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Begrüßung durch den Kurfürsten

maximilian I büste ausstellung

Ein Gastbeitrag von Jonas Schuster, Haus der Bayerischen Geschichte //

Seit dem 10. Mai 2023 und noch bis zum 3. Oktober ist die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung „Barock! Bayern und Böhmen“ im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg zu sehen. Auch die Bayerische Schlösserverwaltung freut sich, einige prächtige Leihgaben beizusteuern.


Eine imposante Bronzebüste des Kurfürsten Maximilian von Bayern (1573–1651) zieht gleich am Eingang der Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung „Barock! Bayern und Böhmen“ die Blicke der Besucherinnen und Besucher auf sich. Zugeschrieben wird die Büste dem Münchner Bildhauer Balthasar Ableithner (1614–1705). Der prominente Platz in der Ausstellung, die aktuell im Donausaal, dem Sonderausstellungsbereich des Hauses der Bayerischen Geschichte zu sehen ist, hat eine tiefere Bedeutung: Maximilian steht in der Erzählung der Ausstellung am Anfang einer Geschichte von Krieg und Wiederaufbau.

Büste Maximilian I. Bayern

Kurfürst Maximilian I. von Bayern © BSV

Maximilian von Bayern war einer der wichtigsten Protagonisten im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648). An der Seite Kaiser Ferdinands II. (1578–1637) führte er das katholische Lager an. So war er maßgeblich an der gewaltsamen Unterdrückung des Aufstandes überwiegend protestantischer böhmischer Adeliger gegen die habsburgische Herrschaft über die Länder der Wenzelskrone beteiligt. In der Schlacht am Weißen Berg bei Prag siegte er 1620 über seinen calvinistischen Vetter Friedrich V. von der Pfalz (1596–1632), den sogenannten Winterkönig, den die böhmischen Stände gewählt hatten. Ein blutiges Ende fand die Erhebung und damit das Experiment eines von Habsburg unabhängigen böhmischen Ständestaats mit der Hinrichtung von dessen Anführern am Altstädter Ring in Prag. In der Folge wurde Böhmen unter Zwang rekatholisiert und verlor alte Freiheitsrechte. Ein nationales Trauma für lange Zeit! Auf der anderen Seite glänzte Maximilian als Sieger. 1623 verlieh ihm der Kaiser die Pfälzische Kurwürde seines geächteten Vetters – eine bedeutende Rangerhöhung für die Münchner Wittelsbacher. Doch dieser Erfolg war teuer erkauft: Noch jahrzehntelang sollte ein verheerender Krieg Mitteleuropa überziehen und Tod und Verwüstung über Bayern und Böhmen bringen. Zugleich leitete der Krieg aber auch einen prächtigen Bauboom im Stil des Barock in Süddeutschland ein.

Um diese Geschichte von Krise und Wiederaufbau dreht sich die Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung, ein Kooperationsprojekt mit dem Nationalmuseum Prag. Nach Ende der Laufzeit in Regensburg wandert die Schau in die tschechische Hauptstadt, wo sie vom 8. Dezember 2023 bis zum 8. Mai 2024 präsentiert wird. In dieser bilateralen Zusammenarbeit liegt der große Reiz der Ausstellung. Sie erzählt die Geschichte sowohl aus bayerischer als auch aus tschechischer Perspektive. Während der Barock in Bayern meist mit großer Wertschätzung betrachtet wird, tat man sich in Böhmen lange schwer mit einer positiven Anknüpfung. Der Sturz der Prager Mariensäule als Symbol der „Fremdherrschaft“ im Zuge der Revolutionswirren 1918 legt beredtes Zeugnis davon ab.

Plakatmotiv BLA 2023

© Haus der Bayerischen Geschichte

Die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung bietet vor diesem Hintergrund ein buntes Kaleidoskop der Epoche: In den ersten beiden Abteilungen dreht sich alles um die große Politik und die krisenhafte Zeit in der Mitte des 17. Jahrhunderts: Krieg und Verwüstung, Krankheit und Hungersnot, Aberglaube und Gottesfurcht. Daran anschließend öffnet sich den Besuchern der Blick auf die Schönheit des Barock. Es geht um Bauherren und ihre hochfliegenden Pläne, um die Arbeit berühmter Baumeister- und Künstlerdynastien und die ausschweifende Formensprache der Epoche. Besucherinnen und Besucher passieren schwebende Putti und großartige Architekturmodelle. Alles Barock! In diesem Sinne widmet sich die vierte Ausstellungsabteilung der höfischen Inszenierung. Adelige und Fürsten begreifen das Leben damals als große Bühne. Die Kurfürsten Max Emanuel (1662–1726) und Karl Albrecht (1697–1745) oder Königin und „Kaiserin“ Maria Theresia (1717–1780) – große Herrscherpersönlichkeiten mit ihrem prunkvollen Hofleben und ihren ehrgeizigen politischen Plänen dominieren diesen Teil der Ausstellung, bevor es zuletzt um die „Patrone beider Länder“ geht, denn: Aus den kriegszerstörten Landstrichen entsteht ein gemeinsamer barocker Kulturraum.

Alle Informationen zur Ausstellung findet ihr hier.


Titelbild: © Haus der Bayerischen Geschichte