Michaela Dietrich-Steyrer und André Wasgien //
Carl August Sckell (1793-1840), Neffe von Friedrich Ludwig von Sckell, war ab 1823 – wie schon zuvor sein Onkel Friedrich Ludwig von Sckell – Intendant der königlichen Hofgärten in Nymphenburg. Aus seiner Hand stammen auch diverse Lithografien sowie eine der ersten umfassenden Beschreibungen der Gartenanlage von Schloss Nymphenburg.
An die Hand genommen
In seinem Werk „Das königliche Lustschloss Nymphenburg und seine Gartenanlagen“ von 1837 schildert Carl August Sckell die Entstehung der Nymphenburger Schlossanlage und beschreibt neben dem Schloss in sehr lebendiger Weise auch den dazugehörigen Schlosspark.
Folgt man Sckell auf seinem am „eiserne(n) Gitterthor zur rechten Hand des Schlosses“ beginnenden Rundweg durch den Garten und lässt dabei seine begeisterten Schilderungen der jeweiligen Eindrücke und Ausblicke auf sich wirken, unternimmt man als Besucher einen spannenden Kurztrip in vergangene Zeiten.
„Wenn der Besucher nicht schon vom großen Speisesaal aus die Ansicht des Gartens gehabt hat, so muß er diese Stiege besteigen, um dort den Total=Eindruck der ausgedehnten Parterre mit ihrer Fontaine und der fernen Cascade zu geniessen. Welch ein Anblick!“ (C. A. Sckell, S. 76)
Spurensuche
Wer den Nymphenburger Schlosspark sehr gut kennt, der kann zunächst auch vom heimischen Sofa aus den Sckell’schen Beschreibungen folgen und später den ein oder anderen Vergleich zwischen Gestern und Heute vor Ort durchführen.
So manch von Sckell Geschildertes lässt sich ohnehin besser ganz in Ruhe nachlesen – so beispielsweise auch auf einer der Parkbänke am Ufer des Badenburger Sees. Diesem Areal und insbesondere einstigen Vergnügungen auf dem Gewässer widmete Sckell unter Kapitel III. „Der Garten“ mehrere Seiten.
Eine Seefahrt die ist lustig …
Mit der Beschreibung des sogenannten Wasserschlittens stellt Sckell dem Leser sozusagen das Tretboot des 19. Jahrhunderts vor.
Sckell schildert das vom „königl. Oberstbergrath und Director des Hofbrunnenwesens“ Ritter Josef von Baader um das Jahr 1810 erfundene Wasserfahrzeug folgendermaßen:
„Diese Maschine (…) besteht aus einem Stuhle, der auf zwey hermetisch verschlossenen, kleinen, kupfernen Schiffchen ruht, und von diesen getragen wird. Vom Stuhle aus, worauf nur eine einzige Person Platz nehmen kann, bewegt diese durch eine mechanische Vorrichtung mit ihren Füssen zwey kleine Ruder, mit denen sie sich sodann fortbewegen und hinwenden kann, wohin es ihr beliebt, während der obere Körper ruhet, oder mit Lesen, Zeichnen, etwa auch mit dem Schießgewehre sich beschäftigen kann. Ein an dem hintern Theile zwischen den beyden Schiffchen angebrachtes Steuerruder, das mittelst einer seitwärts stehenden eisernen Stange bequem bewegt werden kann, dient zur leichten Direction des Wasserschlittens.“
Heutzutage ist die Befahrung des Badenburger Sees mit Booten – wie auch aller sonstigen naturnahen Gewässer im Nymphenburger Schlosspark – aus Gründen des Naturschutzes verboten. Die Inseln im Badenburger See zählen zu den wenigen ungestörten und deshalb besonders geschützten Rückzugsgebieten für die Nymphenburger Tierwelt.
Wer nun neugierig geworden ist, findet Carl August Sckells Beschreibung des Schlossparks online bei der Bayerischen Staatsbibliothek. Hier geht’s zum Digitalisat. Weitere farbenfrohe Impressionen aus dem Schlosspark Nymphenburg bekommt ihr im Video. Viel Vergnügen!
https://www.youtube.com/watch?v=He2qPhTKo80