Geheimnisse, Residenz München

Wenn es mal schnell gehen muss – Brandbekämpfung Anno 1729

Dass im Museum Feuer ausbrechen könnte, ist der Albtraum jeder Verwaltung und jedes Konservators. Die Münchner Residenz hat in ihrer wechselvollen Geschichte viele Brände erlebt – und auch überstanden. Einstige Bauherren nutzten das Unglück sogar, das Schloss im Anschluss zu modernisieren und neu auszustatten.

So gesittet präsentiert sich das Feuer nur in der allegorischen Barockmalerei: Der Gott Vulkan als Verkörperung des Elements Feuer, Deckengemälde von Giovanni Trubillio in den Steinzimmern der Residenz, um 1695


Das gilt vor allem für den berühmt-berüchtigten Brand von 1729. Die Flammen legten damals – zum Glück im Unglück ohne Menschenleben zu fordern – die gerade fertiggestellten Gemächer von Kurfürst Karl Albrecht in Schutt und Asche. An dieser Stelle wurden dann später die Reichen Zimmer eingerichtet. Wie die Zeitgenossen diesen dramatischen Tag erlebten illustriert unmittelbar und sehr anschaulich der Brief des Münchner Obersthofmeister Graf Törring. In einen Schreiben an Comte d’Albert, Prince de Grimberghen, den bayerischen Gesandten am französischen Hof Ludwigs XV., berichtet er ausführlich über die Ereignisse. Der Brief, der sich in den Pariser Archives nationales erhalten hat, wird hier in Übersetzung zitiert nach: Brigitte Langer, Die Möbel der Residenz München, Bd. 1: Die französischen Möbel des 18. Jh., München1995, S. 14.

Jacopo Amigoni, Bildnis des Joseph Effner, um 1720/21. Der 14. 12.1729 war ein schwarzer Tag für den Baumeister Effner – mit den kurfürstlichen Gemächern ging eines seiner Hauptwerke zugrunde

„Diesen Morgen, um ein Viertel nach sechs Uhr, bemerkte S. A. E [Sa Altesse Electorale – Seine kurfürstliche Hoheit], die wegen einer Erkältung nur unruhig schlief, plötzlich einen Rauchgeruch, der so stark war, dass sie keinen Moment daran zweifelte, dass es irgendwo und sogar in der Nähe brannte: eine Kammerfrau Ihrer Hoheit der Frau Kurfürstin, die geschickt wurde, um in Ihrem neuen Appartement nachzusehen, sah sich, als sie die Türe öffnete, um einzutreten, von einem dichten Qualm genötigt, diese so schnell wie möglich wieder zu schließen, und zum Bett der Frau Kurfürstin zu laufen, um Sie wie auch den Herrn Kurfürsten zu benachrichtigen, dass das Feuer an Ihrer Tür stände und dass sie keine Zeit zu verlieren hätten, sich in Sicherheit zu bringen. Tatsächlich hatte das Feuer schon das ganze neue Appartement ergriffen und die Flammen schlugen aus den Fenstern, was von den Turmwachen der Frauenkirche bemerkt und der ganze Stadt durch das in solchen Fällen übliche Signal angekündigt worden war. Kurfürst und Kurfürstin erhoben sich bei den Schreien der Kammerfrau, die Kurfürstin rettete sich zur Madame la Duchesse [Karl Albrechts Schwägerin, Herzogin Maria Anna], während Seine Hoheit der Kurfürst selbst lief, um die Kammerdiener zu wecken und sich mit den ersten Personen, die er auftreiben konnte, zum „Appartement du Trésor“ [der Schatzkammer] begab, das dem [Zimmer], das bereits vollständig brannte, benachbart war, aber es war nicht möglich, die Türe aufzusperren, weil das Holz sich geworfen hatte, man war gezwungen, es mit einem Axthieb zu öffnen. Das Feuer schritt so rasch fort, ungeachtet der Anstrengungen, die die von überall herankommenden Menschen machten, um es aufzuhalten, dass man Mühe hatte, die Schatzkammer zu retten, und das war nicht möglich, wie man sich leicht vorstellen kann, ohne mehrere wertvolle Stücke zu zerbrechen und vielleicht eine größere Anzahl anderer zu verlieren.

Wahrscheinlich gehörte auch dieses kostbare Stück zu den hektisch eingepackten Schätzen: sog. Saphirpokal von Hans Reimer, München, 1563, Schatzkammer der Residenz

Es scheint, als ob das Feuer selbst ein Gut so vieler seltener wie wertvoller Stücke respektieren wollte, denn es war an der Tür der Schatzkammer, als das Feuer nach drei Stunden aufgehalten und gelöscht wurde, nachdem es das neue Appartement, das aus zwei Antichambres [Vorzimmer], dem Schlafzimmer, einem großen und einem kleinen Kabinett bestand, verbrannt hatte. Die wundervollen Boiserien [Vertäfelungen] und Vergoldungen hatten den Flammen als gute Nahrung gedient, deren Beute auch sieben oder acht schöne Gemälde, viele kleine antike Bronzefiguren und mehrere andere seltene Kabinettsstücke wurden.

Das von Effner gestaltete Paradeschlafzimmer des Kurfürsten Max Emanuel in Schloss Schleißheim kann einen Eindruck geben, wie die verbrannten Räume in der Residenz wohl ausgesehen haben könnten.

Der Verlust ist sicherlich sehr beachtlich, wie alle diejenigen bezeugen können, die dieses Appartement gesehen haben, aber das Glück ist unendlich größer angesichts der großen Gefahr, der Ihre kurfürstlichen Hoheiten entkommen sind, ohne dass ihre Gesundheit beeinträchtigt scheint, und dass man noch die Schatzkammer retten konnte, und verhindern konnte, dass das Feuer, das schon so große Fortschritte gemacht hatte, bevor man es bemerkte, nicht den ganzen übrigen Palast ergriffen und verschlungen hat.

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