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Ein Theatral-Fest für den König! Wilhelmine von Bayreuths L’Huomo im Markgräflichen Opernhaus

l huomo

Von Kordula Knaus und Andrea Zedler (Universität Bayreuth) //

Welch ein Fest!

Unter diesem Motto stehen die kommenden Residenztage der Bayerischen Schlösserverwaltung in Bayreuth. Mit der Eröffnung des Opernhausmuseums am 22. April 2023 wird im Laufe der zwei anschließenden Wochen das Fest aus Anlass der Hochzeit (1748) von Prinzessin Elisabeth Friederike Sophie, der Tochter des Markgrafenpaars Friedrich und Wilhelmine, thematisiert. Das Ende der zwei Festwochen werden die Aufführungen am 5. und 6. Mai 2023 von L’Huomo einläuten. Zu einem festlichen Anlass ist auch dieses Werk entstanden: Markgräfin Wilhelmine ließ es im Zuge des Besuchs ihres Bruders König Friedrich II. 1754 im Opernhaus aufführen.

opernhaus bayreuth

In der reichen Opernkultur unter Wilhelmine nimmt die Festa teatrale (= Theatral-Fest) L’Huomo einen besonderen Platz ein. Es ist ein sehr originelles Werk, das 1754 in Bayreuth erstmals aufklärerisches Gedankengut vor einem königlichen Gast auf die Bühne brachte. Zudem ist es eines der wenigen Bayreuther Stücke, die heute an ihrem Premierenort wieder aufgeführt werden können, da nicht nur das von Luigi Stampiglia aus dem L’Homme-Text von Wilhelmine ins Italienische übertragenen Libretto, sondern auch Notenmaterial erhalten ist. Kein Werk schien daher adäquater, um im Umfeld der Eröffnung des Opernhausmuseums ein universitäres Forschungsprojekt („Materialität und ästhetische Transformation. Die Festa teatrale L’Huomo auf der Bayreuther Opernbühne“) zu initiieren, das im Spezifischen Wilhelmines Ästhetik gewidmet ist und den Anstoß für eine Wiederaufführung von L’Huomo geben sollte. Es handelt sich dabei um ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziertes Transferprojekt (Leitung: Prof. Dr. Kordula Knaus, Professur für Musikwissenschaft, Universität Bayreuth), das zum einen die Kooperation mit Projektpartnern (Bayerische Schlösserverwaltung, Musica Bayreuth und Bayerischer Rundfunk) vorsieht und zum anderen einen doppelten Transfer vornimmt: von der Wissenschaft auf die Bühne und von dort in das Opernhausmuseum.

In einem ersten Projektteil wurde das in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel erhaltene handschriftliche Notenmaterial [Bild 1] transkribiert und – in Verbindung mit Olga Watts (Cembalistin und musikalische Assistenz bei den Aufführungen) – für die Aufführungen aufbereitet und eingerichtet. Eine konzertante Aufführung von L’Huomo unter der Leitung von Dorothee Oberlinger mit dem Ensemble 1700 bei den Tagen der Alten Musik in Herne 2022 führte zu einer ersten Audioaufnahme. Diese wiederum bildet die Grundlage für den Videokünstler Christoph Brech. Er kreiert für die kommenden szenischen Aufführungen im Markgräflichen Opernhaus ein auf den musikalischen Ablauf von L’Huomo abgestimmtes Video (in Kooperation mit Prof. Dr. Jörg-Christian Tonn und der Firma Brainlab), das der ästhetisch-visuellen Dimension von Wilhelmines Werk eine assoziative Ebene hinzufügt. Es trägt dabei der Sogwirkung barocker Bühnenbilder Rechnung und verbindet sich mit der Bildsprache des auf historisch informierte Aufführungspraxis spezialisierten Regisseurs Nils Niemann. Die Neuinszenierung wird von Musica Bayreuth 2023 produziert, in Koproduktion mit den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci. Sie kommt unter der Leitung von Dorothee Oberlinger am 5. und 6. Mai zur Aufführung, der BR verantwortet die Aufzeichnungen.

Von der Bühne ins Opernhausmuseum geht es dann nach den Aufführungen: Die Audio- und Videoaufzeichnungen migrieren als zweiter Teil des Transferprojekts ins Opernhausmuseum, wo sie der Öffentlichkeit langfristig zugänglich sein werden. Das Thema L’Huomo sowie die bereits in Kooperation mit der Schlösserverwaltung erarbeiteten Ergebnisse aus dem Projekt sind dort aber schon zur Eröffnung des Opernhausmuseums an mehreren Stellen verankert. Wo genau, sei noch nicht verraten! Entdeckt L’Huomo bei den unterschiedlichen Medienstationen, im Begleitkatalog oder bei den Ausstellungstexten selbst, und lasst euch bei den kommenden Residenztagen in die musiktheatrale Ideenwelt Bayreuths zur Zeit von Markgräfin Wilhelmine entführen.

residenztage Bayreuth 2023

Mit den Transfers ist das universitäre Projekt noch nicht abgeschlossen. Ergebnis wird darüber hinaus eine kritisch-wissenschaftliche Notenedition von L’Huomo sein, ebenso eine Dokumentation und Analyse der Aufführungen. Weitere Informationen zum Transferprojekt und den Veranstaltungen rund um das Projekt findet ihr hier: www.huomo.uni-bayreuth.de.

 


Titelbild: Wilhelmine von Bayreuth: L‘ Homme. Fête en Musique & en Danses ; representée au grand Théâtre de l’Opera, en 1754 … = L‘ Huomo : Festa Teatrale per Musica e Balli; Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg