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In Erinnerung an einen der ganz großen deutschen Gartenkünstler – zum 200. Todestag Friedrich Ludwig von Sckells (1750–1823)

Sckell Denkmal am Ufer des Kleinhesseloher Sees im Englischen Garten

»Dem sinnigen Meister schoener Gartenkunst …« – mit diesen bescheidenen Worten beginnt die Inschrift am Sckell-Denkmal im Englischen Garten in München. Ein Denkmal, mit dem der König und oberster Dienstherr, Max I. Joseph, die Person und die herausragende Lebensleistung seines am 24. Februar 1823 verstorbenen ersten bayerischen Hofgartenintendanten, Friedrich Ludwig von Sckell, würdigte. Heute gilt Sckell als der bedeutendste deutsche Gartenkünstler seiner Generation und sein Schaffen national und international als wegweisend.

Sckell kranz denkmal englischer garten

Am 200. Todestag Friedrich Ludwig von Sckells legt die Bayerische Schlösserverwaltung im Gedenken und zu Ehren des herausragenden Gartenkünstlers einen Kranz am Sckell-Denkmal im Englischen Garten nieder

Die Sckells – eine Familie mit gärtnerischer Tradition

SCKELL, Friedrich Ludwig von (1750-1823), Privatbesitz, nach 1808

Friedrich Ludwig von Sckell, Porträt von Clemens Zimmermann, dem Schwiegersohn Sckells, nach 1808

Friedrich Ludwig Sckell wurde am 13. September 1750 in Weilburg an der Lahn geboren. Sein Vater, Johann Wilhelm Sckell (1722-1792), stand zu diesem Zeitpunkt als erster Hofgärtner im Dienst des Fürsten von Nassau-Weilburg. Mit dem Ruf des Vaters an den Hof des pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor (reg. 1742-1799) siedelte die Familie zwischen 1753 und 1757 nach Schwetzingen über, wo gerade der neue Schlossgarten im geometrischen Stil entstand. 1762 – der Garten war zu dieser Zeit bereits in großen Teilen fertiggestellt – wurde der Vater Friedrich Ludwigs zum zweiten Schwetzinger Hofgärtner ernannt. Er war fortan für die Pflege großer Teile des neuen Schlossgartens verantwortlich und bezog mit seiner Familie eine Dienstwohnung in der neu erbauten Orangerie am nördlichen Rand des Schlossgartens. Hier wuchs der junge Friedrich Ludwig auf. Der Familientradition folgend wurde Friedrich Ludwig schon frühzeitig in der »höhern Gartenkunst mit der damit verbundenen Civilbaukunst« unterwiesen. Als Vorbereitung auf seine berufliche Laufbahn erhielt er in den 1760er-Jahren eine fundierte und breit gefächerte Ausbildung. Der Unterricht reichte von naturwissenschaftlichen Fächern über die Bau- und Zeichenkunst bis hin zu Fremdsprachen, die für seine späteren Bildungsreisen und das Studium der ausländischen Gartenliteratur unerlässlich waren.

Von der Pfalz über Frankreich nach England – die Lehr- und Wanderjahre

Als Friedrich Ludwig 1770 Schwetzingen verließ, um in Bruchsal und Zweibrücken zu arbeiten, hatte er bereits eingehende praktische Erfahrungen unter der Anleitung seines Vaters gesammelt. Möglicherweise waren diese beiden Gärten die ersten Stationen seiner nun folgenden Wanderjahre als Gärtnergeselle. Schließlich reiste Sckell 1771 von dort weiter nach Frankreich. In Versailles vertiefte er seine Kenntnisse in Pflanzenkunde, –kultur und –vermehrung. In anderen französischen Gärten lernte er die neuesten Kulturmethoden für Obstgehölze kennen und studierte die Fortschritte bei der anspruchsvollen Obst- und Gemüsetreiberei sowie die Konstruktion der dafür notwendigen Gewächshäuser.

