„Das schönste Rokoko auf Erden“ – Die Reichen Zimmer und die Grüne Galerie
„Das schönste Rokoko“ – so begeistert hat niemand Geringeres als Jacob Burckhardt (1818-1897) in seinen Briefen die Reichen Zimmer mit der Grünen Galerie in der Münchner Residenz beschrieben.
Die Begeisterung des berühmten Schweizer Kunst- und Kulturhistorikers wärmt nicht nur die bayerische Seele – es ist auch heute noch sofort nachvollziehbar: Schließlich war der mit der Gestaltung beauftragte Künstler – François Cuvilliés (1695-1768) – bestrebt, für seinen Auftraggeber, den bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht (regierte 1726-1745), den fulminanten Eindruck höchster Eleganz und Pracht zu erzeugen.
Von 1731 bis 1733 wurde die Raumflucht aus Vor- und Audienzzimmer, Konferenzzimmer, Schlafgemach, Spiegel- und Miniaturenkabinett im südöstlichen Teil der Residenz eingerichtet. Spätestens 1737 war dann auch die angrenzende Galerie fertig ausgestattet. An Cuvilliés Seite und unter seiner Leitung wirkte eine ganze Mannschaft erstklassiger Kunsthandwerker – darunter so berühmte Namen wie Johann Baptist Zimmermann und Johann Joachim Dietrich. Zusammen gelang es ihnen, die einzelnen Werke – den Stuck, die Schnitzereien, Wandmalereien sowie das eigens angefertigte Mobiliar – zu einer harmonischen Ganzheit zu verschmelzen, in der jedes Element einen Klang in einer übergeordneten Melodie zu bilden scheint.
Ein zukunftsträchtiger Brand…
Im Endeffekt verdankt sich dieses Meisterwerk einem Unglücksfall: Alles schien im Ordnung, als sich der Münchner Hofstaat am 14. Dezember 1729 in seine verschiedenen Betten verzog. Auch der junge Kurfürst Karl Albrecht dürfte gut geschlafen haben in seinen neuen, glanzvollen Gemächern. Diese waren noch von seinem Vater, dem 1726 verstorbenen Kurfürst Max Emanuel in Auftrag gegeben worden. Erst kurz zuvor hatte Hofbaumeister Joseph Effner die Arbeiten vollendet.
Doch das Glück war nur von kurzer Dauer: Sehr früh am Morgen weckte Brandgeruch den Kurfürsten – das Appartement stand in Flammen! (vermuteter Auslöser war übrigens eine „Nachttisch-Kerze“, die eine schläfrige Hofdame nicht mehr gelöscht hatte…).
Nur mit Mühe und im schlecht sitzenden Nachthemd konnten die wichtigsten Stücke der Ausstattung – kostbare Gemälde und vor allem der Wittelsbacher Hausschatz – gerettet werden. Die bedeutende Sammlung von Kleinbronzen und auch die Tizians gingen dagegen verloren. Angesichts der Tatsache, dass auch damals schon Werke des großen Italieners nicht an jeder Ecke zu haben waren, muss man zugeben, dass Karl Albrecht den Verlust gefasst aufnahm.
Praktisch noch in den rauchenden Trümmern erteilte er stattdessen den Auftrag, die Räume wiederherzustellen, sie aber noch moderner und prächtiger einzurichten als vor dem Unglück – die Ausführung wurde Cuvilliés übertragen, der die einmalige Chance erkannte und nutzte.
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