Tipps und Aktuelles

Denkmalgeschütztes Gebäude wird zu modernem Museum: So läuft es auf der staatlichen Großbaustelle in Bayreuth

redoutenhaus bayreuth terrazzo schwarzkl

In Bayreuth entsteht derzeit ein neues Museum! Im Redoutenhaus des Markgräflichen Opernhauses Bayreuth könnt ihr im „Opernhausmuseum“ bald Wissenswertes über die Bayreuther Theatergeschichte sowie die Auftraggeberin und die Architekten des Bauwerks erfahren. Um eure Vorfreude auf das neue Museum zu wecken, erzählen wir euch in den kommenden Monaten zahlreiche spannende Hintergrundgeschichten rund um das Opernhaus sowie das benachbarte Redoutenhaus. Kommt gerne mit und begleitet uns auf dem Countdown zum neuen Museum. Heute berichten Ulrike Pausewang und Konstantinos Gavriil vom Staatlichen Bauamt Bayreuth von den Herausforderungen der Baumaßnahme.


Von Ulrike Pausewang und Konstantinos Gavriil //

Das UNESCO-Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus soll ein Infozentrum bekommen, direkt nebenan: Im Redoutenhaus, an dessen Wand das Opernhaus einst errichtet wurde. Als Staatliches Bauamt Bayreuth steuern und verantworten wir den Umbau und stellen uns mit unserem Team allen Hürden – vom durchnässten Fundament über die schwierige Statik bis zur fristgerechten Fertigstellung.

künftiger Haupteingang opernhausmuseum baufortschritt

Mittendrin im Bau und im Gebäude: Blick auf den künftigen Haupteingang
© Staatliches Bauamt Bayreuth

Ein Auftrag für das Staatliche Bauamt Bayreuth: Das ist für uns zu tun

Als 2012 das Markgräfliche Opernhaus zum UNESCO-Welterbe wurde, übernahm der Freistaat Bayern die Verpflichtung, ein Welterbe-Informationszentrum zu errichten. Der Planungsauftrag dafür erreichte 2016 das Staatliches Bauamt Bayreuth, zusammen mit einer langen Aufgabenliste: Für den Umbau zum Museum sollte das Redoutenhaus baulich und technisch erneuert und saniert werden. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der barrierefreien Erschließung zwischen Museum und Opernhaus sowie einer großzügigen Raumstruktur für die zukünftige Ausstellung.

An der großen Verwandlung zum Museum waren und sind 10 Planungsbüros und mehr als 45 ausführende Firmen beteiligt. Bei uns im Staatlichen Bauamt Bayreuth laufen alle Fäden zusammen. Unser Team organisiert die Großbaustelle und verantwortet alle Schritte vom Architektenwettbewerb über die Finanzierung, Ausschreibung, Ausführung bis zur finalen Abnahme und Übergabe.

baustelle im rohbau opernhausmuseum

Baustelle im Rohbau: Blick auf den künftigen Haupteingang
© Sichau & Walter Architekten GmbH, Fulda (Patrick Tetzlaff)

Neues Leben in alten Mauern

Das Redoutenhaus diente einst den Bayreuther Markgrafen als Festsaal – die „Redoute“ ist ein altes Wort für den Maskenball. Später folgten zahlreiche Umbauten, das Haus wurde als Wohnung, Laden und Behördenbüro genutzt. Zuletzt beherbergte es seit den 1960er Jahren das beliebte Café an der Oper. Als wir schließlich das Gebäude übernahmen, war von der historischen Bausubstanz nicht mehr viel zu erkennen – das Gebäude war im Zuge der letzten Renovierung vor sechs Jahrzehnten entkernt worden. Für das Innere des Museums konnte das beauftragte Architekturbüro (Sichau & Walter Architekten GmbH, Fulda) deshalb einen radikalen Neuentwurf planen. Das denkmalgeschützte Ensemble sollte und musste erhalten bleiben.

redoutenhaus archivfoto bayreuth

Archivfoto aus dem späten 19. Jahrhundert: Links das Redoutenhaus, rechts das Opernhaus © Deutsche Fotothek Ladengeschäft Isidor Dittmann

Wir bauen Wand an Wand mit dem UNESCO-Weltkulturerbe

Wer Wand an Wand mit einem Welterbe baut, muss Feingefühl mitbringen und mit besonderen Bedingungen rechnen. Opern- und Redoutenhaus sind baulich eng miteinander verzahnt. Die Toilettenanlage der Oper ragt in das Redoutenhaus hinein und sogar die Haustechnik steht beim Nachbarn: Im 3. Obergeschoss sind Lösch- und Lüftungsanlagen platziert, im Keller die Wärmeversorgung. Um diese feststehenden Elemente musste unser Team vom Staatlichen Bauamt Bayreuth mit seinen beauftragten Planern während des Umbaus herumarbeiten. Abschalten ließ sich die Haustechnik nicht, denn im Welterbe ging der Betrieb mit Führungen und Veranstaltungen weiter.

