Von Vera Donata Wesinger und Kurt Grübl //
Historische Fotografien machen die Geschichte des Hofgartens an Ort und Stelle erfahrbar
Wann machen wir Fotos und von was?
Ein besonderer Tag oder ein besonders schönes Motiv könnten uns dazu bewegen, den Auslöser zu drücken. Auf den Hofgarten Ansbach treffen in diesem Jahr beide Kriterien zu.
Der Hofgarten feiert einen runden „Geburtstag“. Vor 300 Jahren wurde die vierreihige Hauptallee im Hofgarten Ansbach gepflanzt. Die Lindenreihen prägen bis heute das Erscheinungsbild der Anlage. Durch die Ausstellung „Der Ansbacher Hofgarten – Gestern und Heute“ lässt sich anhand alter Fotografien beispielhaft die Entwicklung des Hofgartens nachvollziehen.
10 historische Fotografien wurden dafür ausgewählt und auf große Tafeln gedruckt, die im Park aufgestellt wurden. Die Standorte der Tafeln ermöglichen einen anschaulichen Vergleich der Fotos mit der aktuellen Situation.
Zur Zeit der Entstehung der historischen Fotografien war es deutlich aufwendiger, ein Abbild der Realität festzuhalten als heute. Es wurde sich genau überlegt, welche Situation abgebildet werden soll. Besonders ansprechende Szenen aus dem Hofgarten Ansbach wurden fotografiert, um sie für Postkarten und Zeitungsartikel zu verwenden.
An zehn Originalstandorten der Fotografien können die Besucherinnen und Besucher des Hofgartens heute den historischen Gegebenheiten nachspüren und mit dem heutigen Zustand vergleichen.
Einen kleinen Einblick in die Ausstellung geben drei Motive, die hier im Folgenden vorgestellt werden:
Das Blattschmuckbeet im Jahr 1902
In seinem Artikel für „Die Gartenwelt“ von 1903 über den Ansbacher Hofgarten ließ der Königliche Hofgärtner Altmann dieses Blattschmuckbeet abbilden. Bananenstauden, Zimmerlinden und weitere exotische Pflanzen waren hier zu einer imposanten Gruppe zusammengestellt. Um 1900 waren Beete dieser Art in vielen Parkanlagen zu sehen – eine Mode, die allerdings nicht lange Bestand hatte.
Zum 300-jährigen Jubiläum wurde dieses Beet wieder zum Leben erweckt.
Heumandl vor der Orangerie im Sommer 1929
Im Sommer 1929 wurde die große Wiese vor der Orangerie landwirtschaftlich für die Heugewinnung genutzt. Die Heumandl bestanden aus einem Holzgerüst, auf dem Gras zum vollständigen Trocknen aufgeschichtet wurde.
Das bis 1794 vorhandene Orangerieparterre wurde im Zuge der landschaftlichen Umgestaltung des Hofgartens als großzügige Wiesenfläche mit einzelnen Solitärbäumen angelegt. Erst 1948 begann man, die einstige Wiesenfläche durch eine neue Allee und eine Parterreanlage zu ersetzen. Von der landschaftlichen Gestaltung zeugt heute nur noch die alte Eiche, die im Parterre erhalten werden konnte.
Der Lindendom in einer Aufnahme von 1958
Die Fotografie zierte das Titelbild der Mai-Ausgabe der Zeitschrift „Garten und Landschaft“ im Jahr 1958.
Nachdem der regelmäßige Schnitt der Linden eingestellt worden war, bildeten die Triebe der Hauptallee ein natürliches, dreischiffiges Gewölbe. Der Ansbacher Lindendom war entstanden. Faulstellen auf dem alten Schnitthorizont führten zu Astbrüchen. Daher entschloss man sich, die Kronen auszulichten und setzte sie später auf rund 20 Meter Höhe ab. Ziel der Maßnahmen war und ist der Erhalt der Bäume, zumal die entstandenen Baumhöhlen seltenen Tieren wie dem Eremitenkäfer Lebensraum bieten.
Neugierig geworden?
Die Ausstellung kann noch bis zum 31. Oktober 2024 im Hofgarten Ansbach besichtigt werden.
Titelbild: Hofgarten Ansbach. Evalie Wagner 2024