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Ein Bayer wird König von Griechenland

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Heute vor 186 Jahren traf Prinz Otto von Bayern an Bord des britischen Flaggschiffs „Madagaskar“ in griechischen Gewässern ein. Der bayerische Prinz sollte von 1832 bis 1862 erster König von Griechenland sein. Doch wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Besetzung und wie erging es dem Wittelsbacher und seiner Frau während ihrer Regentschaft? Sehen wir uns die ungewöhnliche Geschichte mal genauer an.

Wer war Otto von Bayern?

Prinz Otto wurde als drittes Kind König Ludwigs I. von Bayern und Thereses von Sachsen-Hildburghausen geboren. Sein Bruder Maximilian sollte einmal bayerischer König werden. Ottos Vater, König Ludwig I. war als glühender Philhellene bekannt – er verehrte die antike Kultur und stellte sich auf die Seite der Griechen, die seit Beginn des 19. Jahrhunderts für ihre Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich kämpften. Seit fast 400 Jahren waren die Griechen nun nämlich bereits Teil davon.

Otto von Griechenland

König Otto von Griechenland, Joseph Karl Stieler, 1832/1858.

Nachdem im März 1821 der griechische Unabhängigkeitskrieg begonnen hatte, proklamierten die aufständischen Griechen schon 1822 ihre Unabhängigkeit und forderten als Staatsform die Monarchie. Der Wunsch nach einem über den Parteien stehenden, fremden Fürsten wurde nicht nur bei den Griechen, sondern auch den Großmächten Russland, Großbritannien und Frankreich laut. Da die Lage des Landes allerdings desolat und instabil war, gab es in Europa nur wenige Kandidaten, die sich für den Posten des neuen Königs bereiterklärt hätten. Schließlich fiel die Wahl auf Prinz Otto von Bayern. Er stammte zwar aus einer alten Dynastie, jedoch bei Weitem nicht aus einer Großmacht. Damit gab es weder einseitige Vorteile, noch Konkurrenz.

Mit erst 16 Jahren wurde der junge Otto also König von Griechenland – eine bayerische Regentschaft sollte bis zu seiner Volljährigkeit zunächst die Geschicke des Landes lenken. Nachdem Otto im Dezember 1832 von München nach Griechenland aufgebrochen war, kam er 1833 in seiner neuen Heimat, einem vom Krieg völlig verwüsteten Land an. In keiner Weise entsprach es den romantischen Vorstellungen bayerischer Griechenlandliebhaber…

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Abschied König Ottos vom Münchner Hof. Philipp Foltz, um 1833. Bayerische Staatsgemäldesammlungen – Neue Pinakothek München.

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Einzug König Ottos von Griechenland in Nauplia. Peter von Hess, 1835. Bayerische Staatsgemäldesammlungen – Neue Pinakothek München.

Ottos und Amalies Regentschaft in Griechenland

Obwohl Athen völlig zerstört war, bestimmte Otto den antiken Ort noch im selben Jahr zur Hauptstadt. Bevor er mit zwanzig Jahren die Regierung übernahm, lernte er sein neues Land durch zahlreiche Reisen kennen und verbesserte seine Sprachkenntnisse. Im November 1836 heiratet König Otto schließlich Amalie von Oldenburg, mit der er nun eine griechische Dynastie begründen soll. Leider blieb die Ehe, auf der natürlich hohe Erwartungen lagen, kinderlos.

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Königin Amalie und König Otto von Griechenland (in griechischer Nationaltracht). Carl Rahl, 1859.

Von Athen aus bemühten sich Otto und Amalie, die ebenfalls politisch und kulturell sehr aktiv war, in ihrer 30-jährigen Herrschaft, den Neuaufbau des Landes trotz diplomatischer, finanzieller und innenpolitischer Schwierigkeiten voranzubringen. Am erfolgreichsten war dabei wohl vor allem Ottos Kulturpolitik. Athen erhielt unter seiner Regentschaft die städtebauliche und architektonische Prägung, die bis heute sichtbar geblieben ist. Außenpolitisch und finanziell war Otto völlig von den Großmächten abhängig. Die meisten Griechen sahen ihre hohen Erwartungen an den König – der übrigens nie zum griechisch-orthodoxen Glauben konvertieren wollte und somit nicht gekrönt und gesalbt worden war –  schließlich enttäuscht. 1862 kommt es zum unblutigen Aufstand. Otto und seine Gemahlin Amalie mussten nach Bayern zurückkehren.

Im Bamberger Exil

Neuer Wohnsitz von Otto und Amalie wird ab Juni 1863 die ehemals fürstbischöfliche Residenz in Bamberg, wo das Exil-Königspaar mit einem kleinen griechischen Hofstaat bis zu seinem Tod leben sollte. Die beiden fühlten sich bis zum Ende Griechenland verpflichtet und behielten, wenn auch in reduzierter Form, ihr griechisches Hofleben bei: So wurden weiterhin griechische Gewänder getragen und zu festgelegten Zeiten ausschließlich Griechisch gesprochen. Ganz schön exotisch im beschaulichen Oberfranken!

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Die Residenz Bamberg wurde zum Exil-Hof des griechischen Königspaares (1863-1875).


Derzeit finden in den fürstbischöflichen Wohnräumen mit den Zimmern der Königin umfassende Restaurierungsarbeiten statt. Der restliche Rundgang ist jedoch bei Führungen zugänglich. In voller Pracht wird die Neue Residenz ab Sommer 2020 wieder zu besichtigen sein. Wir freuen uns schon sehr darauf! Außerdem empfehlen wir Euch auch unsere bevorstehende Ausstellung „Majestäten, Königskinder, Verfassungsväter. Die Neue Residenz im langen 19. Jahrhundert“, in der Euch Otto und Amalie ab Juni diesen Jahres ebenfalls begegnen werden.

Literatur

Von Athen nach Bamberg: König Otto von Griechenland; Begleitheft zur Ausstellung in der Neuen Residenz Bamberg, 21. Juni bis 3. November 2002. Hrsg. von der Bayerischen Schlösserverwaltung. Autoren des Begleitheftes: Werner Helmberger u.a. München 2002.

 

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