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Weltkulturerbe um die Roseninsel – Spannende Einblicke in 6000 Jahre Geschichte unter Wasser

Roseninsel.Luftaufnahme.BSV

Prähistorische Pfahlbauten als Welterbestätten der UNESCO

Liegt der Starnberger See glatt und windstill da wie ein Spiegel, dann lassen sich an der Nordostspitze der Roseninsel im Wasser die Reste einer Pfahlbausiedlung erkennen. Seit acht Jahren zählen diese zum Weltkulturerbe der UNESCO. Unter dem Titel „Prähistorische Pfahlbauten rund um die Alpen“ wurden 2011 insgesamt 111 ausgewählte Fundstellen in sechs Ländern ins Welterbe aufgenommen. Ihre Besiedlungszeit reicht bis an den Beginn der Jungsteinzeit im 6. Jahrtausend v. Chr. zurück.

Kulturschutzgebiet Pfahlbauten Roseninsel. BGfU

Die Pfahlbauten in der Flachwasserzone rund um die Roseninsel sind weitläufig als Kulturdenkmal gekennzeichnet. Foto: Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V.

 

Silexspitze.Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Otto Braasch, Landshut

Auf der Roseninsel gefundener, spätneolithischer Silexdolch. Foto: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Otto Braasch

Die Pfahlbausiedlungen rund um die Alpen gewähren einzigartige Einblicke ins Leben früher Bauern. Sie zeichnen sich durch ihre außergewöhnlich guten Erhaltungsbedingungen aus. Liegende Bauhölzer, aus dem Boden ragende Pfähle und die sogenannte Kulturschicht, die neben Keramik und Steinwerkzeugen auch organische Funde wie Netze, Körbe, Lebensmittelreste oder Leder enthalten kann, werden von einer schützenden Schlick- und Sandschicht bedeckt. Zu den bedeutendsten Funden der Pfahlbausiedlungen gehören die frühesten Textilien und die ältesten Räder Europas aus der Zeit um 3000 v. Chr.

Die Roseninsel

Die Roseninsel verdankt ihren Namen den über 360 Hochstammrosen und 1000 Zentifolien (sog. Kohlrosen) inmitten der Parkanlage mit einem ovalen Rosarium als Zentrum. Sie umranken das sogenannte Casino, eine herrschaftliche Sommervilla von König Maximilian II. Der frühere Name der Insel lautete „Wörth“, was sich aus dem keltischen Wort für Insel ableiten lässt.

 

Rosarium Roseninsel BSV

Das Rosarium der Roseninsel. Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

Während der ersten Grabungen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts stieß man auf Jagdwaffen aus Feuerstein, Tongefäße und weitere Funde aus unterschiedlichen Epochen. Die Maßnahmen im Auftrag des Starnberger Landrichters Sigmund von Schab markierten den Beginn der bayerischen Pfahlbauforschung.

Die Besiedlungsphasen

Die Roseninsel ist von einer weitläufigen Flachwasserzone umgeben. In Episoden niedriger Pegelstände fielen diese Areale zeitweise trocken und konnten besiedelt werden. Die frühesten Belege für eine Besiedelung der Insel stammen aus dem frühen 4. Jahrhundert v. Chr. Ihre Blütezeit erlebte die Insel in der Übergangsphase von der frühen zur mittleren Bronzezeit im 17./16. Jahrhundert v. Chr. und in der mittleren bis späten Urnenfelderkultur (11.- 9. Jh. v. Chr.). Somit stimmt sie ausgezeichnet mit den bronzezeitlichen Besiedlungsphasen an den Seeufern im Alpenraum überein.

Roseninsel Luftaufnahme Foto Bavaria Luftbild

Luftaufnahme der Roseninsel. Foto: Bavaria Luftbild

Beinahe einzigartig sind indessen eisenzeitliche Palisaden und Schwellrahmenkonstruktionen im Wasser vor dem nordöstlichen Inselufer. Die Baubefunde datieren in die ausklingende Hallstatt- bzw. frühe Latènezeit, also in die Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. Die Roseninsel ist somit gemeinsam mit den jungneolithischen Pfahlbauten von Kempfenhausen die einzige Zeugin für die Existenz prähistorischer Seeufersiedlungen im Alpenraum.

Pfahlbauten Roseninsel BGFU

Eisenzeitliche Konstruktionshölzer vor der Nordostspitze der Roseninsel. Foto: Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V.

Der Welterbe-Informationstag 2019

Am Welterbe-Informationstag am Samstag, den 6. Juli 2019 könnt Ihr auf der Roseninsel auf Entdeckungsreise gehen. Die Bayerische Schlösserverwaltung, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und die Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie bieten anhand von Informations- und Mitmachstationen spannende Einblicke in über 6000 Jahre Inselgeschichte. Unter anderem könnt Ihr am Bildschirm live dabei sein, wenn Unterwasserarchäologen abtauchen. Bei geführten Bootstouren um die Insel entdeckt Ihr die wichtigsten archäologischen Fundbereiche. Zudem gibt es spannende Vorträge zu Themen der Unterwasserarchäologie, des Kulturschutzes und zur Geschichte der Roseninsel.

Unterwasserarchäologe Roseninsel. BGFU

Ein Unterwasserarchäologe bei der Erkundung versunkener Baubefunde vor der Roseninsel. Foto: Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V.

Die Veranstaltung von 12 bis 18 Uhr ist für Erwachsene und Kinder geeignet. Achtung: Programm teils mit Voranmeldung!

Alle Einzelheiten zum Welterbe-Informationstag auf der Roseninsel findet Ihr auf unserer Webseite.

Und falls Ihr mehr über die Pfahlbauten und Unterwasserarchäologie erfahren wollt, besucht die Seiten der UNESCO Pfahlbauten und der Bayerischen Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V.

Welterbe-Informationstag auf der Roseninsel 2019. BLFD

Welterbe-Informationstag auf der Roseninsel 2019. Bild: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege