Wer einmal eine Auszeit vom stressigen Trubel des Alltags braucht, dem ist zu einem kleinen Ausflug zur Blutenburg zu raten. Selbst unter den Münchnern ist das Schloss in Obermenzing nur wenig bekannt. Und während viele Sehenswürdigkeiten der Bayerischen Schlösserverwaltung die Touristenströme anziehen, kann man in Blutenburg noch ganz ungestört Lustwandeln. Dabei macht gerade das bescheidene Auftreten der Burganlage diese so besonders, denn hinter ihren Mauern verbirgt sich heute mehr als man auf den ersten Blick sieht.
Die Anfänge der Blutenburg liegen im Dunkeln…
Erstmals erwähnt wurde das Schloss 1432. Damals bestand es nur aus dem sogenannten Herrenhaus, das von vier Türmen, Mauern und einem Wassergraben umgeben war. Erst in den folgenden Jahren ließ Albrecht III. den Pfortenbau, den Torturm, die äußere Wehrmauer und das Ökonomiegebäude hinzufügen. Zwischen 1488 und 1497 wurde dann die Schlosskapelle unter Herzog Sigismund errichtet, die ein spätgotisches Gesamtkunstwerk darstellt. Damit war die äußerst übersichtliche Burganlage im Wesentlichen fertiggestellt.
Geschichte und verschiedene Legenden
Es gehört wohl zur Legende der Burganlage, inwiefern diese Zeugin von geheimen Treffen zwischen Albrecht den III. und seiner Geliebten Agnes Bernauer wurde – eine Liebesgeschichte, die schließlich zum tragischen Tod der Bernauerin führen sollte. Nachdem Herzog Sigismund nach 1467 seinen Lebensabend hier verbrachte und Therese Kunigunde, Gattin des Kurfürsten Max II. Emanuel Anfang des 18. Jahrhunderts hier fürstlich residierte, war die glanzvollste Zeit der Blutenburg allerdings wohl vorbei. Die Anlage verfiel zusehends, wurde ab 1827 schließlich an Privatleute verpachtet. Nur einmal noch rückte das Schloss in den Blickpunkt der Geschichte, als Lola Montez, Geliebte Ludwigs I. 1848 hier die Nacht vor ihrer Abschiebung aus Bayern verbrachte. Dennoch, nachdem der Komplex an das Institut der Englischen Fräulein verpachtet war und in der Mitte des 20. Jahrhunderts von den Nonnen des dritten Ordens zur Betreibung eines Altersheims genutzt wurde, schien die Blutenburg mehr und mehr in Vergessenheit geraten zu sein.
Was dann jedoch geschah, macht das Schloss zu etwas Besonderem
In den 1980er Jahren wurde die Anlage umfassend renoviert und für ihren zukünftigen Zweck ausgebaut: Heute beherbergt sie die internationale Jugendbibliothek (IJB). In den ehemaligen Stallungen befindet sich die Ausleihe für Kinder und Jugendbücher. Der Torturm wurde zum „Erich-Kästner-Turm“, ein weiterer Turm zum „James-Krüss-Turm“. Ein Michael-Ende-Museum zog ein, ausgestattet mit zahlreichen Möbelstücken und Gegenständen aus dem Nachlass des weltberühmten Autors. Im Lesemuseum widmet sich die Jugendbibliothek der Leseförderung und Museumsarbeit.
Heute ein Ausflugsziel für Groß und Klein
Die Jugendbibliothek in Schloss Blutenburg macht dieses heute umso mehr zu einem lohnenden Ausflugsziel für Groß und Klein. Die großzügige Parkanlage lädt zum Spaziergang um das Schoss und seinen einstigen Burggraben herum ein. Überall auf der Anlage verstreut wurden zahlreiche bildhauerische Arbeiten aufgestellt, wodurch sich in Blutenburg Geschichte und Kunst gleichermaßen entdecken lassen. Für Kinder lohnt sich der Besuch des Schlosses sogar an Regentagen. Hier können sie zusammen mit Ihren Eltern die Schätze der Jugendbibliothek erforschen und zum Abschluss einen heißen Kakao in der Schloßschänke genießen.