Am 3. Juli 1709, heute vor 310 Jahren, wurde in Berlin die preußische Prinzessin Friederike Sophie Wilhelmine geboren. Die Lieblingsschwester Friedrichs des Großen sollte ursprünglich mit dem englischen Thronfolger verheiratet werden, musste aber schließlich mit dem späteren Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth vorlieb nehmen, dem sie 1731 das Ja-Wort gab.
An ihrem Status der preußischen Königstochter hielt Wilhelmine als Markgräfin jedoch weiter fest und verwendete alle Kräfte darauf, sich ihr Leben in der fränkischen Provinz mit Aktivitäten auf den Gebieten Oper, Theater, Kunst und Architektur zu verschönern.
Zu Wilhelmines höfischen Vergnügungen zählten zweifelsohne auch ihre Geburtstagsfeste, die sie bevorzugt von den stickigen Festsälen des Bayreuther Schlosses ins Freie verlegte und in den Parkanlagen der stadtnahen Sommerresidenzen feierte. Dort waren den Spektakeln räumlich keine Grenzen mehr gesetzt und man konnte die Nacht durch Feuerwerke und beeindruckende Festbeleuchtungen, sogenannte „Illuminationen“, zum Tag machen. Dabei scheute Wilhelmine keine Kosten, ihrem Repräsentationsanspruch Ausdruck zu verleihen und es wurde ein immenser dekorativer Aufwand betrieben, um nicht nur die Gäste, sondern auch die zeitgenössischen Berichterstatter ins Staunen zu versetzen.
Ein beliebter Ort für ein solch barockes Gartenfest war der weitläufige Park der Eremitage. Dort hätte „vor einigen Tagen (…) eine prächtige Illumination“ anlässlich der Geburtstagsfeier der Markgräfin stattgefunden, berichtete die Bayreuther Zeitung am 21. Juli 1744. Das Fest musste bei einsetzender Dunkelheit begonnen haben, um mit den Dekorationen den gewollten Effekt bei den Gästen zu erzielen. Denn schon über dem Hauptportal des Eingangs befanden sich zwei von innen leuchtende Pegasus-Figuren und auf dem Rasen waren „viel tausend Lampen“ verteilt, die aus Glaskugeln „mit bunten Wassern gefüllet“ bestanden. Sie zeichneten eine 150 Meter lange Baumallee nach und bildeten am Ende ein großes Rondell, in dessen Mitte ein Kulissentheater stand. Die Bühne war allein für das Fest errichtet und zum Teil aus transparentem Material wie Papier oder Leinen konstruiert worden, sodass man einzelne Bauelemente mittels rückseitig angebrachter Kerzen zum Leuchten bringen konnte. Nach der Darbietung italienischer Arien und einer französischen Komödie begaben sich die 70 Gäste zur Festtafel, die um ein Bassin mit Wasserspielen errichtet worden war. Der Boden hatte hier die Form einer großen Muschel und „die dazwischen liegenden Gänge waren mit weissem Sand, und alles rings herum mit Kugeln von bunten Wassern illuminiret“. Ein abschließender „Ball en Masque“, der den Gästen half, das Abendessen beim Tanz zu verdauen, zog sich bis in die frühen Morgenstunden.
Nur ein Jahr später wurde dieses Fest von der nächsten Geburtstagseinladung der Markgräfin übertroffen, wovon nicht nur die Zeitung am 3. August 1745, sondern noch 80 Jahre später der Bayreuther Chronist Johann Georg Heinritz berichtete. Schauplatz war dieses Mal das Sommerschloss St. Georgen, das außerhalb der Stadt Bayreuth an einem künstlich angelegten See, dem sogenannten „Brandenburger Weiher“ lag.
Vom Schlossgarten, der unmittelbar an das Wasser grenzte, führte eine 120 Meter lange Brücke zu einer Insel im See. Dort befand sich ein Hafen, in dem eine Flotte von mehreren Segelschiffen vor Anker lag. Passend zu dieser Szenerie erschienen am Abend „gnädigste hohe Herrschaften und die Noblesse“ verkleidet als „Schiffer- und Schifferinnen“. Über die mit bunten Lampen verzierte Brücke erreichten die Gäste die Insel im See, wo ein großer, von zwei Kaskaden gerahmter Pavillon stand, unter dem man später das Abendessen an einer festlich gedeckten Tafel zu sich nehmen sollte. Als erstes begab man sich aber zum Hafen, an dessen Rand 26 große, transparente Gemälde standen, die von hinten beleuchtete Szenen mit Tritonen und Wassernymphen präsentierten. Zwischen den Bildern befanden sich Delphin-Figuren, „welche nebst den 4 grossen, mehr als 20 Schuh langen See-Monstris eine grosse Menge Feuer in das Wasser auswarffen“.
Als schließlich alle Gäste am Hafen versammelt waren, kündigten Kanonenschüsse das Erscheinen der Gastgeberin an. Wilhelmine bestieg sogleich ein „sowohl an Masten als Segeln schön illuminirtes Schiff, und liess sich unter einer grossen Muschel nieder“. Dort konnte sie sich ganz dem Genuss des ersten Programmpunktes ihrer Feier hingeben: einer Serenade, die von Musikern auf einem weiteren Schiff vorgetragen wurde, das sich langsam dem Hafen näherte. Die anschließende französische Komödie wurde wie im Vorjahr auf einer transparent-leuchtenden Kulissenbühne aufgeführt, die außerdem mit Tuffstein und Muscheln verziert war und von mehreren Flößen getragen auf dem Wasser schwebte. Als fulminanter Höhepunkt des Festes stieg am Ende des Schauspiels, „nach gegebener Haupt-Salve“, der Name der Gastgeberin „auf dem Mittel des Theatri hinter einem hohen Felsen im Feuer mit colorierten Strahlen“ auf. Es folgten „Lufftkugeln, Raqueten und andere Lufftfeuer in solcher Menge (…), daß Lufft und Wasser mit Feuer angefüllet“ schienen. Nach dem anschließenden Festessen und einem Maskenball zogen sich die hohen Herrschaften um 4 Uhr morgens „höchst vergnügt“ zurück.
Weil jedoch ein zwischenzeitliches Gewitter den vollkommenen Genuss des halbstündigen Feuerwerks vereitelt hatte, wurde es nur zehn Tage später wiederholt – als Vorwand „für das kostbare Spiel“ diente die Geburt des Kronprinzen von Dänemark. Dieser Anlass bot zugleich eine perfekte Gelegenheit, die königlichen Verwandtschaftsverhältnisse der Preußenprinzessin vorzuführen.
Die im Text verwendeten Zitate stammen aus:
Bayreuther Zeitung, Heft 87, 21.07.1744 u. Bayreuther Zeitung, Heft 92, 03.08.1745. Abgedruckt in Wilfried Engelbrecht (Hg.): „Das Neueste aus Bayreuth“. Die Presse im markgräflichen, preußischen und französischen Bayreuth (1736-1810). Bayreuth 1993, S. 55-59.
Johann Georg Heinritz: Versuch einer Geschichte der k. B. Kreis-Haupt-Stadt Baireuth aus Urkunden, eignem Forschen und langjähriger Erfahrung. Bayreuth 1825, S. 13 ff.