Mein erster Arbeitstag in der Residenzwoche begann mit einer kurzen Einweisung am Infostand; was findet sich wo, und ich gestehe, dass mir kurz der Gedanke durch den Kopf schoss: Hoffentlich verlaufe ich mich nicht! Denn abseits des bekannten Rundganges gibt es tausend Türen, welche – sonst verschlossen – ungeahnte Abkürzungen und Verbindungen offenbaren.
Während der Residenzwoche werden manche dieser Türen für spezielle Führungen geöffnet, etwa damit man beim Besuch der „neuen alten“ Grünen Galerie eben den Weg beschreiten kann, den das Hofzeremoniell im 18. Jahrhundert vorsah. Über den Brunnenhof gelangte man über die Breite Treppe in das erste Obergeschoss, wo sich die Grüne Galerie unmittelbar an das Innere Audienzzimmer der Reichen Zimmer anschließt. Kurfürst Karl Albrecht, der sich dieses Galeriegebäude von seinem Hofarchitekten François Cuvilliés planen ließ, wollte mit der Raumabfolge seinen Anspruch auf die Kaiserwürde demonstrieren. Die Rekonstruktion der Gemäldehängung in der 1944 völlig zerstörten Grünen Galerie war aber nur eines der vielen Highlights der diesjährigen Residenzwoche.
Schnell durften wir am Infostand feststellen, dass bestimmte Teilnehmerkarten sehr begehrt waren: Neben der erwähnten Führung durch die Neueinrichtung der Grünen Galerie, welche ein großes Echo in der Presse gefunden hatte, waren auch diejenigen Führungen schnell ausverkauft, welche einen Blick auf die Münchner Residenz von oben oder von unten ermöglichten: Der Gang in das Kellergeschoss der Neuveste und die Besteigung des Turmes und des Dachstuhles. Das Besondere war gefragt, das, was man sonst eben nicht sieht, wenn man auf eigene Faust die Residenz erkundet. Der Blick hinter die Kulissen reizte hier ebenso wie das Abenteuer, wurde hier doch in der Ankündigung explizit auf festes Schuhwerk hingewiesen, und man spürte die Herzen höher schlagen, als bei Nieselregen die Frage aufkam, ob man auf dem Dach wohl einen Schirm benötigen würde. Der Ausblick auf die Stadt sei fantastisch gewesen, schwärmte eine Besucherin.
Durch die vielen Besucher wurde es nie langweilig; einen steten Strom Kulturinteressierter zog es an den Infostand. Meine Kollegin Frau Zimmermann und ich standen vor Aufgaben wie der kurzen Einführung in die diversen Themenführungen bis hin zur Planung eines individuellen sieben Tage Führungs-Marathons. Nicht nur Münchner zog es in diesen Tagen in die Residenz, und so durften wir Besucher aus ganz Deutschland und Österreich an unserem Stand begrüßen.
Die Zeit am Infostand empfand ich als sehr abwechslungsreich, war sie doch voller anregender Gespräche mit unterschiedlichstem Publikum – und ich freue mich schon auf das nächste Jahr, wenn sich pünktlich zur Residenzwoche die vielen sonst für den Besucher unsichtbaren Türen und Wege wieder öffnen.
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