Wenige Tage noch bis zur Neueröffnung der Grünen Galerie und dem Beginn der Residenzwoche (08.10.-16.10.2011). Wie beim Marathonlauf sehen wir endlich die Ziellinie vor uns. Die Ärmel werden hochgekrempelt, alte Kleidung angezogen und der Endspurt eingeläutet.
Schließlich soll die Neupräsentation ergänzt werden mit einer Vorstellung unseres Projekts, in dem unseren Besuchern die bewegte Geschichte der Galerie und der dort gezeigten Gemälde sowie die Wiederherstellung der ursprünglichen Hängung erläutert werden. „Von der Kunstkammer zur Grünen Galerie“ soll dieser Überblick heißen und nahe den Reichen Zimmern im Charlottengang der Residenz zu besichtigen sein. So heißt es also in der Woche vor der Eröffnung für Restauratoren, Referent und Volontärin zügig die Arbeitshandschuhe raussuchen und schwere Gegenstände bewegen. Der Charlottengang verwandelt sich kurzfristig in eine Baustelle. Aufsteller, Vitrinen und Tafeltexte – und natürlich die auszustellenden Objekte – harren auf ihre Bestimmung und sinnvolle Ordnung.
Heute sind also weniger die klassischen kunsthistorischen Kompetenzen gefragt, sondern eher unsere handwerklichen Fähigkeiten. Unser Bücherwissen hilft uns leider nicht weiter und auch nicht die theoretische Kenntnis, wie eine Bohrmaschine technisch funktioniert oder wie das elegante, aber mörderisch komplizierte Mero-System zusammenzuschrauben ist, auf dem die Texttafeln montiert werden sollen. Es muss ganz einfach damit hantiert werden und zwar so, dass kein Schaden entsteht – weder an der historischen Raumschale noch an uns, von kleineren Blessuren einmal abgesehen.
Auch die Anforderungen und Möglichkeiten des Charlottengangs als Ort für eine Sonderausstellung wollen bedacht sein. Wie kann ein schmaler, langgestreckter Gang, dessen schlichtes Erscheinungsbild vor allem durch eine imposante, gewölbte Stuckdecke unterbrochen wird, in eine funktionale Ausstellungsfläche verwandelt werden? Die Ästhetik ist aber nur eine Sache, viel wesentlicher ist zu klären, unter welchen konservatorischen Bedingungen die ausgewählten Objekte präsentiert werden müssen. Was sind die entscheidenden Kriterien dazu? Die Restauratoren geben eindeutige Empfehlungen ab. Exemplarisch lässt sich das an den fünf, in Vitrinen gezeigten Miniaturbildern näher erläutern. Sie zierten einst das Miniaturenkabinett der Reichen Zimmer. Nach ihrer notwendigen Restaurierung wurden sie aus konservatorischen Gründen in der Restaurierungsabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung unter klimatisch optimalen Bedingungen eingelagert.
Die Fragen nach Licht und Klima sind grundlegend für eine Präsentation der Miniaturen im Charlottengang. Denn eine zu hohe Luftfeuchtigkeit führt zu wellenförmigen Ablösungen der Malschicht von ihrem Untergrund, so dass Farbpartikel abplatzen können. Es heißt also im Vorfeld über einen längeren Zeitraum hinweg Klimamessungen durchzuführen, bevor man grünes Licht für die Ausstellung der Miniaturen gibt. Ebenfalls ist Voraussetzung, Helligkeit und die schädliche UV-Strahlung durch entsprechenden Lichtschutz auf ein akzeptables Maß zu dämmen. Durch solche Schonung kann ein Ausbleichen der Farbe verhindert werden. Einen zusätzlichen Schutz stellen dabei die in den Fenstern angebrachten Stoffbanner da, auf die die Ausstellungstexte gedruckt sind. Trotzdem werden die Miniaturen in einigen Wochen in ihren Vitrinen durch Reproduktionen ersetzt werden, um die fragilen Originale zu schützen.
Inzwischen schweigen die Hämmer. Die letzten versehentlich angeschraubten Daumen sind verpflastert, die meisten Texttafeln aufgehängt. Nun gilt es noch aufzuräumen und schließlich die Vitrinen zu bestücken. Dann erwartet unsere kleine Ausstellung die Besucher, die sich hier nicht nur über Karl Albrechts Gemäldegalerie, sondern auch deren Vorläufer, über die historischen und funktionalen Hintergründe fürstlichen Sammelns in der Frühen Neuzeit informieren können. Wir laden ein und wünschen uns allen eine spannende, erlebnisreiche und inspirierende Residenzwoche.
Eure Berichterstatter – Christian Quaeitzsch und Tanja Praske
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