Wer Schloss Nymphenburg besucht wird nicht nur von einer beeindruckenden Schloss- und Gartenanlage, einem imposanten Festsaal im Rokokostil oder dem Geburtszimmer Ludwigs II. begeistert berichten können: Auch die Schönheitengalerie, die im Auftrag König Ludwigs I. von Joseph Stieler von 1827-1850 gemalt wurde, zählt zu den Hauptattraktionen des Schlosses. 36 Bildnisse klassizistischer Porträtkunst zeigen schöne Frauen aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten. Stieler schuf jedoch bereits vor der berühmten Schönheitengalerie Kunstwerke für die Sommerresidenz der Wittelsbacher in Nymphenburg. Eines davon möchten wir Euch heute vorstellen.
Eine neue Facette des bayerischen Hofmalers
Joseph Stieler (1781 Mainz – 1858 München), der seit 1812 für König Max I. Joseph von Bayern in München tätig war und 1820 zum bayerischen Hofmaler ernannt wurde, zeigt mit einem Andachtsbild für die evangelische Königin Karoline eine ganz andere Facette seines Schaffens. 1817 malte er das für ihn ungewöhnliche Bildmotiv der „Madonna in Anbetung“ für Karoline, die Gemahlin von König Max I. Joseph. Das Gemälde wurde ursprünglich für das Kabinett des Königinnen-Appartements geschaffen, was uns durch ein zeitgenössisches Aquarell überliefert ist.
Das Madonnenbildnis ist von der italienischen Barockmalerei inspiriert und zeigt Maria in jugendhafter Gestalt von einer Lichtgloriole umgeben. Das Andachtsbild ist noch vom originalen klassizistischen Rahmen umgeben und besticht durch die feine Malweise und die leuchtende Farbigkeit des Klassizismus.
Das Andachtsbild kehrt an seinen ursprünglichen Ort zurück
Nach dem Tod des Königs nahm Karoline das Madonnenbild mit in ihren Witwensitz. Aus Familienbesitz gelangte es in den Kunsthandel. Im Jahr 2017 schließlich – 200 Jahre nach seiner Entstehung – konnte die Bayerische Schlösserverwaltung das Andachtsbild zurückerwerben, sodass wir es heute wieder am authentischen Ort präsentieren können. Der ursprüngliche Raum, das Kabinett, existiert heute leider nicht mehr, daher schmückt das Gemälde nun seit Januar 2019 das benachbarte Schlafzimmer der Königin und bereichert Schloss Nymphenburg um ein weiteres Werk Stielers.