Neben dem Erwerb dieser eher gärtnerisch-handwerklichen Fähigkeiten bildete er sich aber auch auf künstlerischem Gebiet weiter. Er zeichnete »viele Plane der besten Gärten mit ihren Bauten, die er seinem […] Churfürsten Karl Theodor, zum Beweise seines Fleißes und seiner progressiven Fortschritte in der höhern Gartenkunst, überschickte, und sich hierdurch Dessen Gnade und Vertrauen erwarb, so dass er ihn i.J. 1773 auf Staatskosten von Paris nach England reisen ließ«. Dort sollte er sich intensiv mit der neuen englischen Gartenkunst beschäftigen und lernen »Gärten nach der Natur anzulegen«.

Der wissenshungrige 23-jährige Friedrich Ludwig fuhr daraufhin nach England und begann sich dort intensiv mit den modernen Landschaftsgärten und ihren Bauten zu beschäftigen. Er verinnerlichte die Prinzipien, nach denen die englischen Landschaftsgärten gestaltet waren. Dabei dürften neben der eigenen Beobachtung auch persönliche Kontakte zu den damals führenden Gartenkünstlern Lancelot Brown (1716-1783) und William Chambers (1723-1796) eine wichtige Rolle gespielt haben. Im königlichen botanischen Garten in Kew und in weiteren Gärten Englands setzte Sckell seine in Frankreich begonnenen Pflanzenstudien fort. Er legte ein Herbarium mit seltenen Gewächsen an und schickte es zusammen mit einer »Menge von Zeichnungen von den besten Naturgärten in England, die er alle bereiste«, an seinen Gönner, den Kurfürsten Karl Theodor nach Schwetzingen. Dieser ernannte den in England weilenden Sckell noch 1775 zum kurfürstlichen Unterhofgärtner. Als Friedrich Ludwig im Dezember 1776 schließlich über Holland nach Schwetzingen zurückkehrte, waren mehr als drei Jahre vergangen. Mit seinem Reisegepäck gelangte »eine große Anzahl der seltensten ausländischen lebenden Bäume, Sträucher, Pflanzen u. Saamen nach Schwetzingen« Diese Pflanzen bildeten den Grundstock der dortigen Pflanzensammlung und Baumschule.

Blenheimplan, XE 01-05-008

Ob die Sckells Planzeichnungen von den besuchten Englischen Gärten erhalten sind, ist bislang nicht bekannt. Hier ein Plan des von Lancelot Brown gestalteten Parks von Blenheim, den Sckells Neffe, Carl August Sckell 1816 während seines Englandaufenthalts gezeichnet hat. BSV, Gärtenabteilung: XE 01-05-008

Ein begehrter Gartenkünstler im süddeutschen Raum

Bereits im Frühjahr 1777 erhielt er den Auftrag, auf einem Acker am Rande des Schwetzinger Hofgartens eine erste Probe seiner in England erworbenen Kenntnisse zu geben. In relativ kurzer Zeit gestaltete der 27-jährige Sckell eine kleine Gartenpartie nach englischem Vorbild, mit der er den Kurfürsten für den neuen englischen Gartenstil gewann und seinen Ruf als talentierter Gartenkünstler begründete. Nach dieser ersten erfolgreich umgestalteten Gartenpartie sollten nach dem Willen des Kurfürsten Karl Theodor »die künftigen neuen Gartenanlagen zu Schwetzingen nicht mehr den veralteten, steifen, künstlichen Garten=Geschmacke, sondern der schönen Natur folgen und nur sie als Muster wählen«. Doch noch im selben Jahr, 1777, trat Kurfürst Karl Theodor die Nachfolge des kinderlos verstorbenen bayerischen Kurfürsten Maximilian III. Joseph an und siedelte mit seinem gesamten Hofstaat nach München über. Karl Theodors Augenmerk lag von nun an auf seiner neuen Residenzstadt München. Hier sollte ab 1789 in den Isarauen am Rande der Residenzstadt ein großer moderner Volksgarten im englischen Stil entstehen. Noch bevor die Arbeiten begannen, beorderte man Sckell von Schwetzingen nach München, um seine Meinung zu dem Vorhaben zu hören und ihn um fachliche Unterstützung zu bitten. Sckell zerstreute die anfänglichen Bedenken, dass das Münchner Klima für die Anlage eines englischen Parks vielleicht nicht geeignet sein könnte. Und schon bei diesem ersten Besuch markierte er im Gelände einen langen Weg, um den Hofgarten der Residenz mit dem 1,2 km nördlich davon gelegenen Hirschangerwald zu verbinden. Auch steckte er erste Pflanzungen aus. Anschließend reiste Sckell nach Schwetzingen zurück.

