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Die Bayerische Schlösserverwaltung wird 100 – was hat sie für die fast 300 Jahre alte Residenz Würzburg getan?

Residenz Würzburg_Westfassade

Vom „Königlichen Schloss“ zur „Residenz“

1918, am Ende des Ersten Weltkriegs, hieß die 1720-1744 erbaute und bis 1806 „fürstbischöfliche“ Residenz offiziell noch „Königliches Schloss Würzburg“. Doch diese Funktion endete, als Kurt Eisner in München den bayerischen König Ludwig III. für abgesetzt erklärte und den „Freistaat Bayern“ ausrief. Die Schlösser der Hofhaltung gingen in Staatseigentum über, und zu ihrer Betreuung wurde am 20. November 1918 die „Verwaltung des ehemaligen Kronguts“, die spätere Schlösserverwaltung, ins Leben gerufen.

Vor Ort arbeiteten die meisten Beamten in den überkommenen Strukturen weiter. Auch in Würzburg blieb der vormals königliche Oberstabssekretär Friedrich Lechler als Schlossverwalter im Amt. Ruhige Zeiten herrschten trotzdem nicht, denn auch in Würzburg übernahm ein Arbeiter- und Soldatenrat die Regierung und tagte in der Residenz. Ihren kurzlebigen Höhepunkt erreichte die örtliche Revolution, als am 7. April 1919 zwischen Dom und Neumünster die Räterepublik ausgerufen wurde. Diese fand jedoch keine Unterstützung in der Bevölkerung. Nach einem Generalstreik wurden mit Hilfe von Soldaten aus der Artilleriekaserne zwei Tage später die Residenz und die übrigen besetzten Gebäude erstürmt.

gefangene spartakisten HStA

Am 9. April 1919 wurden die Revolutionäre, die sich in der Residenz verschanzt hatten, überwältigt und gefangen genommen. (Foto: BayHStA Abt. V Bildersammlung Nr. 4199).

Damit war die Revolution beendet. Würzburg ordnete sich der gewählten bayerischen Regierung Hoffmann unter. 16 meist großbürgerliche Geiseln, die von den Revolutionären in der Residenz festgehalten worden waren, blieben unversehrt. Ihnen hatte die Frau des Schlossverwalters Lechler den Aufenthalt mit einem opulenten Frühstück inklusive Wein und Zigarren versüßt.

Die Residenz und der Zweite Weltkrieg

Die Residenz war nun ein staatliches Museum, und die schon früher während der Abwesenheit der königlichen Familie zu besichtigenden Prunkräume erfreuten sich weiter steigender Besucherzahlen. Anfang der 1930er Jahre systematisierte und erweiterte der Kunsthistoriker und spätere bayerische Generalkonservator Heinrich Kreisel die museale Präsentation der Residenz. Doch am Ende des zweiten Weltkriegs erlebte Würzburg seinen schwärzester Tag: Am 16. März 1945 zerstörte ein massiver Bombenangriff die Innenstadt nahezu vollständig; etwa 5000 Menschen starben. Auch die Dächer und die hölzernen Decken und Fußböden der Residenz verbrannten größtenteils. Glücklicherweise hielten die Mauern und Steinwölbungen Balthasar Neumanns den Brandbomben stand, so dass die Deckenfresken Giovanni Battista Tiepolos in Treppenhaus und Kaisersaal erhalten blieben. Diese weltberühmten Werke der Malkunst wären allerdings sicher noch durch eindringende Feuchtigkeit zerstört worden, wenn nicht der Kunsthistoriker John Davis Skilton als amerikanischer Kunstschutzoffizier rechtzeitig Holz, Dachpappe und Zement zur Errichtung erster Notdächer beschafft hätte. An diesen „Retter der Tiepolo-Fresken“ wird in einem 2015 eröffneten Gedenkraum zu den Kriegszerstörungen erinnert.

residenz würzburg kriegszerstörung ausstellung

Ein 2015 eröffneter Gedenkraum erinnert an die Zerstörungen 1945 und den Einsatz des amerikanischen Kunstschutzoffiziers John D. Skilton.

Der Wiederaufbau der Würzburger Residenz

Nach den Notdächern und Sicherungsarbeiten folgten als erste Etappen des Wiederaufbaus in den 1960er Jahren die Instandsetzung der Hofkirche und die Rekonstruktion des Toskanasaals im Bereich der Universität. Weil die bewegliche Einrichtung vorsorglich geborgen worden war und auch wesentliche Teile der wandfesten Ausstattung überdauert hatten, konnten in den 1970er Jahren nacheinander die Kaiserzimmer, die Ingelheimzimmer und der Fürstensaal wiedereröffnet werden, ebenso die neu bestückte Staatsgalerie.  Als Abschluss der reinen Wiederaufbaumaßnahmen ist die 1987 vollendete Rekonstruktion des Spiegelkabinetts anzusehen – Erhaltungs- und Restaurierungsarbeiten enden bei einem Bauwerk dieser Größe allerdings nie.

Residenz Würzburg_Spiegelkabinett

Als letzte große Wiederaufbaumaßnahme wurde bis 1987 das Spiegelkabinett rekonstruiert.

Kaisersaal Residenz Würzburg

Der 2009 restaurierte Kaisersaal mit den Fresken von Giovanni Battista Tiepolo.

Die große Restaurierung der Residenz

So folgten unter der Ägide der Schlösserverwaltung nach der großen Tiepolo-Ausstellung 1996 in den Jahren 2003-2016 die viel beachteten Restaurierungsarbeiten an den Tiepolofresken und der Raumausstattung des Treppenhauses und des Kaisersaals, aber auch in der Hofkirche und im Gartensaal. An die nicht rekonstruierten Appartements des Großherzogs Ferdinand von Toskana, der 1806-1814 als Großherzog von Würzburg regierte, erinnert seit 2014 eine neu eingerichtete Dauerausstellung.

residenz würzburg karussell

Neupräsentation des Karussells, das Großherzog Ferdinand um 1806 für seine Kinder anfertigen ließ.

UNESCO Welterbe

Welchen Schatz die gewaltige Palastanlage der Würzburger Residenz und ihre durch eine ganze Schar europäischer Künstler geschaffene Ausstattung heute darstellt, mag neben dem Strom von über 300 000 Besuchern jährlich auch die Tatsache belegen, dass die UNESCO die Würzburger Residenz mitsamt Residenzplatz und Hofgarten 1981 als eines der ersten deutschen Ensembles in die Liste des „Kulturerbes der Welt“ eintragen ließ. So kann die Residenz weiterhin erfüllen, was sich ihre Erbauer wünschten, nämlich, wie es Balthasar Neumann formulierte: „der späten Nachwelt ein unauslöschliches ewiges Gedächtnis einprägen, damit die nach vielen Jahrhunderten kommenden Nachfahren zu unserer Verehrung und ihrer Bewunderung darob ersehen mögen, wie sehr unser Franken in diesen Jahren glücklich war.“

 

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