„Sammeln verbindet – Museum collections make connections“ – das ist das Motto des Internationalen Museumstags (#IMT14) am 18. Mai 2014. Begleitend dazu findet aktuell eine besondere Social Media Aktion zum Thema: „Collection / Sammlung“ (#myCollection14) statt. Mit der Vorstellung unserer „Ostasiensammlung“ machen wir bei #myCollection14 mit!
Seit einigen Wochen präsentiert sich die Ostasiensammlung des Residenzmuseum in rundum verjüngter Gestalt – in den vergangenen Monaten wurden die aus konservatorischer Sicht nicht mehr befriedigenden Vitrineneinbauten in kräftigen Farben erneuert und mit einer neuen, schonenden LED-Beleuchtung ausgestattet, alle Stücke gereinigt und die Aufstellung um einige neue, in der letzten Zeit restaurierten Objekte ergänzt.
Grund genug, hier auch einmal diesen wichtigen und faszinierenden Sammlungsbestsand in den Mittelpunkt zu rücken: Die Kollektion von heute über 500 Porzellanobjekten aus China und Japan, die die bayerischen Wittelsbacher im Laufe mehrerer Jahrhunderte in ihrer Münchner Residenz zusammengetragen haben, gehört zu den bedeutendsten fürstlichen Sammlungen dieser Art in Europa. Als Handelsgüter und Zeugnisse aus einer theoretisch zwar bekannten, geographisch und gefühlt aber unendlichen fernen, märchenhaften Welt mit einer weitgehend unbekannten Kultur, fremden Göttern, exotischen Pflanzen und Tieren und einer unverständlichen Sprache, übten die schimmernden Porzellanteller, Vasen und Kleinskulpturen eine nicht nachlassenden Reiz auf die europäischen Monarchen aus: Erste Ladungen von weiß-blauem „Kraak“-Porzellan langten in den Bäuchen portugiesischer Frachtschiffe voller Gewürze, den „Karracken“ an, in denen die vor Ort billig eingekauften Teller usw. während der Fahrt für genügend Tiefgang sorgen sollten.
Trotz dieser eher profanen Erstverwendung gehörte der Werkstoff Porzellan im 16. und 17. Jahrhundert, als sich die Kontakte zwischen Ostasien und Europa infolge der Entdeckung neuer Seewege zu intensivieren begannen, per se schon zu den Wundern des fernen „Cathai“ – China -, denn der weißglänzende, wasserdichte, wiewohl zerbrechliche Werkstoff war hier ja noch unbekannt. Erst der Findigkeit des vom sächsischen Kurfürst sorgsam unter Verschluss gehaltenen Johann Friedrich Böttger sollte Anfang des 18. Jahrhunderts in Meißen die Erfindung europäischen Porzellans gelingen. Bis dahin war der teure Import der einzige Weg, an die begehrten Stücke zu kommen, die schon durch ihren hohen Preis und den Reiz ihres fremdartigen, kobaltblauen Dekors von vornherein eher Sammler- als Gebrauchsgegenstände waren. Schon Albrecht V. (reg. 1550-1579) erwarb blau-weiße Ming-Porzellane als exotische Schaustücke für seine Kunstammer, wo sie den weitgespannten Einflussbereich des Herzogs selbst auf fernste Erdteile symbolisierten (und wo man vermutlich von BAY-YAN noch nie gehört hatte).
Gleichfalls zu diesem frühen Zeitpunkt lässt sich die Tradition feststellen, die wertvollen Porzellane mit aufwendigen Montierungen – Füßen, Henkeln und Rändern – aus Silber oder vergoldeter Bronze zu umgeben: diese schützten die zerbrechlichen Stücke vor Stößen und hartem Zugriff und ergänzten den asiatischen Dekor mit Elementen europäischer Formensprache. Außerdem konnte man mittels einer solcher Montierung den Neuankauf einer neuen Funktion zuführen: Oft wurden die importierten Vasen mit ihren hierzulande ungewöhnlichen Formen zersägt. Nun konnte die eine Hälfte als Schüssel mit einem flachen Teller oder dem umgedrehten zweiten Teil der ursprünglichen Vase zu einer Deckelterrine, wie sie an der europäischen Tafel Verwendung fand, kombiniert und mit metallenen Montierungen fixiert werden – hier wurden also die ersten Schritte gemacht auf dem Weg zu Mutterns heute noch herkömmlichen „guten“ – damals aber noch sehr, sehr guten – Sonntagsporzellan…
Besonders von diesen montierten Stücken, die unmittelbar Zeugnis vom kreativen Aufeinandertreffen zweier künstlerischer Traditionen ablegen, aus der etwas Neues entsteht, geht bis heute eine große Faszination aus. Sie sind in der Sammlung besonders reich vertreten, denn vor allem Kurfürst Max Emanuel (reg. 1679-1726) begeisterte sich für die Schönheit dieser montierten Porzellane und erwarb sie in großer Zahl. Als zeitweiliger Statthalter der südlichen Niederlande, dem heutigen Belgien, verfügte er über die hierfür notwenigen Kontakte zu den großen Handelskompanien. Als zeitweiliger Exilant am französischen Hof lernte er dann die Kunsthandwerker kennen, die seine Neuerwerbungen geschmackvoll in vergoldete Bronze und Silber zu fassen wussten.
Auch Max Emanuels Sohn Karl Albrecht schwärmte für die ostasiatischen Kunstwerke, wenn er sich auch mehr auf den Sektor exotischer Lackmöbel spezialisierte: Der Sammelleidenschaft dieser beiden Fürsten verdankt die Residenz des 18. Jahrhunderts ihre beeindruckende Ausstattung, in der sich die Rokoko-Interieurs der bayerischen Herrscher und die Pracht des chinesischen Kaiserhofs bis heute zu durchdringen scheinen!