Geheimnisse

Barbara von Brandenburg – Altlast statt Königskrone

Barbara von Brandenburg

Wir widmen uns in diesem Jahr im Rahmen einer Blogreihe einigen heute leider wenig bekannten Damen der bayerischen Geschichte. Die Beiträge drehen sich um das Leben und Wirken besonderer weiblicher Persönlichkeiten, die in Verbindung mit unseren Burgen, Schlössern und Residenzen stehen. Museumsreferentin Uta Piereth erzählt heute vom traurigen Leben Barbara von Brandenburgs, deren Schicksal bereits früh in vermeintlich günstige Bahnen gelenkt worden war, dann allerdings doch ganz anders kam…

Barbara von Brandenburg

Barbara kam als viertes Kind Markgraf Albrechts von Brandenburg und seiner zweiten Frau Anna von Sachsen wohl 1464 in Franken zur Welt. Ihr Vater hatte für sich und die Familie der Zollern stets große Pläne, für die die Ehen der Töchter einen wesentlichen Baustein bildeten. Dank der Verlobung der erst 8-jährigen Barbara mit dem über 40-jährigen schlesischen Herzog Heinrich IX. erhoffte sich Albrecht mehr Einfluss in dieser Region. Die Heirat fand dann 1474 in Frankfurt/Oder statt. Kinder gab es aus dieser Ehe keine (weiteren!), bevor der Herzog schon Anfang 1476 starb – was sich vielleicht vorher abgezeichnet hatte. Gesichert war für Barbara jedenfalls das erfreuliche Erbe der schlesischen Besitzungen in Glogau, Crossen u.a.

Schloss Glogau

Schloss Glogau, heute in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Foto: Wikipedia, Zetem (10.08.2010).

Schloss Crossen

Überrest des Schlosses in Crossen, einem Herrschaftsgebiet an der mittleren Oder. Es wurde bis 1482 von schlesischen Herzögen und danach von den Kurfürsten von Brandenburg regiert. Foto: Wikipedia, 7alaskan (18.11.2009).

Für die junge Witwe wurde nun rasch eine weitere Ehe ausgehandelt: Der böhmische König Ladislaus fand ebenfalls am schlesischen Erbe seiner Zukünftigen Gefallen. Schon am 19.8.1476 wurde Barbara mit seinem Stellvertreter verheiratet. Die Hochzeit samt ihrer Königskrönung und dem Vollzug der Ehe sollte bald persönlich in Prag nachgeholt werden. Das war der Plan – aber der neue Ehemann ließ sie nicht sofort kommen, die Termine wurden immer wieder vertagt, also gab es keine Krönung und keine vollgültige Ehe. Damit begann das Elend erst für Barbara…

Papa, Papst oder Politik – woher kann Hilfe kommen?

Ausgelöst vom Ehevertrag war ein Krieg um das Glogauer Erbe mit dem ungarischen König losgebrochen, eine durchaus komplizierte staatsrechtliche Frage. Angesichts der kriegerischen und politischen Verwicklungen, inmitten wechselnder Allianzen und Intrigen verlor Ladislaus bald völlig das Interesse an der so umstrittenen Mitgift seiner Angetrauten und ihr selbst. Daran änderten auch verschiedene Friedensschlüsse nichts. Papa Albrecht „Achilles“ suchte Unterstützung in Rom, wo er abwechselnd um eine rechtliche Auflösung des nicht vollzogenen Ehevertrags oder aber um die Forderung eines Ehevollzugs bat. Aber außer Spesen ist hier nichts gewesen. Albrecht selbst sah das 1483 nüchtern:

„Uns kost die sach zu Rome viel unser dochter halben, auch bei dem kaiser und allenthalben; doch im grund so will ir der konig nicht…“.

Der Konflikt zog sich über viele Jahre hin und wurde nach dem Tod des Vaters (1486) schließlich immer mehr zu einem Streit um territoriale Gewinne für die markgräflichen Brüder, ohne Rücksicht auf die Schwester selbst. Sogar ein „Bäumchen wechsel Dich“ der Bräute wurde von den Markgrafen dafür ins Spiel gebracht mit allerhand ökonomischen Deals, rund um Barbara und ihre jüngere, unbelastete Schwester Dorothea – einer von vielen erfolglosen Verhandlungsversuchen.

Ein Leben zwischen Ehrverlust und Belästigung

Barbara war doppelt gekniffen: als sitzengelassene „Ehefrau“ mit Ehrverlust für sich und die Familie – und persönlich als ungeliebter, durchzufütternder Ballast zunächst bei ihrem Stiefbruder in Berlin-Cölln.

Berlin, Stadtschloss (Spreeseite), Berliner Dom

Das Berliner Stadtschloss (Spreeseite). Bundesarchiv, Bild 146-1998-014-24A / Köhler, Regine.

Hier gab es mehrfach Anlass, die angemessene Versorgung der jungen „Königin“ anzumahnen. Die Eltern schickten ihr schon Kleidung, Schmuck, Geld und einen Koch, aber der Bruder musste aufgefordert werden, sie besser zu behandeln und nicht etwa im Krankheitsfall in die stinkende „hinderste cammer“ zu sperren. In Ansbach gönnte man ihr ab 1481 auch keinen Luxus, aber sie hatte zumindest ein paar eigene Leute um sich. Ungehört verklangen aber ihre Klagen, dass sie zu Unrecht so auf die Almosenseite gesetzt werde statt ihr die zustehenden Einkünfte aus Schlesien zukommen zu lassen. Das enthielt die männliche Verwandtschaft ihr weitestgehend vor.

Residenz Ansbach

Die Residenz Ansbach.

Barbara zieht die Reißleine

Während die Brüder eigene Interessen verfolgten, nahm die verzweifelte, dem Selbstmord nahe Barbara schließlich ein Geheimangebot ihres „Ehemannes“ an, der ihr vorschlug, ihr Herzogtum für sie zurückzukaufen, wenn sie dafür in die Auflösung der Ehe einwilligte – was sie um der Rückgewinnung ihrer Freiheit willen in einem Schreiben an den Papst auch tat. Außerdem versprach sie einem fränkischen Adligen die Ehe, was nicht standesgemäß, aber für sie immerhin eine persönliche Perspektive gewesen wäre. Als die Brüder davon Wind kriegten, waren sie außer sich!

Plassenburg Kulmbach

Die Plassenburg in Kulmbach.

Friedrich setzte Barbara 1493 auf der Plassenburg fest und führte sogar scharfe Verhöre, stieß aber zunächst auf wenig Nachgiebigkeit:

„Das Weibsbild der ding unverständig, bestehe aber darauf, was sie selbst unterzeichnet und gesiegelt, das wolle sie nicht wandeln und soll sie not darob leiden.“

Auf Dauer aber blieb ihr nichts übrig, als dem Druck nachzugeben und auf das Eheversprechen sowie alle anderen Absprachen zu verzichten – nur die päpstliche Eheauflösung konnte nun tatsächlich im Jahr 1500 erfolgen. Barbara blieb noch bis 1503 unter der „Aufsicht“ ihres Bruders in der Plassenburg. 1515 starb sie, ohne nochmals geheiratet oder eine andere Form eigenen Lebens geführt zu haben.

 


Titelbild: Detail aus der Stammtafel Georg Friedrichs I. von Brandenburg-Ansbach-Kulmbach und seiner Frau Elisabeth von Brandenburg-Küstin, um 1560. Staatsbibliothek zu Berlin, SSB PK, K 216.

 

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