Als Touristikerin und Mitarbeiterin im Tourismusmarketing der Bayerischen Schlösserverwaltung liegt es mir wohl im Blut, ständig neue Ziele und Gegenden zu entdecken. Von Berufswegen her stelle ich mir dabei immer wieder die Frage, mit welchen Aktivitäten man den Besuch unserer Sehenswürdigkeiten – der natürlich ein MUSS für jedes gute Reiseprogramm ist – kombinieren kann. Was gibt es im Umfeld Schönes zu erleben und wie kann man den Besuch unserer Schlösser, Gärten und Seen noch einmaliger und unvergesslicher gestalten?
Bei meiner letzten Dienstreise nach Aschaffenburg im Juli, um Schloss Johannisburg, das Pompejanum sowie Schloss und Park Schönbusch zu besuchen, habe ich die Chance genutzt, privat ein Wochenende anzuhängen und bin genau dieser Frage auf den Grund gegangen. Und ich durfte feststellen: Ascheberch – wie die Einheimischen zu sagen pflegen – ist definitiv eine Reise wert. Neben Kultur gibt es jede Menge Natur, fränkische Gastlichkeit und – immer wichtig – kulinarische Köstlichkeiten zu entdecken. Um sich die fränkischen Schmankerl auch zu verdienen, kann man sich dazu ganz wunderbar am oder im Wasser, in einem der wunderschönen Parks oder im grünen Umland bewegen.
Willkommen im fränkischen Nizza
Bei unserer Anreise am späten Samstagvormittag machte das fränkische Nizza, wie die Stadt oft genannt wird, ihrem Namen alle Ehre. Bei strahlendem Sonnenschein und jeder Menge südländischem Flair, begrüßte uns – in Traumkulisse direkt vor Schloss Johannisburg und mit Blick auf den Main – das bunte Treiben des Wochenmarkts. Zur Stärkung gab es erst einmal eine typisch fränkische Bratwurst und ein kühles Gläschen Franken-Bacchus. Der Start war also schon einmal geglückt.
Unterwegs auf dem Main Radweg
Frisch gestärkt und gut gelaunt machten wir unsere Fahrräder startklar, um uns dem aktiveren Teil unseres Wochenendes zu widmen. Denn: Am gesamten Main – von den Quellen bei Kulmbach bis zu seiner Mündung in den Rhein bei Mainz – kann man auf knapp 600 km genüsslich die fränkische und hessische Landschaft vom Drahtesel aus erkunden. Unsere erste kurze Etappe führte uns an diesem Tag Richtung Niedernberg. Rund 10 km entlang sommerlich blühender Felder, netter kleiner Örtchen mit Fachwerkhäusern und dem Main zur linken Seite. Von dort aus noch ein Abstecher zum idyllisch gelegenen „Weingut Höflich“ in Großostheim (Radeln macht schließlich durstig), bevor es zurück Richtung Aschaffenburg ging.
Zum Abendessen lud uns die in der Abendsonne gelegene Terrasse des „Kulinarischen Schönbusch“ inmitten des gleichnamigen Parks geradezu ein. Schönbusch zählt zu den frühesten Landschaftsgärten Deutschlands und ist mit dem Sommerschlösschen, seinen künstlerisch angelegten Seen und Landschaftsbildern sowie Staffagebauten ein wahres Idyll für Naturliebhaber. Aber aufgepasst: Wer sein Fahrzeug liebt, der schiebt! Zum Schutz der Natur herrscht im gesamten Park Radfahrverbot. Das Schlösschen ist wegen der aktuellen Corona-Beschränkungen übrigens leider geschlossen, aber das Besucherzentrum und der Park an sich lohnen allemal einen Besuch. Zurück in Aschaffenburg bot sich uns von der Willigisbrücke ein wunderschöner Blick auf das Aushängeschild der Einheimischen – Schloss Johannisburg in der Abenddämmerung. Was für ein schöner Ausklang!
Unsere zweite Etappe der „Tour de Main“
Sonntag. Der Name war Programm und so machten wir uns – wieder mit unseren Rädern und bei erneut sommerlichem Wetter – auf den Weg.
