Königinnen, Herzoginnen, edle Frauen – ihren Spuren begegnet man in der Residenz München auf Schritt und Tritt, nicht nur in den Räumen, die ausdrücklich nach den Damen benannt sind wie die sog. Charlottenzimmer. Doch auch an Orten, die man mit so nobler Weiblichkeit auf Anhieb nicht in Verbindung bringt, sind die edlen Frauen präsent wie seit kurzem auf der Burg Prunn im Altmühltal: „Ritter, Recken, edle Frauen. Burg Prunn und das Nibelungenlied“ lautet dort das Thema der neuen Dauerausstellung.
Gerade das Nibelungenlied, jenes große, mittelhochdeutsche Heldenepos, liefert in der Fassung der auf Prunn gefundenen Handschrift D schon in der eigens rot markierten Überschrift den Hinweis, dass hier beileibe nicht nur Männer als Helden fungieren: „Daz ist das buoch Chreimhilden“ heißt es dort ausdrücklich, und mit der schönen Kriemhild, der Frau Siegfrieds und Schwester König Gunthers, ist parallel auch Brünhild gemeint, die einst sagenhaft starke isländische Königin und Ehefrau Gunthers. Hochadel also, literarisch als verfeinerte Minne-Adressen geschildert – sollte man meinen. Wenn man aber den ganzen, spannenden Text liest, stellt man fest, dass es bei weitem nicht nur „hold-liebliche“ Seiten sind, die da beschrieben sind, sondern die gleichen Protagonistinnen wandeln sich auch zu äußerst brutalen, teuflischen Geschöpfen. Schillernde literarische Portraits der Frauen werden in der musealen Präsentation ergänzt um amüsante Schlüsselszenen des Geschlechterkonflikts à la Nibelung, etwa der Situation Gunthers, der in der Hochzeitsnacht von seiner eigenen, frisch angetrauten Ehefrau Brünhild an die Wand gehängt wird…
Doch auch die reale Welt der Herrinnen von Burg Prunn im Mittelalter scheint in der musealen Präsentation auf. Zwar gibt es keine in Öl gemalten Portraits von ihnen. Aber in archivalischen Quellen, in Briefen und Urkunden werden einige Damen ab dem 13. Jahrhundert so eindrucksvoll greifbar, dass man die Umrisse ihres Lebens und ihres Wesens skizzieren kann. Nicht alle gingen in der Rolle der frommen, stickenden und Kinder gebärenden Ehefrau auf, bei etlichen wissen wir von ausgeübten Rechten, Selbstbewusstsein, Format und Schicksal, die uns berühren. Und auch über die individuellen Fakten hinaus ist in Prunn die Welt der Frauen mit in den Blick genommen – auch und gerade in einer „klassischen Ritterburg“. Ein Besuch lohnt sich also sowohl für Damen als auch für Herren!
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