Die Wirkungsstätten Sckells während der Pfälzischen Amtsperiode (1776-1804)

Karte 1776-1804

In den orange gekennzeichneten Orten war Sckell an der Planung, Um- oder Neugestaltung landschaftlicher Gartenanlagen maßgeblich beteiligt. BSV, Jost Albert

Die Kunde von dem talentierten jungen Schwetzinger Gartenkünstler verbreitete sich schnell im gesamten süddeutschen Raum und so wurde Friedrich Ludwig Sckell ab 1780 häufiger von den Landesherren benachbarter Fürstentümer mit der Leitung anspruchsvoller Gartenprojekte beauftragt (siehe obige Karten mit den Wirkungsstätten Sckells während seiner pfälzischen und bayerischen Amtsperiode).

  • Er entwarf – mit Einwilligung seines nun im fernen München residierenden Kurfürsten – u.a. für Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken die Gärten für dessen Residenz auf dem Karlsberg bei Homburg.
  • Der Mainzer Erzbischof und Kurfürst Friedrich Carl von Erthal übertrug Sckell die Umgestaltung der Gartenanlagen Schönthal und Schönbusch in seiner Nebenresidenz in Aschaffenburg sowie die Erweiterung der berühmten Gartenanlage Favorite bei Mainz.
  • Für Prinz Wilhelm V. von Nassau-Oranien zeichnete Sckell 1786 einen Plan für die Anlage eines großen Landschaftsgartens in Oranienstein bei Dietz.
  • Und für den Pfalzgrafen von Zweibrücken, Maximilian Joseph, der mit Beginn der Revolutionskriege aus Straßburg fliehen musste und seither in Rohrbach bei Heidelberg residierte, legte Sckell 1796 den dortigen Garten an. Eine Begegnung mit nachhaltigen Folgen für Sckells weiteren Lebensweg.
Schönthal, Delin Ic_4

Entwurf für die Umgestaltung des Parks Schönthal in Aschaffenburg aus der Hand Sckells, zwischen 1780 und 1790. Hofbibliothek Aschaffenburg, Delin Ic 4

Die Umsiedlung von Schwetzingen (Pfalz) nach München (Bayern)

Als nämlich zu Beginn des Jahres 1799 Karl Theodor starb, trat der Pfalzgraf von Zweibrücken, Maximilian Joseph, dessen Nachfolge als bayerischer Kurfürst in München an. Noch im selben Jahr ernannte dieser Friedrich Ludwig Sckell zum Gartenbaudirektor für die Rheinpfalz und für ganz Bayern. 1802, als Bayern die rechtsrheinischen Gebiete der Pfalz und damit auch Schwetzingen an das neue Großherzogtum Baden abtreten musste, forderte man Sckell auf, seine Tätigkeit in München fortzusetzen. Seinem daraufhin eingereichten Ersuchen, vorerst noch in Schwetzingen bleiben zu dürfen, wurde stattgegeben. Im März 1804 erreichte Sckell erneut ein Ruf aus München. Ihm wurde aufgrund seiner herausragenden Leistungen die Leitung der neu eingerichteten kurfürstlich bayerischen Hofgarten-Intendanz angetragen. Diesmal konnte er sich der Berufung nach München nicht entziehen. An seinen badischen Kurfürsten schrieb er: »Der zweite Ruf ist von der Art, daß ich nun gewiß glaube, gegen mein Gewissen und Pflichten zu handeln, wenn ich als Vater von fünf Kindern ihn abermals ausschlüge und meiner Familie einen so großen Fortschritt entzöge« (zitiert nach Hallbaum 1927, S. 108). Der 53-jährige Friedrich Ludwig Sckell siedelte noch im Mai 1804 mit seiner zweiten, 32-jährigen Frau Anna-Maria, geborene Rottmann, und deren fünf minderjährigen Kindern nach München über.

