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Königliche Wanderungen im Werdenfelser Land und im Ammergau

Pferdeportät ralf schachen

Wer sich heute in der heimischen Bergwelt bewegt, der wird sich vielleicht fragen, wo noch wirklich Erholung, Einsamkeit und Natur zu finden sind. Was heute manchmal anmutet wie ein überlaufener Freizeitpark, war zu Zeiten von König Maximilian II. und König Ludwig II. noch ein echtes Rückzugsgebiet, weitab von Hektik und Lärm des modernen Lebens. Zwei der Lieblingsorte, an denen die beiden Monarchen Erholung suchten, sind der Brunnenkopf und der Schachen. Diese beiden königlichen Wanderziele wollen wir Euch im Folgenden vorstellen.

Max II. und die Jagd: Der Brunnenkopf

Der Brunnenkopf liegt im Ammergebirge, auf 1718 Metern Höhe. Von dort hat man einen herrlichen Blick hinein ins Voralpenland, ins malerische Graswangtal und in die sich, in Richtung Süden, immer weiter auftürmende Bergwelt der Alpen. Maximilian II. liebte diese Gegend, da es hier viel Gamswild gab und er ein passionierter Jäger war. Ab 1851 begab er sich immer wieder, über mehrere Tage hinweg, in diese damals abgelegene Gegend, um seiner Leidenschaft zu frönen. Um bei diesen Jagdausflügen einen gewissen Komfort genießen zu können, ließ er sich, ab Mitte der 1850er Jahre, einige Jagdhütten in den Bergen anlegen. Dazu zählen auch die Brunnenkopfhäuser, die auch heute noch für Wanderer einen attraktiven Anlaufpunkt bilden. Der Ausblick von den dortigen Höhen, der auch heute noch wunderschön ist, lässt einen sehr schnell verstehen, was Maximilian an diesem Ort so schätzte.

brunnenkopf aufstieg weg

Und auch sein Sohn, König Ludwig II., wusste diese Vorzüge zu schätzen. Seit seiner Jugend war ihm der Ammergau bekannt und es kommt nicht von ungefähr, dass er sein bevorzugtes Schloss, Schloss Linderhof, ab dem Jahr 1869 in eben jener Gegend errichten ließ. Von dort aus brach der König häufig zu Ausflügen zu den umliegenden Jagdhütten auf, wie wir aus Briefen des Königs, beispielsweise an Richard Wagner, erfahren können. Diese spiegeln die Begeisterung wider, die die herrliche Landschaft in Ludwig II. auslöste.

Linderhof Venustempel Brunnenkopf

Dieser wunderbare Ausblick auf den Venustempel von Schloss Linderhof bietet sich den Wanderern auf dem Weg zum Brunnenkopf.

Wer heute auf den Spuren des Königs wandeln will, der kann am westlichen Ende des Parkplatzes in Linderhof starten und muss dann lediglich der Beschilderung folgen. Über einen Forstweg gelangt man nach einer etwa 2-stündigen Wanderung, welche zumeist durch den Bergwald führt, an das Brunnenkopfhaus. Und wenn man dann die Blicke schweifen lässt, bieten sich wirklich königliche Aussichten.

floridiana pfeiffer marststall nymphenburg

Die Stute ‚Floridiana‘ ist hier auf dem Weg zum Königshaus am Brunnenkopf porträtiert. Jenseits des Lindertales ist gegen Süden der langestreckte Kuchelberg zu sehen. Friedrich Wilhelm Pfeiffer, um 1870, Nymphenburg, Marstallmuseum.

Bayerische Berge und orientalische Pracht: Das Königshaus am Schachen

Im etwa 20 Kilometer entfernten Wettersteingebirge, zwischen Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald gelegen, findet sich ein weiterer Zielort königlicher Wanderungen, das Königshaus am Schachen. Ludwig II. ließ sich hier, nahezu zeitgleich mit dem Bau von Schloss Linderhof, ein Refugium errichten, das sein Bedürfnis nach Ruhe und Einsamkeit in geradezu idealer Weise stillen konnte.

Königshaus-Schachen

Das Königshaus am Schachen thront hoch oben im Wettersteingebirge.

Nachdem ein Bau am ursprüngliche Standort, am heute als Wank, damals als Eckenberg bekannten Berg, oberhalb von Partenkirchen, aus verschiedenen Gründen nicht umgesetzt werden konnte, wandte der junge König, auf Rat des königlichen Forstmeisters Kiendl, sein Augenmerk auf das Gebiet unterhalb der Dreitorspitze zu. Das Domizil, welches sich Ludwig II. dort errichten ließ, fasziniert bis heute durch den Gegensatz von Schlichtheit im Bau und der Extravaganz des Türkischen Saales, der hier auf über 1800 Meter Höhe errichtet wurde.

Königshaus Schachen

Der Türkische Saal des Königshauses am Schachen.

Man muss den Hut ziehen vor den Handwerkern und Arbeitern, die hier in sehr kurzer Zeit in einem derart schwer zugänglichen Gelände ein solches Gebäude errichteten und ausstatteten.

Für Wanderer bieten sich heute mehrere Möglichkeiten, auf den Schachen zu gelangen. Sei es über den Kälbersteig, das Oberreintal oder den Forstweg, von Elmau kommend. Unbedingt zu beachten ist dabei, dass sich der gewählte Weg nach der Kondition, der Erfahrung, und der Ausrüstung zu richten hat.

Ludwig II. hatte es damals komfortabler. Er wurde in einem kleinen Bergwagen zum Schachen gefahren, wo er zumeist an seinem Geburtstag, der gleichzeitig auch sein Namenstag war, weilte. Dann wurde manchmal, um dem König eine Freude zu machen und ihm zu Ehren, ein Feuerwerk gezündet. Dies dürfte ein atemberaubender Anblick gewesen sein, wie auch der Ausblick, den Ludwig genießen konnte, wenn er in das Oberreintal blickte oder auf die Alpspitz und den Hochblassen.


Unser Titelbild zeigt Ludwigs II. Rappen Ralf auf einem Rastplatz mit Hütte am Schachensee. Im Hintergrund erkennt man das Königshaus am Schachen. Friedrich Wilhelm Pfeiffer, 1880, Nymphenburg, Marstallmuseum.

 

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