Wer in den vergangenen Monaten den Hofgarten Bayreuth besucht hat, dem ist es vielleicht schon aufgefallen: Besonders im Gartenbereich vor dem Italienischen Bau bis zum Sonnentempel ist derzeit viel los. Hier kann man das ganze Jahr über miterleben, wie gartendenkmalpflegerische Überlegungen Schritt für Schritt Gestalt annehmen.
Die letzte große Umgestaltung dieses Bereichs, der im Hofgarten seit jeher eine besondere Rolle spielt, fand in den 1950er und 60er Jahren statt. Zwar ist die Formensprache dieser eigenständigen Gartenschöpfung noch heute erkennbar, doch überalterte Gehölze und unstrukturierte Pflanzbestände verschleiern das ursprüngliche Bild. Mit gezielten Pflegeeingriffen soll das Erscheinungsbild jener Zeit nun wieder stärker ins Leben gerufen werden.
Ein Blick in die Gartengeschichte
Die Geschichte dieser Gartenpartie reicht jedoch viel weiter zurück. Mitte des 18. Jahrhunderts ließ Markgraf Friedrich III. neben dem Neuen Schloss ein separates Gebäude für seine neue Ehefrau errichten. Der sogenannte „Italienische Bau“ war in eine 0,56 Hektar große Gartenfläche eingebettet. Zu dieser Zeit bestimmten kleinteilige Heckenkabinette, runde und rechteckige Bassins sowie kleine Gartenarchitekturen das Bild.
Die verschiedenen exotischen Bezeichnungen des Gartenbereichs lassen vermuten, dass hier schon damals eine Vielzahl fremdländischer Gewächse gepflanzt war.
Als der Hofgarten ab 1789 verlandschaftlicht wurde, konzentrierte man sich zunächst auf diesen Bereich. Bis etwa 1790 wurde er vollständig umgestaltet: Geschwungene Wege, Rasenflächen und Gehölze prägten nun das Bild. Dass dieser Teil des Gartens schon immer eine besondere Rolle spielte, zeigt sich auch in der einzigen erhaltenen künstlerischen Darstellung jener Zeit.
Dieser Bereich des Hofgartens hatte den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet überstanden, jedoch mangelte es in der Nachkriegszeit an gärtnerischen Arbeitskräften. Ab 1956 gab es erste Ansätze zur Regeneration. Die Bedeutung des ursprünglich separat gestalteten Gartenbereichs wurde erkannt und sollte wiederhergestellt werden. Der damalige Gartendirektor Christian Bauer (1903-1978) dachte zunächst über einen englischen Landschaftsgarten en miniature nach, mit einem Flussläufchen, der sich über den Rasen windet, unregelmäßigen Wegen und modelliertem Boden.
Letztlich entschied sich Christian Bauer für eine zeitgemäßere Gestaltung. Die zentrale Rasenfläche blieb das Hauptelement und wurde von niedrigen Bepflanzungen wie Azaleen und Rhododendren mit Durchblick zum Sonnentempel eingefasst. Anstelle des Flüsschens baute man ein Wasserbecken, das „wie ein Spiegel im Rasen“ wirken sollte. Nach dem ersten Bepflanzungsplan folgte 1962 ein weiterer Plan des Gartenleiters Mühlbacher, der ein noch reicheres Spektrum an Grün vorsah, darunter verschiedene Laub- und Nadelbäume, Rosen, Azaleen, Rhododendren, Blütensträucher und immergrüne Sträucher.
Im Plan war auch vorgesehen, dass die seit dem 18. Jahrhundert auf einem kleinen Hügel stehende Flora-Statue von Rosen und Stauden geschmückt werden sollte.
Um den Gartenbereich vom Parterre noch deutlicher abzugrenzen, ergänzte man Stauden als Band vor der Strauchpflanzung. Alle Gehölzpflanzungen wurden mit Frühjahrsblühern und Stauden wie Lupinen, Iris und Physalis unterpflanzt.
Südlich der zentralen Rasenfläche befand sich ein intimerer Bereich, in dem ein zeittypischer Polygonalplattenweg zu ruhigen Sitzgelegenheiten führte.
Die Sanierung
Im Rahmen der Sanierung werden die typischen gestalterischen Elemente der 50er und 60er Jahre – der runde Wasserspiegel, die Pflanzenauswahl und die verwendeten Materialien – wieder zu einem stimmigen Gesamtbild zusammengeführt.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurden in diesem Jahr bereits Wege neu vermessen und mit frischem Belag und Wegekanten versehen, Sträucher zurückgeschnitten, wild aufgegangene und überalterte Gehölze entfernt sowie die Sichtachse zwischen dem Italienischen Bau und dem Sonnentempel durch einen kräftigen Rückschnitt der Forsythien geöffnet.
Mit einer Schicht aus Planen und Rindenmulch unter einigen Gehölzen versucht man zudem, den wuchernden Giersch nachhaltig einzudämmen. Die Abdeckung wird ein bis zwei Jahre bleiben, sodass andere Bodendecker und Stauden in Zukunft wieder eine Chance haben.
Auf der Rasenfläche unmittelbar vor dem Sonnentempel, die ehemals als „Wiesental“ bezeichnet und erst ab dem späten 20. Jahrhundert als Rasenfläche gemäht wurde, durften Schüler und Schülerinnen aus Bayreuth eine Blühwiese anlegen, um den landschaftlichen Charakter wieder hervorzuheben.
Wenn jetzt im Herbst die Neupflanzungen anstehen, wird man sich an den üppigen Pflanzlisten aus den 60er Jahren orientieren. Für die kommenden Jahre plant man die Staudenpflanzung im zentralen Bereich wiederherzustellen und die Bepflanzung im Bereich zum Geißmarkt zu überarbeiten. So zeigt sich dieser ganz besondere Gartenbereich bald wieder in seiner alten Fülle.