In unserem letzten Beitrag der Serie „Frühjahrsputz“ berichtete unser Kastellan Alexander Just davon, wie er die Ansbacher Residenz für die Saison herausputzt. Das Knowhow dazu lernen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den einzelnen Schlössern bei den Kollegen aus dem Restaurierungszentrum der Bayerischen Schlösserverwaltung. Restauratorin Inga Pelludat bildete gemeinsam mit einigen Kollegen auch in diesem Winter unsere Kastellane zum Thema fort. Wir schauten ihr dabei über die Schulter. Bei der Schulung „Alles Picobello. Pflege und Handhabung von Kunst und Kulturgut“ gab es nicht nur das passende theoretische Rüstzeug. Auch in praktischen Übungen vertieften unsere Kastellane ihre Kenntnisse.
Der Sessel in der Ecke hat ordentlich Staub angesetzt?
Einfach das Staubtuch rausholen ist da zu voreilig. Erst muss sorgfältig geprüft werden: Woraus besteht das Kunstwerk? Wie empfindlich sind die Materialien? Ein Sessel besteht ja nicht nur aus Holz und Metall: Gerade Textilien sind besonders empfindlich und so kann die Sitzfläche nicht mal eben abgesaugt werden.
…weiter zu den Lüstern!
Beim Kronleuchter wird deutlich: Das ist eine fragile Konstruktion. Vielleicht gibt es lose Teile, nachdem die Drähte in den letzten Jahrhunderten korrodiert sind? Wer hier nun einfach den Staubwedel schwingt, riskiert Scherben oder Glassplitter. „Vor dem Putzen muss immer ein Tuch gespannt oder eine dicke Polsterung untergelegt werden“, erinnert Inga Pelludat. Fragile Behangelemente können einen eventuellen Absturz damit überleben. „Ein vorsichtiges Arbeiten soll natürlich eigentlich verhindern, dass es überhaupt dazu kommt, aber sicher ist sicher“ weiß auch die Restauratorin.
Und wie bekommt man ein Schloss nun sauber?
Viel falsch macht auch, wer handelsübliche Putzmittel verwendet. Abgescheuerte Vergoldungen, Farbveränderungen an Farbfassungen oder korrodierte Metallelemente durch unsachgemäße Nassreinigungen können die Folge sein.
Viele Reinigungsarbeiten gehören somit in die Hände der erfahrenen Restauratoren. Empfindliche Oberflächen wie historische Textilbezüge oder Wandbespannungen werden daher nicht jedes Jahr oder gar jede Woche entstaubt, so wie es viele ordentliche Hausfrauen und –männer halten. Textilrestauratoren nehmen sich dieser Patienten mit viel Geduld an.
Auch unsere Kastellane gehen behutsam mit den ihnen anvertrauten Schätzen um. Handschuhe schützen die Kunstgegenstände beim Anfassen vor menschlichem Schweiß und den darin enthaltenen Fettsäuren. Einige Möbel dürfen trocken abgestaubt werden – mit feinen Haarpinseln, die in Kombination mit Spezialstaubsaugern verwendet werden, damit sich der Staub nicht gleich nebenan wieder festsetzt. Metallelemente am Pinsel werden abgedeckt, damit es nicht zu Kratzern an der Oberfläche der Kunstwerke kommt. „Wichtig ist, dass die Ziegenhaare des Staubsaugeraufsatzes oder des Pinsels sofort ausgetauscht werden, wenn sie abgenutzt sind“ erläutert Inga Pelludat. Bei alldem achten unsere Mitarbeiter auf eventuelle lose Dekorteile, damit nichts „weggeputzt“ bzw. eingesaugt wird.
Das Fazit unserer Kastellane
Kastellanin Anna Bel aus Herrenchiemsee ist glücklich über den Austausch mit den Restauratoren: „Die praktischen Übungen haben mir gut gefallen. Vieles hat man auch „zu Hause“ im Schloss schon richtig gemacht, aber es gibt einem Sicherheit, wenn man sich direkt mit den Experten aus dem Restaurierungszentrum austauschen kann.“ Den größten Mehrwert der Tagung sieht Bel in der gestärkten Sensibilisierung gegenüber dem jeweiligen Kunstwerk. „Dies ist auch schon in der Praxis, beim diesjährigen Winterputz, zum Tragen gekommen,“ so die engagierte Kastellanin.