Der Regenbogen & die magische Beleuchtung in der Venusgrotte
von Raphael Beljung und Hannah Holland // Die Beleuchtungsbecken „die Grotte soll am Eingang eine magisch rothe und im Innern dasselbe eine blaue Beleuchtung erhalten.“
Die Schlösser und ihr Inventar aus allernächster Nähe – die Spezialisten des Restaurierungszentrums gewähren in dieser Rubrik Einblicke in Kunst- und Restaurierungstechniken, die den Betrachtern in den Schlössern meist verborgen bleiben. Auch welche Überlegungen die Restauratoren bei ihrer Arbeit leiten und wie sie die Behandlung eines Objekts planen und begründen, kann man hier erfahren.
von Raphael Beljung und Hannah Holland // Die Beleuchtungsbecken „die Grotte soll am Eingang eine magisch rothe und im Innern dasselbe eine blaue Beleuchtung erhalten.“
Ein aufregendes und für alle Beteiligten sehr forderndes Projekt hat im November 2024 ein erfolgreiches Ende gefunden: Das Riesengemälde aus der Linderhofer Venusgrotte – es entspricht mit ca. 48 m2 einer kleinen Zweizimmerwohnung – ist restauriert und wohlbehalten an seinen originalen Standort zurückgekehrt.
„Wie unentbehrlich künstliche Blumen sind, bedarf wohl kaum einer Erwähnung, denn kurz ist die Zeit der Kinder Flora’s und man würde oft bei ihrem Verschwinden untröstlich seyn, wäre es nicht schon lange dem Fleiße gelungen, durch künstliche Nachahmung und Farbenpracht sich einigen Ersatz zu verschaffen; und wirklich hat es das rastlose Bestreben des immer sinnenden Geistes, die fleißige geschickte Hand hierin bereits zum Erstaunlichen gebracht.“
1877 bekam Franz von Seitz von König Ludwig II. den Auftrag für den Entwurf eines „aus Eichen- und Lindenholz gebaute[n] Schiff[s], dasselbe muschelartig geschnitzt, durchaus mit Kupfer beschlagen, mit weißem Golde vergoldet und farbig lasirt, dazu ein geschnitzer lebensgroßer Amor und ein Delphin in Zink gegossen, in Naturfarben gemalt, 2 geschnitzte Tauben, reich geschnitzter Überzug, 4 reich geschnitzte vergoldete Ruder, von den feinsten Blumen gefertigte Guirlanden und einem Velour-Teppich für Verfuhr“.
Seit März befindet sich ein außergewöhnliches Fahrzeug aus dem 18. Jahrhundert wieder im Marstallmuseum von Schloss Nymphenburg. Der zur Sammlung des historischen Marstalls gehörende Gartenwagen ähnelt stark dem sogenannten Park-Phaeton des technikbegeisterten Kurfürsten Karl Theodor. Der Unterschied: Während der Phaeton mit Pferdestärken angetrieben wurde, musste den Tretantrieb des Gartenwagens ein auf den Pedalen hinter dem Sitz stehender Lakai mit Muskelkraft in Bewegung setzen.
Die Erforschung, Konservierung und Neuerschaffung des Kristallthrons König Ludwigs II. kann nur als Erfolgsgeschichte betrachtet und sollte auch so erzählt werden. Meine erste Begegnung mit dem Thron auf dem Loreleyfelsen war im September 2012.
Unter Anleitung von August Dirigl erschufen Handwerker die Venusgrotte Linderhof in Form einer künstlichen Tropfsteinhöhle: Auf dem Unterbau aus Bandeisen, Rundeisen, Draht, Metallgittern oder grobem Textil entstand eine aus Mörtel geformte imitierte Gesteinsoberfläche. Die artifiziellen geologischen Formationen erscheinen steinfarben in verschiedenen Grau- und Brauntönen, scheinbar unbehandelt und ohne malerische Differenzierung – der Blick ins Detail offenbart jedoch eine Vielfalt bewusst eingesetzter ungewöhnlicher Materialien und Techniken zur Gestaltung der gesamten Raumschale.
Ein Gastbeitrag von Katharina Hörberg // Sie ist nur etwa 18 Zentimeter hoch – und trägt doch ein ganzes Stück Glaubensgeschichte, höfischer Frömmigkeit und kunsthandwerklicher Meisterschaft in sich: die sogenannte Kreuzigungsgruppe, eine kleine, aber kostbar gearbeitete Goldemailplastik aus dem späten 16. Jahrhundert. Seit dem Frühjahr 2024 ist sie nun wieder an ihrem historischen Platz zu erleben – in der rekonstruierten Andachtsnische im kurfürstlichen Schlafzimmer der Residenz München, wo sie einst Teil des privaten Gebetsinventars von Max III. Joseph war.
Wie gelingt es, eine jahrhundertealte Meisterleistung mit moderner Technologie nachzubilden? In unserem Restaurierungszentrum wird derzeit an einem besonderen Wandleuchterpaar gearbeitet: Einer ist fast 300 Jahre alt, der andere kommt frisch aus dem 3D-Drucker.
Bevor Mitte des 19. Jahrhunderts die Farbtube patentiert wurde, mussten Künstler auf kreative und oft umständliche Lösungen zurückgreifen, um ihre Ölfarben für die Malerei im Freien transportfähig zu machen. Statt der praktischen Tuben, die für uns heute allgegenwärtig sind, dienten damals kleine, fest verschnürte Säckchen aus Schweinsblase als Farbbehälter. Ein besonders gut erhaltenes Beispiel dieser historischen Reisefarbkästen wird derzeit in unserem Restaurierungszentrum untersucht.