Rettungswege mussten frei und der Brandschutz bestehen bleiben. Normalerweise trennt eine dichte Brandwand beide Gebäude. Für den Umbau wurde diese an mehreren Stellen geöffnet. Um das Opernhaus zu schützen, erhielt jeder Durchbruch eine feuersichere Einhausung.

Auch die engen Platzverhältnisse auf der Baustelle waren für uns eine Herausforderung. Um Material ins Haus zu bringen, wurde das Dach geöffnet, damit eine Baukrananlage die Lasten hineinheben konnte.

geöffnetes mansarddach redoutenhaus bayreuth

Geöffnetes Mansarddach als zwangsläufiger Transportweg in den Altbau
© Staatliches Bauamt Bayreuth

Der Wiederaufbau beginnt im Untergrund

Der Rückbau verlief von oben nach unten, der Wiederaufbau in umgekehrter Richtung: Alles begann mit der Sicherung der Fundamente. Unter archäologischer Begleitung wurden die Außenwände neu unterfangen und die historische Substanz des Opernhauses durch Mikropfahlgründungen gesichert.

Die Feuchtigkeit blieb uns allerdings erhalten, denn der Bayreuther Mühlbach fließt nur wenige Meter entfernt. Für die großzügige Museumsnutzung war ein trockenes Untergeschoss zur Ausbildung von Sanitär- und Nutzräumen nötig. Deshalb wurde ein wasserdichter „Behälter“ zwischen die alten Fundamente gesetzt – eine „weiße Wanne“ aus wasserundurchlässigem Beton, vor Ort gegossen mit luftdichtem Abschluss zur feuchten Außenwand.

feuchte fundamente redoutenhaus bayreuth

Nasse Füße? Nicht bei uns. Zwischen die feuchten Fundamente wurde ein tieferes Untergeschoss aus Beton im Verbund mit einer wasserundurchlässigen Folie eingebracht.
© PPlus Architekten und Ingenieure, Bayreuth (Michael Jakob)

Ein Tragwerk für die Ewigkeit

Wenn sich die Nutzung eines Gebäudes ändert, ändern sich auch die Anforderungen daran. Um das Redoutenhaus in ein Museum zu verwandeln, musste sein Treppenhaus versetzt, gedreht und verkleinert werden – vorher nahm es zu viel Platz ein und erfüllte auch nicht die nötigen Sicherheitsauflagen. Statisch war dieser Eingriff schwierig zu bewerkstelligen. Überhaupt erwies sich das Tragwerk für uns als größte Herausforderung des Projekts. Eine Totalentkernung war technisch nicht möglich, deshalb wurde das Gebäude in Teilschritten aufwändig Stück für Stück ertüchtigt. Der gesamte Umbau verbrauchte 100 Tonnen Stahl und 1000 Tonnen Beton.

abgebrochenes treppenhaus opernhausmuseum redoutenhaus bayreuthkl

Alles muss raus: Abgebrochenes Treppenhaus
© Sichau & Walter Architekten GmbH, Fulda (Patrick Tetzlaff)

Außen alt, innen warm: Ein Denkmal wird energieeffizienter

Um die historische Fassade nicht zu verdecken, sollte die Gebäudehülle von innen gedämmt werden. Die Außenwände haben dafür einen speziellen mineralischen Innendämmputz erhalten, ein „Sargdeckel“ aus gedämmtem Beton wärmt den Dachstuhl von oben. So ist innerhalb der historischen Hülle ein „Haus im Haus“ entstanden, das vom dichten Keller bis zum isolierten Dach die heutigen energetischen Standards erfüllt.

hinterhofseite redoutenhaus bayreuth früher und heute

links: Abbildung Hofseite, 1963 Fränkische Presse
rechts: Visualisierung der neuen Hofseite © Sichau & Walter Architekten GmbH, Fulda (Patrick Tetzlaff)

Historische Sandsteinfassade mit modernen Einschüben

Die Sandsteinfassade des Redoutenhauses wurde behutsam restauriert und denkmalgerecht ergänzt. Ihre barocke Struktur blieb erhalten – auch wenn zeitgenössische Elemente hinzugekommen sind, die schon von außen sagen: Hinter diesen alten Mauern wartet die Gegenwart.

In das historische Sandsteinportal wurde ein Windfang aus massiven Messingtafeln eingeschoben. Analog dazu ragt aus der rückwärtigen Hofseite eine messinggerahmte Glasöffnung heraus. Diese modernen Bauteile verweisen auf die Markgrafenzeit. Denn ursprünglich führte eine Wagendurchfahrt durch das Redoutenhaus, an seiner Straßen- und Hofseite gab es jeweils ein Tor. Die beiden Messingportale sind zeitgemäße Interpretationen dieser früheren Durchfahrt. Sie markieren die Lage der historischen Öffnungen. Dadurch geben sie dem Gebäude seine barocke Mittelachse zurück, die nun für Gäste des Hauses wieder erkennbar wird.

einfang redoutenhaus opernhausmuseum bayreuth

wagendurchfahrt opernhausmuseum redoutenhaus

Alt trifft neu: Die sichtbare Mittelachse, durch die einst eine Wagendurchfahrt führte, wird zeitgenössisch interpretiert. Visualisierung und Fotos © Sichau & Walter Architekten GmbH, Fulda (Patrick Tetzlaff)

Andere Bauzeit, gleiches Konzept: Museumsfoyer und Logenhaus gehören zusammen

Der Zuschauerraum liegt wie ein großer Hohlkörper im Weltkulturerbe und auch das Museum hat ein solches Herzstück bekommen: Ein Foyer über zwei Geschosse mit einem Luftraum von 7 Metern Höhe. Raumhohe Scheiben im oberen Stockwerk lassen schon vom Eingangsbereich Durchblicke in die Ausstellung zu.

