Ludwig II. war zeit seines Lebens ein Pferdenarr und in jungen Jahren auch ein hervorragender Reiter. Stundenlang, so legen es Quellen nahe, sei der junge Ludwig auf der Reitbahn der Münchner Hofreitschule im Kreis geritten, um so für seine Distanzritte in Richtung der geliebten Berge in Form zu bleiben. In einem österreichischen Gesandtschaftsbericht aus dem Februar 1868 wird hierzu berichtet:
„Der König erfaßt den Gedanken, die Reise an einen bestimmten Ort zu Pferde zu machen, berechnet die Distanzen im Verhältnis zum Umfange der Reitbahn und reitet dann mehrere Nächte hintereinander von 8 Uhr abends bis 2, 3 Uhr früh, gefolgt von einem Reitknecht, in der Bahn fort und fort, rund herum, ein jedes Pferd, so lang es gehen kann, hält nach einigen Stunden an und läßt sich in die Bahn ein frugales Souper bringen und reitet dann wieder weiter. Der Reitknecht, der mit dem Könige in der Reitbahn `von München nach Innsbruck´ geritten war, erhielt für diese Begleitung eine goldene Uhr mit Kette.“
Er liebte es auch, in seinen Prunkkutschen nachts durchs Land gefahren zu werden und seine Lieblingspferde waren auch später, als er nicht mehr selbst reiten konnte, stets bei seinen fest geplanten Ausflügen, in die Bayrischen Berge und an den Starnberger See, dabei.
Das wohl berühmteste von Ludwigs Reitpferden ist die Schimmelstute Cosa Rara (was mit seltene, oder seltsame Sache übersetzt werden kann). Heute steht sie, kunstvoll präpariert, im Marstallmuseum in Nymphenburg.
Cosa Rara wurde 1863 in England geboren, und am 28. Juni 1869 für König Ludwig II. angekauft. Etwa 10 Jahre später, am 15. Januar 1879 wurde das edle Ross dann an das Hofgestüt Bergstetten abgegeben, oder „versetzt“, wie auf der Rückseite des Gemäldes von F.W.Pfeiffer vermerkt ist.
Zu Cosa Rara gibt es eine Anekdote, die sich in Linderhof, gelegen im schönen Graswangtal, ereignet hat. Sie lässt uns teilhaben, an den kleinen Freuden und Späßen, mit denen sich Ludwig II. seinen Tag versüßte. Luise von Kobell, deren Mann als Beamter im direkten Umfeld des Königs arbeitete, berichtet:
„Seinen Prachtschimmel ,Cosarara´ ließ er gelegentlich vor einem gedeckten Wirtstisch in Linderhof führen, vor einem servierten Lunch und brach in homerisches Gelächter aus, wenn ,Cosarara´ das Menü unwillig umstieß, da dieses statt duftenden Heus und würzigen Habers nur Braten, Forellen und Rotwein darbot“.
Diese Geschichte führt uns der Maler hier lebhaft vor Augen. Wir sehen Cosa Rara, die mitten in einer Blumenrabatte steht und das Beet bereits ziemlich zertrampelt hat. Das Pferd hat ein Weinglas umgestoßen und der Inhalt ist auf die weiße Tischdecke gelaufen. Am Boden, neben dem Tisch, liegen eine Blumenvase und die Blumen, die eigentlich den König hatten erfreuen sollen. Cosa Rara hat, so sieht es zumindest für den Betrachter aus, ein Stück Semmel im Maul und scheint darauf herum zu kauen.
Die Gärtner, Lakaien und Wäscherinnen konnten die Freude des Königs über diese Szene wohl schwerlich teilen, allerdings verdiente das Personal bei Hofe für die damalige Zeit sehr gut und Ludwig II. war bei seinen Bediensteten auch als großzügiger Geber von Geschenken bekannt. Somit dürfte sich der Unmut doch stark in Grenzen gehalten haben.
Ort des beschriebenen Ereignisses war der Garten des sogenannten Königshauses, jenes Haus, das heute etwa 200 Meter westlich von Schloss Linderhof steht. Dort befand sich damals ein kleiner Vorplatz, ein Ziergarten und auch jenes Wasserbassin, das in F. W. Pfeiffers Porträt von Cosa Rara zu sehen ist. Ludwig II. ließ das Königshaus später umsetzen, da Platz geschaffen werden musste, um den Vorplatz und das Wasserparterre nach den Ideen des Monarchen auszugestalten.
Alle Infos zur Schloss- und Gartenanlage Linderhof findet Ihr auf unserer Webseite.
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