Die Wirkungsstätten Sckells während der Bayerischen Amtsperiode (1804-1823)

Karte 1804-1823

In den orange gekennzeichneten Orten war Sckell an der Planung, Um- oder Neugestaltung landschaftlicher Gartenanlagen maßgeblich beteiligt. BSV, Jost Albert

Die wichtigsten Projekte, die er nun in München zu leiten hatte, waren ihm wohlvertraut und sollten ihn bis an sein Lebensende beschäftigten: die Fortführung der Arbeiten im Englischen Garten sowie die landschaftliche Umgestaltung des barocken Nymphenburger Schlossgartens. 1809 kam die Neuanlage des Botanischen Gartens am Karlstor hinzu und ab 1817 entwarf Sckell Pläne für eine Gartenanlage am neu erworbenen ehemaligen Kloster in Tegernsee. Darüber hinaus war er maßgeblich an der Münchner Stadtplanung beteiligt und zwischen 1808 und 1816 auch für die damals bayerischen Hofgärten in Innsbruck und Salzburg zuständig. Seine letzte größere Entwurfsarbeit außerhalb Münchens führte ihn 1817 nochmals in die Nähe seiner Geburtsstadt. Für den Herzog Wilhelm von Nassau-Weilburg entwarf er einen Plan zur landschaftlichen Umgestaltung des Schlossgartens in Biebrich bei Wiesbaden.

Englischer Garten, Plan B

Erster bekannter Gesamtentwurf Sckells für die Gestaltung des Englischen Gartens in München zwischen Hofgarten (rechts) und Kleinhesseloher See (links), 1807 (Plan B). BSV, Gärtenabteilung: MÜ 05-05-011

Stadtplanung München, MÜ-10-05-02

Stadtplanung München. Erster Abschnitt des Generalplans mit der Raumgliederung den Baumpflanzungen zwischen Karlstor und Schwabinger Tor, Sckell 1811. BSV, Gärtenabteilung: MÜ 10-05-002

Sckells Ehrungen, sein richtungsweisendes Lehrbuch und sein Lebensende

Nachdem Bayern 1806 zum Königreich erhoben worden war, regierte Maximilian IV. Joseph als König Maximilian I. Joseph. Er verlieh seinem Hofgartenintendanten Friedrich Ludwig Sckell gleichzeitig mit dem Zivil-Verdienstorden der bayerischen Krone im Jahr 1808 auch den persönlichen Adel.

Familienwappen Sckell vom Deckblatt der Adelsurkunde kl

Das Sckellsche Familienwappen vom Deckblatt der Nobilitierungsurkunde, 1808. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München: Adelsmatrikel, Ritter S 33

Dem eher bescheidenen Sckell wurden in seinen letzten Lebensjahren weitere Ehrungen zuteil. Er wurde nicht nur Mitglied der Königlichen Baukommission, sondern auch außerordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1822 ernannte ihn die Britische Horticultural Society in London zum korrespondierenden Mitglied. 1818 veröffentlichte Friedrich Ludwig von Sckell seine Beiträge zur bildenden Gartenkunst, ein Lehrbuch, das – wie er selbst schrieb – insbesondere »für angehende Gartenkünstler und Gartenliebhaber« gedacht war. In diesem schriftlichen Vermächtnis fasste er, als einer der ersten praktizierenden deutschen Gartenkünstler, die Gestaltungsprinzipien des Landschaftsgartens und die Erfahrungen seiner über 40-jährigen beruflichen Tätigkeit zusammen.

