Geheimnisse

Was Fotos erzählen: Die Residenz Ellingen in historischen Aufnahmen

Ellingen Residenz historisches Foto

Anlässlich des 300-jährigen Jubiläums des barocken Neubaus der Residenz Ellingen hat die zuständige Museumsreferentin verschiedene Bildarchive nach historischen Aufnahmen des Schlosses durchforstet. Eine kleine Auswahl stellen wir Euch im 2. Teil unserer Ellingen-Blogserie vor.


Von Dr. Cordula Mauß & Benedikt Bauer

Seit dem Aufkommen der Fotografie im 19. Jahrhundert war die Residenz Ellingen im Fokus von Fotografen. Historische Aufnahmen berichten vom internationalen politischen Geschehen ebenso wie von privaten Ereignissen, von Zerstörungen ebenso wie von Restaurierungen und Sanierungen.

Residenz Ellingen historisches Foto

Eine frühe Fotografie aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellt dieser Albuminabzug dar.

Menschen erzählen Geschichte: Die Residenz Ellingen und ihre Bewohner

Was wäre ein Schloss ohne seine Menschen? Durch die Jahrhunderte diente die Residenz als Regierungs-, Wohn- und Arbeitsstätte, als Ort der Repräsentation und Identifikation. Die bedeutende Epoche als Deutschordensresidenz, die nahezu ein halbes Jahrtausend andauerte und 1796 endete, hinterließ naturgemäß keine fotografischen Zeugnisse.

Ellingen Residenz Kutscher historisches Foto

Die Residenz als Wohnort: Aufnahme einer Kutschfahrt vor der Schlosskirche 1892 (Foto: Fürsten von Wrede).

1815 übergab König Max I. von Bayern seinem berühmten Feldmarschall Carl Philipp Fürst von Wrede (1767-1838) Ellingen als Thron- und Mannlehen. Von der ehemaligen Deutschordensresidenz als Familiensitz berichten Fotos aus dem Fotoalbum der Fürsten von Wrede. So ließen sich die Familienmitglieder 1892 während einer Kutschfahrt im Innenhof des Schlosses fotografieren.

Lazarett Ellingen 1914-1915

Die Residenz als Hospital im 1. Weltkrieg 1915 (Foto: Fürsten von Wrede).

Wie viele andere Schlösser diente auch die Residenz Ellingen während des Ersten Weltkrieges als Lazarett. Die Fotografie zeigt das medizinische Personal sowie verwundete Soldaten der Jahre 1914 und 1915 vor dem Schlossportal. Der Dankesgruß der Verwundeten für die Versorgung im Schloss richtet sich an das Fürstenhaus.

Stein erzählt Geschichte: Die Residenz Ellingen und der Zahn der Zeit

Kaum ein historisches Kunstwerk übersteht die Jahrhunderte im originalen Zustand. Auch die Residenz Ellingen erfuhr Renovierungen, Zerstörungen, Restaurierungen. Besonders die Schäden des 2. Weltkriegs und die Sanierungen des 20. Jahrhunderts wurden in Fotografien festgehalten.

Luftbild historisch_Luftbildarchiv

Ellingen von oben mit den Bombenkratern des 2. Weltkriegs (Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung).

Die Luftaufnahme links zeigt eindrucksvoll Krater von Bombardierungen Ellingens im 2. Weltkrieg. Sie lassen erkennen, dass die Residenz angesichts des Bombenteppichs Glück im Unglück hatte und sich die Schäden in Grenzen hielten. Stark zerstört wurde im Bereich der Residenz der Schlosspark am 23. März 1945.

Ellingen Residenz Brühltor

Steinerner Zeuge der Geschichte: Das Brühltor vor 1914 (Foto 1: © Bildarchiv Foto Marburg/ Carl Teufel/ Benno Filser), 1946; Foto 2: © Bildarchiv Foto Marburg/ Carl Teufel/ Benno Filser sowie im Jahr 2019 auf Foto 3: BSV).

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges kam es zum Artilleriebeschuss des Schlossareales. Das 1762/65 nach Entwürfen Matthias Binders errichtete Brühltor im Westen der Residenz wurde zerstört, sodass Panzer hindurchfahren konnten. Es wurde vereinfacht wiederhergestellt. Die Fotos zeigen Ansichten vor 1914, im Jahr 1946 und 2019.

Schlosskirche Ellingen 1945

Die Schlosskirche als Lagerstätte 1945 (Foto: The U.S. National Archives and Records Administration).

