schwierig zu sagen, zu welcher Jahreszeit sich der Ausflug zu Schloss Blutenburg am meisten lohnt. Im Winter denke ich, dass es im Winter sein muss, wenn die großzügige Parkanlage unter einer Schneedecke verschwindet. Jeder Schritt knarzt dann unter den Füßen und sonst herrscht Stille, bis auf das freudige Gelächter der Schlittschuhläufer, die sich auf dem zugefrorenen Wassergraben vor dem Schloss vergnügen. Im Frühling bin ich mir jedoch sicher, dass es der Frühling ist, wenn die Luft noch so klar ist, die ersten Knospen aufgehen und die Vögel endlich wieder singen. Doch egal zu welcher Jahreszeit man sich für den Besuch von Blutenburg entscheidet, die Schlosskapelle ist immer einen Besuch wert.
Die Verdienste von Herzog Sigismund
Schon von außen sieht man den barocken Zwiebelturm der Kapelle über die Schlossanlage ragen. Sie wurde 1488 durch Herzog Sigismund erbaut, als sich dieser seiner Zeit auf Blutenburg zurückzog und das Schloss daraufhin baulich erweiterte. Obwohl damals bereits eine Kapelle in einem der Wehrtürme vorhanden war, wurde die heutige Schlosskapelle Hl. Dreifaltigkeit 1488 durch die Bauhütte der Münchner Frauenkirche, vermutlich nach Plänen von Jörg von Halsbach der Anlage hinzugefügt. Da Sigismund für die Ausstattung die besten Münchner Künstler seiner Zeit beauftragte, entstand ein bis heute gut erhaltenes Gesamtkunstwerk der Spätgotik.
Konservatorische Maßnahmen an der Außenfassade
Zu betreten ist die Kapelle über den Innenhof der Blutenburg. Rosa und grün angestrichen, mit dem bayerischen Rautenwappen im farbigen Wappenfries und der Darstellung des Gnadenstuhls über dem Portal erscheint sie heimelig einladend. Die Originalfresken an der Außenfassade aus der Zeit um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert befinden sich heute jedoch hinter Holzverschalungen. Nachdem sie Jahrhunderte den Witterungsprozessen ausgesetzt waren, war ihr Zustand in solch schlechter Verfassung, dass sich die Bayerische Schlösserverwaltung zu diesem konservatorischen Schritt entschied. Vor den Fresken links und rechts neben dem Eingangsportal, den Darstellungen vom Sündenfall und dem heiligen Onuphrius, befinden sich allerdings Schutzkästen mit interpretativ ergänzten Kopien. So kann auch der heutige Besucher noch einen Eindruck von der ursprünglichen Fassadengestaltung der Kapelle erhalten.
Ein Gesamtkunstwerk der Spätgotik
Betritt man als Besucher die Kapelle, umfängt einen sofort die Ruhe des sakralen Innenraumes. Wie in der bayerischen Spätgotik üblich, gehen hier der Chor und der Gemeinderaum ineinander über und verschmelzen zu einem großen Saalbau. Gegliedert wird dieser durch das tief ansetzende Netzgewölbe. Der architektonische Raum übergreift dabei selbstständig die gesamte Ausstattung und passt sie in eine religiös künstlerisch vorgegebene Ordnung ein. Hier offenbart sich, weshalb die Blutenburger Kapelle nicht nur zufällige Beachtung verdient und euren Besuch wahrlich wert ist – denn ihre spätgotische Ausstattung ist auch heute noch nahezu vollständig erhalten!
Die Meisterwerke der Blutenburger Kapelle
So befinden sich an den Seitenwänden Apostelfiguren, die um 1490 entstanden sein müssen. Bis heute bleiben sie rätselhaft, denn ihr ausführender Meister ist umstritten, und auch ihre eigene Identität erscheint durch vertauschte oder verlorene Attribute schwierig. Zugehörig stehen im Chor die Figuren des Schmerzensmannes und die der Muttergottes, die auch als Blutenburger Madonna bekannt ist. Nachdem sie in den 1970er-Jahren durch einen Diebstahl aus der Kapelle entfernt wurde, ist sie glücklicherweise inzwischen wieder an ihren Platz zurückgekehrt.
Neben dem prächtigen Sakramentshaus befinden sich hier zudem drei Altäre, die wohl auf Entwürfe von Jan Polack zurück gehen. Der dreiflügelige Hochaltar zeigt den Gnadenstuhl mit dem gekrönten Gottvater und seinen toten Sohn auf dem Schoß. Auf den Flügeln ist die Taufe Jesu und die Krönung Mariens dargestellt. Die Außenseiten entfernen sich jedoch vom sakralen Bildinhalt und widmen sich dem Stifter, Herzog Sigismund. Durch ihn wurde die Kapelle von Schloss Blutenburg zu dem, was sie auch heute noch ausmacht. Zu einem Ort der Ruhe und religiösen Besinnung, aber auch zu einer sakralen Schatzkammer, die zahlreiche Meisterwerke beinhaltet.
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