Titelblatt von Sckells Lehrbuch, 2. Auflage

Titelblatt der 2. Auflage von Sckells Lehrbuch »Beiträge zur bildenden Gartenkunst für angehende Gartenkünstler und Gartenliebhaber«, 1825. BSV, Gärtenabteilung

1823 erkrankte Friedrich Ludwig von Sckell auf einer Dienstreise nach Tegernsee. Von dieser Erkrankung konnte sich der 72-jährige nicht mehr erholen. Er starb am 24. Februar 1823 im Kreis seiner Familie in München und wurde in der Familiengrabstätte auf dem alten Südfriedhof vor dem Sendlinger Tor beigesetzt.

Ein Jahr später setzte ihm der Bayerische König Maximilian I., der Sckell außerordentlich schätzte, am Nordufer des Kleinhesseloher Sees im Englischen Garten in München – wie schon eingangs erwähnt – ein großes Denkmal.

Der klassische Landschaftsgarten – Ausgewogenheit in Proportion und Form

Sckell beschäftigte sich theoretisch und praktisch nicht nur mit gartenkünstlerischen, sondern von Beginn an auch mit städtebaulichen Fragestellungen. So entwarf er für Mannheim einen Plan zur Umwandlung der ehemaligen Stadtbefestigung in einen Grüngürtel, später legte er auch für die Entfestigung und Stadterweiterung in München zukunftsweisende Pläne vor.

Mannheim, MA-00-05-01, 1800 - Sckell

Entwurf Sckells aus dem Jahr 1800 zur Entfestigung der Stadt Mannheim und zur landschaftlichen Umgestaltung des Schlossgartens und des Glacis. BSV, Gärtenabteilung: MA 00-05-001

Stadtplanung München, MÜ-10-05-02

Stadtplanung München. Erster Abschnitt des Generalplans mit der Raumgliederung den Baumpflanzungen zwischen Karlstor und Schwabinger Tor, Sckell 1811. BSV, Gärtenabteilung: MÜ 10-05-002

Sckells Gartengestaltung zeichnete sich durch Ausgewogenheit in Proportion und Form aus. Großzügig dimensionierte Gehölzpflanzungen, murmelnde Wasserläufe und spiegelnde Gewässerflächen, langgestreckte Wiesenräume, weiche Bodenmodellierungen, sanft geschwungene Wege sowie weiträumige Blickachsen gehörten ebenso zu seinen Stilmitteln wie dezente und fein ausgearbeitete Details.

Schönbusch, Plan vom Gr Wiesental 1780-84-2

Entwurf für das große Wiesental im Park Schönbusch bei Aschaffenburg aus der Hand Sckells, zwischen 1780 und 1784. Staatsarchiv Würzburg, Mainzer Risse und Pläne, Fach XII, Nr. 77

Bei der landschaftlichen Umgestaltung des Schönbuschs, eines ehemaligen herrschaftlichen Wildparks bei Aschaffenburg, nutzte Sckell geschickt das bestehende Gelände. Er lege beispielsweise in einer vorhandenen Bodenmulde ein 1,3 km langes Wiesental an. Im Norden des Parks ließ Sckell einen zweiten großen See ausheben und große Wiesenflächen mit malerischen Pflanzgruppen und Einzelbäumen anlegen. Dabei bediente er sich der Kompositionsprinzipien der Landschaftsmalerei.

Sckell war ein Meister in der Gestaltung der Gehölzränder. Durch die sich in die Wiesen auflösenden Baumgruppen und Haine legte er geschickt seine geschwungenen Parkwege. Die Parkwege dienen in allen seinen Gartenanlagen als „stumme Führer“. Seine Technik, beim Gang durch das entstehende grüne Kunstwerk den endgültigen Wegeverlauf selbst mit einem großen Stab vor Ort in den Boden zu „ritzen“ zeigt, welche Bedeutung Sckell den Wegen zumaß. Dem Spaziergänger erschließt sich erst in der Bewegung die Dynamik und Vielfalt des lebendigen Gartenkunstwerks.

