Im Jahr 2025 jähren sich die Zerstörungen des 2. Weltkriegs einiger bedeutender Baudenkmäler zum 80. Mal. Auch in unseren Museen werden die tiefgreifenden Ereignisse der Kriegszerstörung und des Wiederaufbaus thematisiert. Im folgenden Beitrag blicken wir nach Aschaffenburg, wo die Zerstörungs- und Wiederaufbaugeschichte eines ganz besonderen Kunstwerks vermittelt wird: nämlich des Hochaltars der Schlosskapelle.
Die Aschaffenburger Schlosskapelle beherbergt eine wertvolle bildhauerische Ausstattung. Herzstück ist der zwischen 1609 und 1613 entstandene Hochaltar, ein Meisterwerk des Bildhauers Hans Juncker. Es begeistert mit seinen zahlreichen Skulpturen und filigranen Alabaster-Reliefs. Doch hinter dieser Schönheit verbirgt sich eine bewegte Geschichte, die von Zerstörung und Wiederaufbau geprägt ist. Infolge von Bombardierung und Artilleriebeschuss 1945 brach das Kirchengewölbe ein. Herabstürzende Teile des hölzernen Dachstuhls schlugen viele vollplastische Elemente ab, vor allem Köpfe und Gliedmaßen. Brennender Schutt geriet hinter eine Mauer mit Lüftungsschlitzen, die den Altar eigentlich schützen sollte, sodass hier eine Kaminwirkung entstand. An den Steinoberflächen entstanden große Schäden. Die Witterungseinflüsse in der dachlosen Zeit taten ihr Übriges. Doch die Geschichte des Altars endet nicht in der Zerstörung. In mehreren Restaurierungskampagnen bis 2013 wurde das Meisterwerk aus unzähligen Bruchstücken wieder zusammengesetzt. Ziel war es, möglichst viel Originalsubstanz zu erhalten und nur behutsam Material zu ergänzen.
Heute erzählt eine beeindruckende Licht-Ton-Projektion die Geschichte des Altars: Sie zeigt nicht nur das umfangreiche Bildprogramm, sondern auch den Prozess der Wiederauferstehung – gleich einem Phönix aus der Asche. In einer Vitrine sind originale Fragmente des Altars ausgestellt, die eindrucksvoll die unterschiedlichen erlittenen Schäden dokumentieren.
Eine Anfass-Station lädt dazu ein, die Materialien des Renaissancekunstwerks zu erkunden und sich vorzustellen, wie der Altar einst in voller Pracht erstrahlte – mit schimmernden, transluzenten Alabasterreliefs und glänzend polierten Kalksteinen. Zusätzlich ermöglicht eine Medienstation mit Nah-Aufnahmen, selbst die Details des Altars zu entdecken, die in großer Höhe verborgen sind. Die Vermittlung des Altars zielt also darauf ab, nicht nur das Kunstwerk selbst zu erklären, sondern auch die Spuren der Geschichte sichtbar zu machen.
Wird in Aschaffenburg die Zerstörungs- und Wiederaufbaugeschichte eines besonderen Kunstwerks vermittelt, beschäftigen sich andere Projekte mit dem Wiederaufbau ganzer Bauensembles – so etwa in der Residenz Würzburg. In unserem nächsten Blogbeitrag erfahrt ihr mehr!