Erinnert Ihr Euch? Wir waren auf einem Familienausflug durch den Nymphenburger Schlosspark unterwegs: Die Amalienburg haben wir bereits hinter uns gelassen und nun schlendern wir weiter Richtung Badenburg.
Auf zu neuen Ufern
Die Kinder sind ganz happy und rennen auf dem Weg voraus. Es läuft alles ganz friedlich – keine Streitereien oder Quengeleien – und so haben wir Erwachsenen auch ein wenig Muße uns auf eine kleine Zeitreise zu begeben:
Der Schlosspark Nymphenburg, so wie wir ihn gerade erleben, ist erst hundert Jahre nach den ersten Parkburgen entstanden. Die ursprünglich barocke Anlage war ganz streng angeordnet, mit Alleen, geraden Kanälen und akribisch zugeschnittenen Hecken. Zwischen Amalien– und Badenburg ist das heute kaum mehr vorstellbar. Ein wenig lässt sich das noch im Parkbereich vor dem Schloss erahnen; dort ist der Kanal mit den Alleen zu beiden Seiten erhalten.
Wo einst die Parkburgen in dieses streng symmetrische System eingebettet waren, werden wir nun wie auf einem Waldweg an einem Bach entlang geführt. So natürlich dieser Ort im ersten Moment anmuten mag, so sehr wird unser Blick doch gezielt zu überraschenden und gleichzeitig sehr komponierten Ausblicken gelenkt. Der verschlungene Weg öffnet sich und wir bewegen uns wie durch eine begehbare Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts auf einen See zu. Großartig!
Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen
Das interessiert unsere Kinder aber gerade wenig: „Wir wollen baden!!!“
„Das geht hier leider nicht – aber wir können uns noch eine kleine Parkburg anschauen!“ Unsere Kinder mit der eigenen Begeisterung anzustecken, wie es in der Amalienburg so schön funktioniert hat, gestaltet sich hier etwas schwieriger. Als Eltern stehen wir oft vor solchen Herausforderungen: Wir haben gelernt, uns von unserem eigenen Tempo zu verabschieden. Oft fühlen wir uns dadurch fremdgesteuert, aber wenn man sich darauf einlässt, kann es auch zu neuen Ideen und anderen Blickwinkeln führen – wie auf dem Weg durch diesen Park. So setzen wir uns also erst einmal auf eine Bank, blicken über den See und schauen den Schwänen beim Schwimmen zu. Zum Glück finde ich noch eine kleine Packung Gummibärchen in meiner Handtasche – die Stimmung bessert sich langsam und hier zu sitzen ist auch wunderschön!
Aber irgendwann muss man Kinder auch zu ihrem Glück zwingen. Also, jetzt dann mal rein in die Badenburg!
Höfischer Badespaß
Wir bewegen uns in unserer Zeitreise wieder zurück. Die Badenburg ist wie die Pagodenburg und die Magdalenenklause unter Kurfürst Max Emanuel entstanden, also dem Vater von Karl Albrecht, dem Auftraggeber der Amalienburg. Wobei spätere Generationen den Bau mehrfach verändern ließen – aber das nur am Rande.
Mich fasziniert bereits der Zugang über die Freitreppe direkt in den großen Saal, der sich über zwei Geschosse erstreckt. Im Stuck gibt es so einiges zu entdecken: spielende Puttengruppen mit Fruchtkörben, Flussgötter und Nymphen, verschiedene Fabelwesen sowie Musikinstrumente und Muscheln – alles lässt auf ausgelassene Festlichkeiten bei Musik und gutem Essen schließen und überall ist das Thema „Wasser“ nicht zu übersehen.
„Und warum heißt das jetzt hier Badenburg?“ – die Kinder zieht es weiter. Mit mehr Muße könnte man sich auch in die Details der chinesischen Papiertapeten vertiefen.
Im Bad sind dann alle doch wieder recht angetan. „Das ist ja wirklich ein Schwimmbad.“ „Haben die sich jetzt alle ihre krassen Kleider ausgezogen und die Perücken vom Kopf gerissen und sind da reingesprungen?“ Gute Frage! Ich kann mir das auch nicht so ganz vorstellen. Es hat nichts von einem privaten Bad; dafür ist es viel zu groß. Die Galerie, auf der wir stehen, scheint wie für Zuschauer gemacht zu sein. Hier wurden definitiv Reichtum und Prunk eines höfischen Lebens zur Schau gestellt. Schließlich wurden auch in barocken Schlafzimmern ausgewählte Gäste empfangen – aber im Bad?
Zwischen Quellnymphen und Flussgöttern
Das Deckengemälde ist wieder dem Thema Wasser gewidmet. Ganze Liebesdramen aus der antiken Mythologie spielen sich da ab. Das verleitet dazu, sich den Kurfürst mit seinen Mätressen vorzustellen, mit Musikanten auf der Galerie und einer Riesenparty unten im Pool. Ganz so scheint es jedoch nicht gewesen zu sein. Vielmehr muss es sich um ein Laufbad gehandelt haben, um die Gesundheit des Kurfürsts zu stärken. Das Bildthema und die Nutzung des Bades stehen hier für einen Herrscher, der potent und gesund genug ist, den Fortbestand seiner Dynastie zu sichern – aber so genau hab ich das meinen Kindern dann nicht erklärt …
„Wie kommt man denn da runter?“
Mein Sohn hat gleich die versteckte Tür entdeckt, über die das Bad erreicht werden konnte. Dieser Zugang war wohl kaum für die ganze Hofgesellschaft bestimmt. Aber während der Kurfürst unten seine Laufbäder nahm, wurde es ihm vermutlich etwas langweilig, und so war sein Hofstaat für seine Unterhaltung oben auf der Galerie zuständig.
Bei unseren Kindern hat sich allerdings durch diesen Raum das Bedürfnis baden zu gehen nur noch gesteigert. Also raus aus dem Park und ab ins Freibad! Das Dantebad ist zum Glück in der Nähe.
Der Park läuft uns ja nicht davon und die beiden ausstehenden Parkburgen werden schon noch auf uns warten.
Öffnungszeiten der Parkburgen
April-15. Oktober: 9-18 Uhr
täglich geöffnet
16. Oktober-März: geschlossen
Mehr Informationen findet Ihr auf unserer Internetseite.