Derzeit arbeitet die Bayerische Schlösserverwaltung an einem neuen Ausstellungsraum zu den Pferden des Ansbacher Hofs im 18. Jahrhundert, insbesondere zu drei historisch bedeutsamen Pferdepräparaten. Von vielen Ansbachern stark vermisst, waren die kuriosen Vierbeiner viele Jahre nicht ausgestellt. Als kleinen Vorgeschmack und für mehr Hintergrundinformationen gibt es für euch auf unserem Blog nun ein paar spannende Beiträge rund um das Thema „Pferde am Hof“. Heute erzählt Christian Lucae von der langen Tradition der militärischen Reitkunst in Ansbach und seinem Urgroßonkel, einem echten Ansbacher Ulanen!
Militärische Reitkunst hat in Ansbach lange Tradition
Sei es am Hof des Markgrafen oder in der Kavalleriekaserne der „Königs-Ulanen“ – über lange Zeit wurde in Ansbach die militärische Reitausbildung gepflegt und weiterentwickelt. Sogar im Hohenfriedberger Marsch, einem der bekanntesten deutschen Militärmärsche, wird der Mut und die Tapferkeit der „Ansbacher Dragoner“ besungen! Doch was es damit genau auf sich hat, etwas später.
Eine kleine Münze erzählt eine große Geschichte!
Hoch aufgerichtet und im perfekten Sitz des 18. Jahrhunderts sitzt der frischgebackene Obrist des fränkischen Reichskreises auf seinem edlen Ross. Stolz über den hohen militärischen Rang scheint nicht nur der Reiter, sondern auch das Pferd auszustrahlen. Mit hocherhobenen Beinen schreitet es einher, den Kopf in der perfekten senkrechten Stellung geneigt. Das Bild der Münze könnte fast eine Kopie eines Kupferstichs von Johann Elias Ridinger sein, dessen Bilder über die höfische Reitkunst in ganz Europa berühmt waren.
Doch wer ist dieser stolze Offizier, der auf der nur etwa 3 cm großen Münze zu sehen ist?
Es handelt sich um den letzten Markgrafen in Ansbach, Christian Friedrich Carl Alexander von Brandenburg-Ansbach und später sogar Bayreuth. 1757 wurde er zum Befehlshaber des Dragonerregiments des fränkischen Reichskreises ernannt und auf genau dieses denkwürdige Ereignis bezieht sich die kleine Münze. Auch damals galt der Grundsatz Einigkeit macht stark! So hatten sich die fränkischen Fürstentümer zusammengeschlossen, um ihren mächtigen Nachbarn, z. B. Preußen, militärisch Paroli zu bieten. Die Person des Markgrafen war allerdings, auch zu seiner Zeit, nicht unumstritten: So „vermietete“ er seine Landeskinder als Söldner an die Engländer, die sie in den nordamerikanischen Kolonien gegen die rebellierenden Einwohner einsetzten. Auch der heimliche „Verkauf“ seines Markgrafentums an die preußische Verwandtschaft machten ihn bei seinen Untertanen nicht gerade beliebt. Doch trotz alledem – glaubt man der kleinen Münze, so war er zumindest ein ausgesprochen guter Reiter.
Die „Ansbacher Dragoner“- eine preußische Mogelpackung?
„Auf Ansbach Dragoner! Auf, Ansbach-Bayreuth!“ So heißt es im berühmten Hohenfriedberger Marsch, der eine bekannte Schlacht Friedrichs des Großen von Preußen (des „Alten Fritz“) beschreibt und einer Legende nach sogar von ihm selbst komponiert wurde. Ein Marsch, der auch noch heute, mehr als 200 Jahren nach seiner Entstehung bei vielen Veranstaltungen der Bundeswehr zu hören ist.
Doch warum tragen preußische Dragoner (damals berittene Infanterie) den Namen eines fränkischen Markgrafentums?
Das Rätsel ist schnell aufgeklärt! Im 18. Jahrhundert und darüber hinaus war es gängige Praxis, befreundete Fürsten zu „Inhabern“ der eigenen Regimenter zu berufen. So sollten die freundschaftlichen Bindungen gestärkt und auch nach außen hin verdeutlicht werden. Militärische Führungsaufgaben hatten die jeweiligen Fürsten aber kaum, es handelte sich meist nur um repräsentative Verpflichtungen. Allerdings wurde das Regiment nach dem Fürstentum des „Inhabers“ benannt. So kommt es, dass die preußischen Dragoner eine fränkische Residenzstadt im Namen trugen, obwohl anzunehmen ist, dass die wenigsten von ihnen Franken jemals besucht haben. Schließlich lagen die ersten Standorte des Regiments im heutigen Mecklenburg-Vorpommern bzw. Polen und waren damals somit eine halbe „Weltreise“ von Ansbach entfernt.
Die Ansbacher Ulanen – „königliche“ Lanzenreiter!
Stolz, aber auch etwas unsicher sieht der junge Mann auf dem kolorierten Foto aus, das Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden ist. Als Kopfbedeckung trägt er die Tschapka, die ihn deutlich als Ulanen kennzeichnet. Ulanen waren eine Gattung der Kavallerie, die ihren eigentlichen Ursprung in Polen hatte. Ihre Hauptwaffe war eine lange, schlanke Lanze, deren Handhabung eine umfangreiche Ausbildung erforderte. In Ansbach war das Königlich Bayerische 2. Ulanenregiment „König“ stationiert. Inhaber des Regiments (hier ist es wieder) war, als besondere Auszeichnung, der bayerische König. Der bekannteste Regimentsinhaber dürfte wohl Ludwig II. von Bayern gewesen sein. Als schlanker junger Mann und passionierter Reiter machte er, wie das Bild beweist, eine hervorragende Figur als bayerischer Ulan.
Doch lasst mich noch einmal auf den jungen Lanzenreiter des Titelbildes zurückkommen. Auch von ihm ist der Name bekannt, handelt es sich nämlich um meinen Urgroßonkel Georg Neidenberger. Seine Dienstzeit bei den Ansbacher Ulanen und den Ersten Weltkrieg hat er leider nicht überlebt. Von einem Aufklärungsritt im Jahr 1914 in der Nähe der belgischen Ortschaft Froyennes kam er leider nie zurück.
Literatur
Deutsches Soldatenjahrbuch 1979, 2. Bayer. Ulanenregiment „Koenig, ein Abriß seiner Geschichte“ von Hellmut Heinrich.
Historische Uniformen von Liliane und Fred Funcken.