Der 22. Februar war ein Donnerstag im letzten Kriegsjahr 1945, an dem um die Mittagszeit mehrere US-amerikanische Bomber die Stadt Ansbach und insbesondere die Gegend rund um den Bahnhof ins Visier nahmen. Die Bombardierung war Teil einer Operation, bekannt unter dem Decknamen „Clairon“: eine Luftoffensive der Alliierten im Zweiten Weltkrieg, die vor allem die Verkehrsinfrastruktur zum Ziel hatte. Die erste Angriffswelle dauerte nur wenige Minuten, doch bereits am nächsten Tag kehrten die Bomber zurück, um weitere Zerstörung anzurichten. Als der Bombenhagel schließlich endete, lag ein beträchtlicher Teil der Stadt in Trümmern und 457 Menschen hatten ihr Leben verloren.
Auch der Hofgarten, unweit des Bahnhofs gelegen, wurde schwer getroffen – über 100 Bomben hinterließen dort ihre Spuren.
Ein Blick auf die Luftbilder von 1945 verdeutlicht das ganze Ausmaß der Verwüstung. Besonders im südlichen Teil des Hofgartens rissen die Bomben tiefe Krater in das Gelände.
Ein Bericht der Schloss- und Gartenverwaltung Ansbach an die Hauptverwaltung der Bayerischen Schlösserverwaltung aus dem Februar 1945 dokumentiert die verheerenden Schäden: „Völlige Zerstörung von Verwaltungsgebäude, Gemüse- und Blumengarten mit Gewächshäusern, Park zu mehr als der Hälfte zerstört, Orangerie teilweise zerstört, Zehnder- und Rabenbauer-Wohnung (=Brunnenmeister-Haus) nicht mehr bewohnbar, Fenster- und Dachschäden am Schloss […]“. Die einst so prachtvolle barocke Gartenanlage, die ab 1790 auf Wunsch des damaligen preußischen Staatsmanns Karl August von Hardenberg schrittweise in einen Englischen Landschaftsgarten umgestaltet worden war, war durch die Kriegseinwirkungen nur noch zu erahnen.
Neugestaltung des Parterres
Nach dem Kriegsende stellte sich die Frage, ob die Wiederinstandsetzung des Hofgartens in seiner jüngsten Form oder in Anlehnung an die alten Pläne neu gestaltet werden sollte. Man entschied sich für letztere Lösung. Aus heutiger gartendenkmalpflegerischer Sicht sind viele der nach dem Krieg umgesetzten Maßnahmen nicht ganz unumstritten.
Ein besonders prominentes Beispiel der Neuschöpfung ist der Bereich vor der zerstörten Orangerie, der ab 1947 von dem Landschaftsarchitekten Dr. Kurt Hentzen gestaltet wurde.
Bildarchiv Foto Marburg, 1946, Bilddatei-Nr. fm203413, CC-BY-SA 4.0
Hentzens Ziel war, das einstmalige barocke Parterre in neuer Form wiedererstehen zu lassen.
Seit der Umgestaltung des Hofgartens in einen Landschaftsgarten war dieser Bereich als Wiesenfläche mit locker verteilten Bäumen angelegt; noch im Sommer 1929 standen hier Heuböcke.
Während der Kriegsjahre diente die Fläche dem Gemüseanbau, wie sich Gartenbaumeister Karl Römhild erinnerte.
Ganz im Geist der damaligen Denkmalpflege war Hentzen weniger daran gelegen, das Parterre exakt und historisch akkurat zu rekonstruieren, sondern eine Gestaltung zu finden, die sich harmonisch in die Gesamtanlage einfügen und insbesondere zum barocken Orangeriegebäude passen sollte. In Grundzügen orientierte er sich zwar an den historischen Plänen, doch nutzte er vor allem historische Bücher über barocke Parterregestaltung als Inspiration. Die schöpferische Freiheit, die die Neugestaltung bestimmte, hatte nicht nur pragmatische Gründe wie begrenzte finanzielle Mittel, vielmehr wollte man auch bewusst mit der jüngeren Vergangenheit brechen.
Einzelne Bäume aus der Zeit der landschaftlichen Gestaltung wurden in die formale Gestaltung des Parterres integriert. Eine alte Eiche, die bis heute das Parterre schmückt, ist ein letztes Relikt. Im südlichen Teil des Parterres ergänzte er die Anlage durch eine neue, auf die Orangerie ausgerichtete Nord-Süd-Allee mit zwei Springbrunnen.
1952 war das barocke Parterre, einst ein zentrales Element der Gartenanlage, in neuer Gestalt wiederhergestellt. Die farbenprächtigen Sommerblumen im Rundbeet, das später einem Springbrunnen wich, symbolisierten den Aufbruch in bessere Zeiten und standen ganz im Kontrast zur Orangerie, die als Kriegsruine mahnend den Hintergrund bildete.
Neben der Orangerie, deren Sanierung erst 1972 begann, erlitt auch die von Osten nach Westen führende Hauptallee – der sogenannte „Lindendom“ – schwere Schäden. Ein Jahr nach Kriegsende war dieser Bereich aber schon wieder von Schutt und Erdmassen befreit. 1947/48 pflanzte man ca. 50 Linden in der Hauptallee, um Lücken, die die Bomben hinterlassen hatten, zu schließen.
Der Hofgarten heute
Trotz der schweren Zerstörungen vor 80 Jahren und manch umstrittener Maßnahmen in der Nachkriegszeit ist der Hofgarten heute wieder ein beeindruckendes Zeugnis historischer Gartenkunst.
Bald werden wieder Kübelpflanzen wie Pomeranzen, Erdbeerbäume und Oliven den Platz vor der Orangerie zieren und die farbenprächtigen Frühjahrs- und Sommerblumen in den Rabatten des Parterres die Parkbesucher und Parkbesucherinnen zum Verweilen einladen.