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Bei schönem Wetter mit der Familie ins Museum? – na klar!

Mit Kindern in die Amalienburg

Es gibt viele Oasen im Münchner Sommer, die in dieser Großstadt zu einem kleinen Kurzurlaub ins Grüne locken. Einer meiner Lieblingsorte ist der Nymphenburger Schlosspark. An einem sonnigen Tag gibt es fast nichts Schöneres, als durch den Park zu schlendern und auf Entdeckungsreise zu gehen.

Das höfische Jagdtreiben

Als wir das erste Mal gemeinsam als Familie vor einem rosa Schlösschen standen, war meine Tochter natürlich begeistert. Ganz gleich wie vielschichtig die Einflüsse auch sein mögen, so gibt es doch bei den meisten kleinen Mädchen eine Phase, in der diese gerne Prinzessinnen wären und auf Rosa stehen – und hier kamen definitiv diese beiden Aspekte zusammen!

„Das ist ein Jagdschlösschen: Die Amalienburg. Kurfürst Karl Albrecht ließ es für seine Frau Maria Amalia vor fast 300 Jahren errichten. Amalia war eine begeisterte Jägerin. Seht ihr über dem Eingang die Jagdgöttin Diana? Daran kann man ablesen, wofür das kleine Schloss steht und ihr werdet noch ganz viele Einzelheiten finden, die an die Jagd erinnern, wenn ihr euch den Stuck genauer anseht. Oben auf dem Dach ist ein Balkon mit einem goldenen Geländer. Hier stand Amalia und hat von dort oben aus Fasane geschossen. Natürlich hätte sie lange warten müssen bis genau hier zufällig so ein Vogel vorbei flattert. Aber dafür hat eine Kurfürstin natürlich Diener. Ganz in der Nähe wurden extra Fasanengärten angelegt, um die Tiere zu züchten. Wenn Amalia auf ihrem Balkon stand, wurden die Fasane mit Hunden und Tüchern auf die große Wiese getrieben, sodass diese möglichst genau vor der Amalienburg in die Luft stiegen. So bekam Amalia sie gut vor die Flinte. Sie ließ sich von Büchsenspannern die Gewehre reichen, die damals nur einen Schuss hatten, und erlegte so einen Fasan nach dem anderen. “

Karl Albrecht bei der Jagd

So muss es wohl damals ausgesehen haben: Kurfürst Karl Albrecht bei der Jagd. Peter Jakob Horemans, 1739

Die Neugier ist geweckt

Jetzt war auch mein Sohn voll bei der Sache und wir mussten beide Kinder aus dem Gebüsch ziehen, wo sie auf der Suche nach dem besten Ausgangspunkt für das Aufscheuchen der Tiere waren. „Wollt Ihr reingehen?“ – „Au ja!“ Auf die Frage eine Kunst- oder Kultureinrichtung zu besuchen ist diese Reaktion bei meinen Kindern bestimmt nicht selbstverständlich…

Aber die Begeisterung war noch steigerungsfähig. Kinder erleben noch mit allen Sinnen und so schwierig es auch sein mag kleine Hände davon abzuhalten alles auch haptisch zu erfassen, so faszinierend ist es doch die Begeisterung zu sehen, wenn sie vor Originalen stehen. Sie erkunden Orte auf ihre Weise. Es ist für sie vielleicht nicht von Bedeutung, ob es sich hier um eine der stimmigsten Raumgestaltung des europäischen Rokokos handelt, die François Cuvilliés entworfen hat. Sie spüren, dass jeder dieser zauberhaften Räume eine eigene Funktion und ein eigenes Thema hat. Sie bewegen sich wie hineingezoomt in ein riesiges Wimmelbuch, das sich umblättert, indem sie von einem Raum in den nächsten laufen. Von der Decke bis zum Boden machen wir uns auf die Suche nach Details, die uns immer mehr über den jeweiligen Raum verraten.

Küche Amailenburg

Wo soll man da nur zuerst hinschauen? Die Küche in der Amalienburg.

Die Hunde sind los

Nach dem Kassenraum kommen wir direkt in die Hunde- und Gewehrkammer. Der kleine Raum ist komplett mit bemaltem Holz verkleidet. Dahinter verbergen sich die Gewehrschränke und am Boden hinter halbrunden Öffnungen die Kojen für die Hunde. Ich würde gerne wissen wie viele Kinder hier schon in die Knie gegangen sind um besser abschätzen zu können, wie groß wohl die Hunde sein mögen, die hier hineinpassen!

Hundekammer Amalienburg

Ein eigenes Zimmer für Hunde – das gibt’s nur in der Amalienburg.

Ein Highlight für die Kinder ist die Retirade – das Toilettenzimmer – mit dem Leibstuhl, der wie eine Kommode in die Wandnische eingepasst ist und mit einem Klappmechanismus geöffnet werden konnte.

Aber der absolute Höhepunkt ist für alle der Spiegelsaal: Hier war auch der ursprüngliche Zugang in das Schlösschen. Ein schwereloser Raum, dessen Wände durch den Wechsel von Fensteröffnungen, Türen und in Silber gefassten Spiegeln zu verschwinden scheinen. Wunderbar lassen sich hier kurfürstliche Feste vorstellen, bei denen mit zum Park hin geöffneten Türen die Raumgrenzen endgültig aufgehoben wurden.

Spiegelsaal Amalienburg

Hier wurde damals gefeiert: der prunkvolle Spiegelsaal in der Amalienburg.

Bleibende Erinnerungen

Meine Tochter verlässt mit einem imaginären Hund die Amalienburg. Er hört auf den Namen Karli und sie hat Mühe ihn in Zaum zu halten. Mein Sohn hat nämlich schon die Fasane freigelassen und rennt mit einem Stock bewaffnet neuen Abenteuern entgegen. Und wir Erwachsenen sind wild am Grübeln was wir abends kochen könnten, angeregt von der unglaublichen Küche die wir gesehen haben.

Wir schlendern weiter in Richtung Badenburg – ob sich hinter diesem Namen ebenso die Besonderheit dieses Schlösschens verbirgt?

Schlosspark Nymphenburg

Weiter geht das Abenteuer …

So wird Geschichte lebendig. Versucht es auch mal! Insgesamt vier Parkburgen warten darauf entdeckt zu werden. Aber lasst Euch nicht zu viel Zeit, der Sommer kommt zwar gerade erst richtig in Fahrt, aber die Parkburgen schließen im Herbst auch wieder.

 


Öffnungszeiten der Parkburgen

April-15. Oktober: 9-18 Uhr
täglich geöffnet
16. Oktober-März: geschlossen

Mehr Informationen findet Ihr auf unserer Internetseite.

 

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