1,2 Tonnen wiegt jedes dieser Glaselemente. Für den Einbau waren drei verschiedene Hebewerkzeuge notwendig: Eines, um die Scheiben gekippt ins Gebäude zu fahren, eines, um sie aufzurichten und eines zum Anheben ins 1. Obergeschoss. Das erfahrene Team hat diese spektakuläre Aktion erfolgreich gemeistert.

redoutenhaus bayreuth baufortschritt

redoutenhaus bayreuth glasscheiben raumbildend

Transparenz und Durchsicht: Einbau von zwei raumbildenden Glasscheiben
Oben: Einbausituation mit wenig Raum © Staatliches Bauamt Bayreuth
Unten: Bauzwischenzustand © Bernadette Grimmenstein

Barocke Raumkunst wird neu interpretiert

Das einläufige Treppenhaus im Museum wurde aufwändig mit geräucherter Eiche ausgekleidet. Auch das hohe Foyer trägt dieses dunkle Furnier, dazu kommt ein weiterer Blickfang: Ein umlaufender Messingvorhang aus 3D-verformtem Streckmetall, der golden glänzt. Holz und Gold, genau wie nebenan im Opernhaus – hier wird die barocke Raumkunst des Welterbes zeitgenössisch interpretiert. Mit der Neukonzeption gelingt auch die barrierefreie Erschließung der Gebäude.

redoutenhaus bayreuth opernhausmuseum rohbau ausbau

Einläufige Treppe im Bau, zwischen Rohbau und Ausbau
© Staatliches Bauamt Bayreuth

Wir bringen Licht ins Dunkel: Das Material- und Lichtkonzept

Unter Messing und Holz liegt ein Bodenbelag aus schwarzem Terrazzo als Gussasphaltestrich, wodurch sich eine dunkle, edle Raumschale ergibt. Die Exponate des Museums sind darin vor UV-Strahlen geschützt. Eine aufwändige Beleuchtung setzt die wertvollen Stücke gekonnt in Szene. Für die Elektrotechnikplaner (Burghart Ingenieure GmbH, Nürnberg) und unser Team ist dieses Material- und Lichtkonzept eine Besonderheit. Bei der Ausführung kommt es auf jedes kleine Detail an, der architektonische Anspruch ist besonders hoch.

redoutenhaus bayreuth terrazzo schwarz

Asphalt als Fußbodenbelag: Der Bodenbelag aus schwarzem Terrazzo als Gussasphaltestrich wird heiß eingebracht und nach dem Erkalten abgeschliffen.
© Bernadette Grimmenstein

Viele Beteiligte, viele Details: Als Staatliches Bauamt Bayreuth steuern wir den Ablauf

Die Bayerische Schlösserverwaltung ist die Bauherrin des Redoutenhauses. Mit ihr und den Architekten, Planern, Bauleitern und Handwerksfirmen ist unser Team vom Staatlichen Bauamt Bayreuth als Bauherrenvertreter in ständigem Kontakt. Die Koordination aller Beteiligten ist komplex – vor allem, seit gleichzeitig zum Umbau schon der Museumsausbau begonnen hat: Während unten noch Rohbau und Ausbau staubten, wurde oben bereits die hölzerne Spielbühne montiert. Diese Gleichzeitigkeit braucht eine präzise Steuerung, die zu unseren Kernaufgaben gehört.

Ein Gemeinschaftshof fügt das Gebäudeensemble zusammen

Mit dem Opernhaus und der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde bildet das Redoutenhaus ein Gebäudeensemble, alle drei Häuser grenzen an einen beschaulichen Hof. Hier, entlang der Münzgasse, soll bald eine gemeinsame Freifläche entstehen, mit Ruhe und klarer Struktur. Und mit etwas Kunst am Bau – als Staatliches Bauamt Bayreuth haben wir einen Wettbewerb ausgelobt, demnächst wird die Siegerskulptur hier errichtet. Noch drängen sich Material und Baucontainer auf dem Platz, aber bald wird es soweit sein: Das Museum öffnet seine Türen und freut sich nach langjähriger Bauzeit auf ein interessiertes Publikum.

 


Staatliches Bauamt Bayreuth mit übergeordnetem Planungsteam:
Architektur: Sichau & Walter Architekten GmbH, Fulda
Bauleitung: PPlus Architekten und Ingenieure, Bayreuth
Statik: Sailer Stepan Tragwerkteam München GmbH, München
Gebäudetechnik: Rabenstein Projektplanung Gebäudetechnik, Bischofsgrün
Elektrotechnik: Burghart Ingenieure GmbH, Nürnberg