Farben als Ausdruck landschaftlicher Stimmung
Bei der diesjährigen Sonderausstellung im Künstlerhaus Julius Exter in Übersee-Feldwies dreht sich alles um das Thema „Wasser“. Badende im Chiemsee, Bootsfahrten, der Uferverlauf des Überseer Baches und der Tiroler Ache, das Moor „Kendlmühlfilzen“. Dabei geht es Exter nicht um topographische Beschreibungen, sondern um die Schilderung von Stimmungen. So lassen sich auf seinen Landschaftsbildern Tages- und Jahreszeiten aber Wärme oder Kühle und Ruhe oder Bewegung ablesen. Mal hat der Künstler die Feldwieser Bucht in morgendliches Licht getaucht, mal rekeln sich Badenixen auf einem heißen Badestrand und dann wiederum meint man das Summen der Insekten zu hören, wenn Exter die laue Luft eines spätsommerlichen Nachmittages einzufangen versucht.
Bei den ausgestellten Arbeiten handelt es sich überwiegend um Werke, die nach 1917 entstanden sind. In dem Jahr lässt sich Exter dauerhaft und permanent in Übersee nieder. Die Münchener Wohnung überlässt er seiner Frau, von der er sich kurz vorher hat scheiden lassen.
Münchener Künstler und die Landschaftsmalerei
Vor dem 1. Weltkrieg aber auch in den 1920er Jahren waren die Münchener Künstler für ihre Landschaftsmalerei weltberühmt. Und hier spielte das Motiv vom Voralpenland und vom Hochgebirge eine ausgezeichnete Rolle. Vor allem norddeutsche Sammler schätzten die Werke, weil sie dem Wunsch und der Suche nach unberührter Natur Gestalt gaben. Und die Künstler versuchten, auf diese Nachfrage zu reagieren. Es ist kein Zufall, dass sich die Münchner Künstler immer wieder der Landschaft und weniger der Großstadt, der Arbeit, dem Nachtleben, dem Sportereignis oder dem Zeitvertreib widmeten.
Ein Reiseführer aus dem Jahre 1905 bringt die Vorstellungen vieler Reisender auf den Punkt:
„München übt auf den Fremden, besonders den Norddeutschen, einen eigenartigen Zauber aus, und keiner wird beim Besuch des Hochgebirges an Bayerns Hauptstadt vorüberfahren, ohne ihr einige Tage des Aufenthalts zu widmen. Die zutrauliche Art des Münchnertums macht uns schnell in der Stadt heimisch, die als die gemüthlichste des Deutschen Reiches gilt. In geistiger Beziehung fesselt den Reisenden in erster Linie die Kunst; sie begegnet uns hier auf Schritt und Tritt.“
Und 1928 schreibt der Reiseführer „München. Was nicht im Baedeker steht“ zur Kunstszene:
„Am Starnberger See gibt es keine sozialen Unterschiede, keine Distanz zwischen Alt und Jung, kaum noch Verschiedenheit zwischen Land und Wasser. Am Ammersee, dessen Ufer die Maler bewohnen, streicht lieblicher Kaffeeduft über die lockigen Wellen. Am Chiemsee vollends sitzen die knorrigen Landschafter, die Naturburschen der Muse mit Lederhosen und einem herben Wortschatz für jene, die sich neugierig der Staffelei nahen.“
Die Sonderausstellung
In der Sonderausstellung „Julius Exter – Moore, Bäche, See“ werden unter anderem 13 Gemälde aus dem Bestand der Bayerischen Schlösserverwaltung gezeigt, die dafür eigens gereinigt, restauriert und gerahmt wurden. Sie können dem Publikum erstmals öffentlich gezeigt werden.
Die Ausstellung läuft bis zum 9. September. Geöffnet ist immer dienstags bis sonntags von 17 bis 19 Uhr oder für Gruppen ab 20 Personen nach vorheriger Vereinbarung. Am „Tag des offenen Denkmals“ (Sonntag, 9. September 2018) ist das Exter-Haus von 10 bis 19 Uhr geöffnet.
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