Wer heute das Schloss Linderhof besucht, kann sich auf viele schöne Eindrücke freuen: Eine weite Parklandschaft im herrlichen Graswangtal mit fantastischen Parkbauten und mittendrin ein königliches Refugium, das voller Prunk und Pracht ist. Das alles ist schon bei Tageslicht eine Augenweide und verzaubert mit seinem einzigartigen Charme. Was die Schloss- und Parkanlage Linderhof jedoch besonders einzigartig macht, ist das Licht, die Illumination und die Technik.
Erleuchtung in der dunklen Nacht
Anders als heute, war der Park rund um die „Königliche Villa“ zur Zeit Ludwigs nicht ausgeleuchtet. Es gab keine Laternen am Wegesrand oder sonstige Leuchtmittel. Der Park lag stockdunkel da. Im Schloss hingegen sorgten riesige Lüster mit zahlreichen Kerzen dafür, dass die prunkvoll ausgestatteten Räume hell erstrahlten. Vor allem in seinen letzten Jahren bevorzugte Ludwig es, in der Dunkelheit, bei Nacht oder bei zugezogenen Vorhängen zu leben und zu arbeiten. Die Räume waren daher für eine Inszenierung mit künstlichem Licht ausgelegt. Seine Refugien Linderhof, das Schachenhaus, das Neue Schloss Herrenchiemsee und Schloss Neuschwanstein wurden nach seinen Wünschen gestaltet und an ein Leben bei Nacht angepasst.
Das etwas andere Bühnenbild – die Venusgrotte
Illumination und stimmungsvolle Lichteindrücke durch die großen Deckenlüster sind bereits eindrucksvoll, wenn man von der dunklen Nacht hinein ins Schloss Linderhof tritt. Im Park jedoch versteckt sich ein weiteres Highlight, das vor allem durch ausgeklügelte und sorgsam geplante Illuminationstechnik eine beeindruckende Atmosphäre schafft: Die Venusgrotte.
Die größte künstlich geschaffene Grotte des 19. Jahrhunderts – mit 66 Meter Länge und 14 Meter Höhe – ist schon aus rein baulicher Hinsicht ein Hingucker. Der Bauplatz dafür wurde in den Fels gesprengt. Dort baute man zunächst ein massives Gebäude aus Ziegeln und Bruchstein. Darin wurde die Grotte mit einer Eisenstruktur ausgeformt. Danach wünschte der König eine Begrünung des Hügels, damit die Grotte von außen nicht direkt sichtbar war. Geschaffen wurde Sie als Bühnenbild für den 1. Akt des „Tannhäuser“ von Richard Wagner. Ein künstlicher See mit Wellenmaschine, ein Muschelkahn, ein Wasserfall und Kachelöfen, um das Wasser zu erwärmen, machten aus dem Bühnenbild sogar eine Badelandschaft für König Ludwig II. Abgerundet wurde dieses einzigartige und lebendige Bühnenbild von einer innovativen Beleuchtungstechnik.
Illuminationstechnik nach neuesten Methoden
Die Ausleuchtung der Grotte erfolgte von Anfang an mit modernster Beleuchtungstechnik: Oberhalb der Grotte wurde ein Maschinenhaus eingerichtet, das mittels Dampfmaschinen der Firma MAN und Dynamos der Firmen Schuckert aus Nürnberg und Gramme aus Paris elektrischen Strom für den Betrieb von sogenannten Kohlebogenlampen erzeugte. Die Beleuchtungsanlage war auf den neusten Stand der Technik und die erste fest installierte Beleuchtungsanlage Bayerns. Heute zeugen noch die Wasserkühlleitungen von den historischen Bogenlampen (siehe Plan). Diese erzeugten starke Hitze und mussten daher durch fließendes Wasser gekühlt werden.
Stimmungsvolles Licht für das Eintauchen in die Welt von Wagner
Besonders wichtig war es für Ludwig, dass die künstlich erzeugte Lichtstimmung auch das Idealbild seiner Vorstellung von den Wagnerbühnenbildern wiedergibt. Dazu sorgten verschiedenfarbige Glasvorsätze, die die Grotte in rotes oder blaues Licht tauchten. Besonders die Ausleuchtung in Blau war für Ludwig von besonderer Bedeutung, um seiner Idealvorstellung der „Blauen Grotte von Capri“ zu entsprechen. Mehrere Farbvariationen mussten getestet werden, bis der passende blaue Farbton gefunden wurde. Das Endprodukt dieses Zusammenspiels aus Bühnenmalerei, Bühnenbau und moderner Technik schuf ein einzigartiges Raumerlebnis, das ein Eintauchen in Wagners Welten und somit eine Flucht vom Alltag für den König ermöglichte.
Um dieses Bühnenerlebnis auch weiter für die Nachwelt zu erhalten, wird die Venusgrotte voraussichtlich bis 2022 restauriert und ist daher derzeit geschlossen. Die Vorfreude auf das Ende der Restaurierungsarbeiten und die grandiose Ausleuchtung der Venusgrotte sei aber hiermit bei Euch geweckt.
Ausflugstipp zum Schluss: Erlebt Linderhof, wie es Ludwig II. am liebsten hatte
Zwar ist derzeit die Venusgrotte nicht mit ihren bühnenkünstlerischen und technischen Raffinessen zu bestaunen, aber dennoch wartet Linderhof mit einer malerischen Beleuchtung und imposanten Atmosphäre bei der König-Ludwig-Nacht auf. Am Samstag, den 25. August 2018 könnt Ihr Schloss Linderhof so erleben, wie es Ludwig am liebsten hatte. Wandelt wie einst Ludwig durch den dunklen Park und lasst euch von den hell erleuchteten Prunkräumen, der Illumination des Wasserparterres und rund 1500 Kerzen, die den Park stimmungsvoll erleuchten, verzaubern.
Spannende und interessante Themen- und Sonderführungen, ein Konzert und Lesungen erwarten Euch. Das Programm beginnt ab 14.30 Uhr. Wenn Ihr mehr wissen wollt, besucht www.linderhof.de