Dieses Mal ging es zuerst mit dem Zug nach Miltenberg, um von dort aus eine weitere Etappe des Main-Radwegs zu bestreiten. Nach einem Streifzug durch das nette Städtchen und einem Abstecher in das Kloster Engelberg oberhalb von Großheubach sowie einer wohlverdienten Brotzeit im Klosterbiergarten (der Anstieg hatte es in sich!), ging es über mehrere Orte und gemächlich auf ebenem Gelände bis nach Elsenfeld. Unterwegs bietet sich einem immer wieder der schöne Blick auf die umliegenden Weinberge und natürlich den Main. Das Tolle am Main-Radweg ist, dass man (Teil-)Strecken auch ganz einfach mit dem Zug zurücklegen kann, sollten die Beine mal müde werden oder – wie in unserem Fall – die Zeit etwas begrenzter sein.
Das letzte Stück auf der Schiene absolviert, gab es zurück in Aschaffenburg nach der Tagesetappe von rund 30 km noch eine Stärkung bei fränkischem Handkäse im Traditionsrestaurant „Schlappe-Seppel“ in direkter Reichweite vom Schloss, bevor meine Reisegruppe die Heimreise antrat. Den schönen lauen Sommerabend verbrachte ich am Mainufer, von wo aus die Ausflugsschiffe, die zwischen den verschiedenen Städten am Fluss verkehren, zahlreiche Stand Up Paddler, Tretbootfahrer und allerhand vergnügter Menschen ein schöne Folge Sommer-Freiluft-Kino boten.
Die kulturellen Wahrzeichen Aschaffenburgs
Nach dem „Stadt, Land, Fluss“-Wochenende, war es am Montag und Dienstag höchste Zeit, die Sehenswürdigkeiten der Bayerischen Schlösserverwaltung in Aschaffenburg zu besuchen. Im Schloss Johannisburg wird momentan emsig gearbeitet, sodass sich die Gäste nach Abschluss der Renovierungsarbeiten (voraussichtlich 2021) auf einige tolle Highlights freuen können. Sind derzeit die Korkmodellsammlung, die Schlosskapelle, der städtische Teil des Schlossmuseums sowie der mit viel Liebe gepflegte Schlossgarten zu besichtigen, werden dann die Staatsgalerie, die Paramentenkammer und die fürstlichen Wohnräume in neuem Glanz erstrahlen. Man darf zurecht gespannt sein!
Fühlt man sich bis dato nicht ohnehin schon wie in einem unserer südlichen Nachbarländer, so wird man es spätestens beim Anblick des Pompejanums tun. Umgeben von Gehölzen wie Feigen, Mandelbäumen, Kakteen oder Säulenpappeln und oberhalb eines Weinbergs über dem Flussufer gelegen, zieht die einst von König Ludwig I. errichtete Nachbildung eines römischen Wohnhauses jährlich viele Besucher in ihren Bann. In Anbetracht des wunderschönen Ausblicks auf den Main und das direkt benachbarte Schloss Johannisburg sowie die eigens errichtete Sichtschneise zu Schönbusch, verwundert es nicht, dass sich der König hier gerne eine Auszeit nahm. Und auch für mich steht nach meinem Besuch in Aschaffenburg und unseren Sehenswürdigkeiten dort fest: Ich komme definitiv wieder!
Noch mehr Kultur am Main-Radweg
Übrigens: Entlang der 600 km Main-Radweg befinden sich zahlreiche weitere unserer Sehenswürdigkeiten. So kann man Stopps in Veitshöchheim (Schloss und Hofgarten), Würzburg (Residenz Würzburg), Bamberg (Neue Residenz), Kulmbach (Plassenburg) oder Bayreuth (Neues Schloss, Eremitage, Opernhaus) einlegen. Sucht ihr also noch nach Inspiration für eure Urlaubsgestaltung und wollt Kultur-, Natur- und Aktivurlaub verbinden, seid ihr hier genau richtig. Bei fränkischem Schäufele, Wein aus dem Würzburger Stein, Bamberger Schlenkerla und Hörnla dürfte auch jedes kulinarische Herz höherschlagen. Und wer sich nicht auf zwei Rädern fortbewegen möchte, kann z. B. bequem per Schiff reisen und eine Flusskreuzfahrt auf dem Main unternehmen. Stadt, Land, Fluss, Genuss und natürlich Kultur auf eine andere Art und Weise…
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