Die Entstehung des Hofgartens in Dachau
Der Hofgarten Dachau kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Ab 1558 ließ der Wittelsbacher Herzog Wilhelm V. die alte baufällige Burg auf dem sogenannten Kayberg in Dachau von Grund auf erneuern. Es entstand ein mächtiges vierflügeliges Renaissanceschloss. An der Westseite des Gebäudes schloss sich ein ummauerter Garten an, ausgestattet mit zahlreichen buchsbaumgefassten Beeten, in denen Kräuter, Blumen und Zwergobstbäume kultiviert wurden.
Aus Blumen- und Kräuterbeeten wird ein einfacher Obstgarten
Während der Anfang des 19. Jahrhunderts herrschenden Notzeiten mussten aus Geldmangel drei baufällige Flügel des Schlosses abgerissen werden. Auch die Gartenanlage sollte pflegeleichter und wirtschaftlicher gestaltet werden. Kurfürst Max IV. Joseph wies seinen Hofgartenintendanten Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823) deshalb an, anstelle der Blumen- und Kräuterbeete einen einfachen Obstgarten anzulegen. Der Gartenkünstler – bekannt auch als Schöpfer des Englischen Gartens in München - entschied sich für eine strenge gestalterische und gleichzeitig praktische Ordnung des Gartens, indem er geradlinige Obstbaumreihen in die Wiesenbereiche setzen ließ, erschlossen durch rechtwinklig verlaufende Wege. Diese Gestaltung hat sich im Wesentlichen bis heute nicht mehr verändert.
Verlust der streng geometrischen Struktur des Obstgartens
1980 ergab sich allerdings die Notwendigkeit, die Kellerdecke des ehemaligen Gärtnerhauses, das bis Mitte des 18. Jahrhunderts in der Nordwestecke des Obstgartens stand, aus statischen Gründen durch eine Betondecke zu sichern. Dabei wurde der einst rechtwinklig verlaufende Weg aus technischen Gründen in einem Bogen an der Kellerdecke vorbeigeführt und mit Sträuchern abgepflanzt. Diese Maßnahmen hatten zur Folge, dass die von Ludwig von Sckell ursprünglich hergestellte streng geometrisch Struktur des Obstgartens an dieser Stelle nicht mehr erkennbar war.
Korrektur des Wegeverlaufs nach historischem Vorbild
Diese gestalterisch unbefriedigende Situation mit dem kurvigen Wegeverlauf und der Strauchpflanzung, die durch ihr üppiges Wachstum den Eindruck des „Unregelmäßigen“ noch verstärkt hatte, ist nach historischen Plänen nun wieder korrigiert worden. Das Pflegeteam der Schloss- und Gartenverwaltung Schleißheim, Außenstelle Dachau, hat unter der Leitung des Landschaftsgärtners Stephan Müller im Herbst 2017 zunächst die Sträucher entfernt. Als nächster Arbeitsschritt wurde der ursprüngliche Wegverlauf abgesteckt und nach alter Bauweise mit einer Kiestragschicht versehen, nachdem mit einem kleinen Bagger die neue Wegetrasse ausgehoben worden war.
Seit Frühjahr 2018 herrscht wieder Ordnung!
Im Frühsommer 2018 konnte die Wegekorrektur abgeschlossen werden. Eine Bepflanzung aus Stauden, Sommerblumen und Obstbäumen wird die Maßnahme gestalterisch noch abrunden. Doch schon jetzt kann man erkennen, dass der gartendenkmalfachliche „Eingriff“ diesen Gartenbereich optisch aufgewertet hat. Neben dem begradigten Weg ist nach dem Entfernen des Strauchbewuchses hier auch die bis vor kurzem noch verdeckte historische Gartenmauer zu sehen. Damit erschließt sich dem Besucher wieder in allen Bereichen des Hofgartens Dachau die von Ludwig von Sckell einst gestaltete Ordnung und Strenge.
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