Sckell mit Zauberstab, 1818

Der Gartenkünstler beim Einritzen einer Wegelinie mit Hilfe des von Sckell beschriebenen „Zeichenstabs“ (1½ Zoll dick = 3,65 cm und 5-6 Fuß lang = 146-175 cm) aus der 1. Auflage von Sckells Lehrbuch, 1818. BSV, Gärtenabteilung

Mit den sparsam eingefügten Parkbauten setzte Sckell wichtige architektonische Akzente und rückte damit gleichzeitig die Bedeutung der gärtnerischen Gestaltungselemente in den Vordergrund (Bodenmodellierung, Gewässer, Pflanzungen, Wege). In professioneller Manier fügte Friedrich Ludwig von Sckell Topographie, Pflanzungen, Wasserflächen und Parkarchitekturen zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Indem er das künstlich gestaltete Parkareal durch weiträumige Blickachsen mit der umgebenden Landschaft verzahnte, gewannen seine Gartenanlagen zusätzlich an Weite und Großzügigkeit.

Eine Besonderheit, durch die sich Friedrich Ludwig von Sckell von anderen landschaftlich arbeitenden Gartenkünstlern unterschied, ist die Wertschätzung, die er trotz allem der formalen französischen Gartenkunst entgegenbrachte: »Allein diese alte symetrische Gartenkunst […] hat doch auch ihre Vorzüge und sollte daher nie ganz beseitigt werden« (Sckell 1818, S. 2). So behielt Sckell immer wieder wertvolle Teile formaler Vorgängeranlagen in vereinfachter Form bei. Im Nymphenburger Schlosspark ist ihm die Integration der älteren formalen Elemente in die neu geschaffene landschaftliche Parkanlage in beeindruckender Weise gelungen – ein weiterer Beleg seines Könnens sowie ein Zeugnis seiner künstlerischen Eigenständigkeit.

Nymphenburg, Gartenplan

Später Entwurf Sckells für die landschaftliche Umgestaltung des barocken Nymphenburger Schlossparks mit den integrierten Elementen der formalen Vorgängeranlage (Kanal, Alleen, Parterre), um 1820. BSV, Gärtenabteilung: MÜ 01-05-024

Zur Bedeutung Sckells für die Gartenkunst

Friedrich Ludwig von Sckell, ist der bedeutendste deutsche Gartenkünstler des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Er hat den »klassischen« englischen Landschaftsgarten im süddeutschen Raum eingeführt und diesem durch seine künstlerisch herausragenden Gartenkunstwerke zum Durchbruch verholfen. Der Schlossgarten in Schwetzingen, der Landschaftsgarten Schönbusch bei Aschaffenburg und der Englische Garten in München zählen heute zu den bedeutendsten landschaftlichen Gartenanlagen in Deutschland überhaupt. Als sein Meisterwerk, an dessen Umgestaltung er bis zu seinem Tode intensiv gearbeitet hat, gilt der 180 ha große Nymphenburger Schlosspark in München.

Sckells Ruhm reicht aber weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Für zahlreiche Landschaftsarchitekten, die nach Sckells Tod die Gartenkunst des 19. und 20. Jahrhunderts mitgeprägt haben, war er Vorbild und Maßstab zugleich. Seine Gartenanlagen waren kunstvoll gestaltete und bis ins Detail professionell durchgearbeitete Gartenschöpfungen – gerade auch im Hinblick auf die Realisierung im Gelände. 1865 bezeichnete beispielsweise der Schöpfer des Centralparks in New York, Frederick Law Olmsted, den Englischen Garten in München als »The most beautiful garden in the natural style on the Continent of Europe« (Johns Hopkins University Press 1990, S. 501).

Die hohe künstlerische Qualität dieser fragilen Gartendenkmäler nachhaltig zu sichern, ist für die Bayerische Schlösserverwaltung, die mit dem Schönbusch, dem Englischen Garten und dem Schlosspark Nymphenburg gleich drei große Gartenkunstwerke Sckells betreut, Verpflichtung und Herausforderung zugleich. Denn nach wie vor gilt die Feststellung Sckells: »Die Fähigkeiten, natürliche Gärten zu erfinden, halten mit jenen der Ausführung [und in diesem Sinne auch mit jenen der Erhaltung; Anm. d. Verf.] gleiche Schritte, und setzen dieselben Geschicklichkeiten und Wissenschaften voraus« (Sckell 1818, S. 53).