Dieses Foto dürfte eine der berühmtesten Aufnahmen Ellingens sein. Es wurde tausendfach im Zusammenhang mit Berichterstattungen über NS-Raubkunst gedruckt, etwa im Zuge des Gurlitt-Falles. Ob es Raubkunst zeigt, ist jedoch keineswegs klar. Deutlich zu erkennen sind Stoffballen, die laut Archivalien der U.S. Army und der Schlösserverwaltung aus dem „Hilfszug Herman Göring“ stammen sollen, der wohl seitens des NS-Regimes Hilfsgüter in zerbombte Gebiete brachte. Ob diese Stoffe Raubgut aus von deutschen Truppen besetzten Gebieten waren und was die Kisten beinhalteten, ist bisher nicht geklärt. Jedoch waren diese Einlagerung laut Dokumenten von 1945 ausschlaggebend für intensive Durchsuchungen des Schlosses durch die 3. US-Armee, infolgedessen die fürstlichen Sarkophage geöffnet und historisches Schlossmobiliar abtransportiert wurde.

Residenz Ellingen, Innenhof

Mit und ohne Fassadenbewuchs: Der Innenhof vor 1930 und im Jahr 2019 (Fotos: BSV).

Ein Vergleich der historischen Aufnahme mit heutigen Bildern dokumentiert rezente Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen. In den Jahren 2000 bis 2002 wurden das Dach der Schlosskirche, die Kirchenfassaden sowie die Kolonnade im Innenhof aufwendig saniert. Nach dem Vorbild des nachgewiesenen historischen Bodenbelags konnte 2006 die Pflasterung des Hofs erneuert werden. Die linke Aufnahme aus der Zeit vor 1930 zeigt die Nordostecke des Innenhofs mit Blick auf die Kolonnade samt bekrönender Elemente sowie links die bewachsene Schlosskirchenfassade. Heute präsentiert sich die Kolonnade ohne die bekrönenden Elemente, wie das rechte Foto zeigt.

Vermittlung unserer Geschichte: Die Residenz Ellingen als Museum

1939 erwarb der bayerische Staat das Schloss zusammen mit der Reithalle und dem Park von den Fürsten von Wrede und übergab es der Obhut der Bayerischen Schlösserverwaltung. Die fürstliche Familie verfügte noch bis 2010 über ein Wohnrecht im Ostflügel des Schlosses. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten und der Erarbeitung eines Museumskonzeptes wurde das Schloss ab 1954 nach und nach für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mit der Museumseröffnung 1954 waren zuerst das Treppenhaus, ein Großteil der Prunkräume des 1. Obergeschosses sowie im 2. Obergeschoss der Festsaal mit den beiden angrenzenden Räumen zu sehen. Ausstellungsobjekte zur Deutschordensgeschichte wurden im Landkomturzimmer (Raum 105) präsentiert.

Residenz Ellingen nach 2.WK

Die Leere nach dem 2. Weltkrieg (Fotos: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege/links Karl Gröber, rechts Arthur Schlegel).

Da große Teile des Schlosses durch Plünderungen in der Nachkriegszeit ihrer mobilen Ausstattung beraubt wurden, musste das Mobiliar einiger Räume mit Stücken aus dem Besitz der Fürsten Wrede und der Bayerischen Schlösserverwaltung ergänzt werden. Die Fotografien zeigen das heute jeglicher Möbel beraubte Speisezimmer in der ersten Etage, vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Residenz Ellingen Museumsteppich historische Aufnahmen

Nun mit Museumsteppich (Fotos: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege/links Karl Gröber, rechts Arthur Schlegel).

Diese Abbildungen zeigen das fürstliche Vorzimmer (sog. Psychezimmer) im Zweiten Obergeschoss im Vorkriegszustand und nach der musealen Neueinrichtung. Anstelle der ursprünglichen Sitzgarnitur, die sich heute im Zweiten Gobelinzimmer befindet, wird Mobiliar aus dem Gelben Audienzzimmer der im Krieg zerstörten Toskanazimmer der Würzburger Residenz gezeigt.

Bis heute stellt die Residenz Ellingen eines der bedeutendsten Schlösser und Zeugnisse des Deutschen Ordens und eine besondere Perle der Barockarchitektur sowie der klassizistischen Ausstattungskunst dar. Unsere Kolleginnen und Kollegen der Residenz Ellingen können es kaum erwarten, Euch nach der Corona-bedingten Schließzeit willkommen zu heißen.

 

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