Nun ist es endlich so weit, die Tonmodelle der beiden Karyatiden für das Prunkportal werden in Gips gegossen – unser Video zeigt alle Arbeitsschritte!
Zur Erinnerung:
Die von Leo von Klenze entworfene „Gelbe Treppe“ in der Residenz München ist im Krieg zerstört worden und wird von der Bayerischen Schlösserverwaltung mit großem Aufwand rekonstruiert. Dazu gehört die Neuschöpfung der Portalskulpturen, sog. Karyatiden, nach alten Plänen und Fotografien. Dieser komplexe Prozess lässt sich in drei Abschnitte gliedern. Der erste Schritt, beschrieben in Teil 1, ist die Ausformung eines Modells im Maßstab 1:3. Wenn die richtige Ausgestaltung gefunden ist, wird sie in die Originalgröße, also in ein 1:1-Modell übertragen. Diesen Vorgang beschreibt Teil 2 unserer kleinen Serie. Den Abguss mit Gips in der Technik der „verlorenen Form“ haben wir mit der Videokamera begleitet. Das Ergebnis seht ihr hier:
https://www.youtube.com/watch?v=TozX9y5vNuk
Weil doch immer wieder Fragen auftauchen, warum man in heutiger Zeit mit alten kunsthandwerklichen Methoden arbeitet, wollen wir hier die wichtigsten Antworten geben:
Warum arbeitet man nicht gleich an der endgültigen Positivform?
Die Herstellung einer Gipsskulptur bedürfte eines sukzessiven Aufbaus der Form mit mehreren Gipsschichten. Gips ist aber u.a. wegen seiner Trocknungseigenschaften für eine solche Arbeitsweise ungeeignet.
Gäbe es nicht moderne Materialien, mit denen die Arbeit vereinfacht werden könnte (z.B. Plastilin®)?
Die Oberfläche aus Alabastergips entspricht dem historischen Vorbild. Für die zahlreichen Arbeitsschritte davor könnten andere Materialien verwendet werden, sie sind aber teurer und bieten für den in historischen Techniken versierten Bildhauer keine Vorteile.
Hätte man die Arbeit mit Computertechnik unterstützen können?
Gips kann nicht ohne Weiteres gefräst werden. Die endgültige Figur aus Alabastergips musste daher zwingend gegossen werden. Für die Vergrößerung des 1:3 Modells auf den Maßstab 1:1 gilt: Die Erfahrung mit entsprechenden Projekten lehrt, dass computergestützte lineare Vergrößerungsverfahren in künstlerischer Hinsicht nicht befriedigend sind. Die große Version eines kleinen Modells (hier des 1:3-Modells) muss in Nuancen verändert werden, um einer veränderten Sicht auf das Werk gerecht zu werden.
4 Kommentare