Seit 1967 verleiht die Bayerische Akademie der Schönen Künste in einem unregelmäßigen Turnus den goldenen Sckell-Ehrenring. Ausgezeichnet werden damit herausragende Einzelpersonen auf dem Gebiet der Landschaftsarchitektur, Gartenkunstgeschichte oder Gartendenkmalpflege. Der Sckell-Ehrenring gilt als die höchste Auszeichnung der Landschaftsarchitektur.

Projekte und Veranstaltungen zu Friedrich Ludwig von Sckell im Jubiläumsjahr 2023

Sckell Kranz Engl GartenIm Jahr 2000 wurde der 250. Geburtstag von Friedrich Ludwig von Sckell begangen. 2023 jährt sich am 24. Februar sein Todestag zum 200sten Male.

  • Aus diesem Anlass hat die Bayerische Schlösserverwaltung am 24.02.2023, vormittags im Gedenken und zu Ehren dieses herausragenden Gartenkünstlers einen Kranz am Sckell-Denkmal im Englischen Garten niedergelegt.

Darüber hinaus sind vom 12. bis 14. September 2023 mehrere Veranstaltungen in München geplant, um diesen bedeutenden deutschen Gartenkünstler und Stadtplaner zu ehren.

  • Neben der Verleihung des renommierten Sckell-Ehrenrings am 12.10.2023 an eine herausragende Persönlichkeit auf dem Gebiet der Landschaftsarchitektur, Gartenkunstgeschichte oder Gartendenkmalpflege durch die Akademie der Schönen Künste, findet am selben Abend auch die Preisverleihung zum Sckell-Students-Award 2023 durch die TU-München statt
  • in Zusammenarbeit des Zentralinstituts für Kunstgeschichte und der Gärtenabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung findet am 13. und 14.10.2023 in München die Fachtagung „Der Gartenkünstler Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823) und seine Werke: Geschichte und Aktualität“ sowie
  • begleitend am 13.10.2023 eine öffentliche Abendveranstaltung im Max-Joseph-Saal der Residenz statt.

Weitere Projekte, Veranstaltungen und Termine im Jubiläumsjahr 2023

  • Im Rahmen eines institutionsübergreifenden Kooperationsprojekts ist eine digitale Ausstellung zu Friedrich Ludwig von Sckell zu sehen.
  • Am 27. März wird es einen Sckell-Abend im Aschaffenburger Stadttheater geben.
  • Am 26. und 27. Mai findet anlässlich des 300. Geburtstages von Nicolas de Pigage und des 200. Todestages von Friedrich Ludwig von Sckell ein Internationales Symposium zur Gartenkunst unter Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz in Schwetzingen statt.

 


Fußnote

Dieser Blogbeitrag lehnt sich in wesentlichen Teilen an einen biographischen Abriss an, den der Autor anlässlich des 250. Geburtstages von Friedrich Ludwig von Sckell verfasst hat: ALBERT, Jost: Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823) – Vom kurpfälzischen Unterhofgärtner zum königlich-bayerischen Hofgartenintendanten, in: Das Gartenamt 2001. Berlin/Hannover 2001, Heft 9, S. 613-618.

Alle nicht näher belegten Zitate stammen aus dem zweiten Band des Baierischen Künster-Lexikons des Münchner Historikers Felix Joseph Lipowsky von 1810. Da Lipowsky ein Zeitgenosse Sckells war, ist anzunehmen, dass er die biographischen Angaben von Sckell persönlich eingeholt hat.

Titelbild: Das 1824 errichtete Sckell Denkmal am Ufer des Kleinhesseloher Sees im Englischen Garten. Ursprünglich sollte eine überlebensgroße Büste Sckells den Abschluss der Säule bilden. Die Büste wurde jedoch durch einen Pinienzapfen ersetzt. BSV, Jost Albert