Wie jedes Jahr zu Ostern wird zur Freude zahlreicher Besucher die vier Meter hohe Fontäne im Ehrenhof von Schloss Nymphenburg den Anblick der imposanten Sommerresidenz der Wittelsbacher komplettieren. Dass dieses nicht selbstverständlich ist, wissen die Mitarbeiter des Restaurierungszentrums der Bayerischen Schlösserverwaltung. Zwei denkmalpflegerisch erfahrene Zimmerer sind seit Jahren verantwortlich für Pflege und Wartung hölzerner Konstruktionsteile der drei Pumpwerke des Schlosses, die seit fast 300 Jahren als Meisterleistung bayerischer Konstruktionskunst gelten. Durch das natürliche Gefälle der Würm-Kanäle werden sie ohne Hightech lediglich durch Wasserkraft der Würm betrieben.
Bis Anfang April waren die Zimmerer mit Instandsetzungsarbeiten an der anfälligen hydraulischen Pumpanlage im Johannisbrunnhaus beschäftigt.
Der turmartige Gebäudeteil in der südöstlichen Ecke der Nymphenburger Schlossanlage wurde bereits während der Regierungszeit Kurfürst Max Emanuels im Jahre 1716 von Hofbaumeister Joseph Effner errichtet. Von der wohl 50 Jahre später erneuerten ‚Maschine‘ zeugt eine kunstvoll gravierte Inschrift mit der Jahreszahl 1769 an der barocken Kurbel einer hölzernen Kanalschotte. 1808 konstruierte der Ingenieur Joseph von Baader ein neues, leistungsstärkeres Pumpwerk mit drei oberschlächtigen Wasserrädern noch größtenteils aus Holz.
Schon 1835 wurde das tragende Gerüst, die Waagebalken und die Schaufelräder durch modernere Elemente aus Metall ersetzt. Dadurch lief die Anlage nicht nur wartungsärmer, sondern auch bedeutend leiser. Aber auch heute noch bestehen viele Bauteile und Konstruktionsdetails aus Holz. Aufgrund permanenter Durchfeuchtung unterliegt das organische Material zunehmender Destabilisierung und Zersetzung. Und so war vor der alljährlichen Inbetriebnahme der großen Fontäne zu den Osterfeiertagen nicht nur die morsche Wasserschutzschalung an der nördlichen Wand des trockengelegten Johannisbrunnhauses durch die Zimmerer des Restaurierungszentrums zu erneuern. Auch die maroden Wasserabweiser der Wasserräder galt es zu ersetzen. Um die Eichenhölzer in schräger Windung exakt zu rekonstruieren und an die zylindrischen Innenflächen und Rippen der Zylinder anzupassen, brauchte es neben dem Verständnis der historischen Konstruktion auch große handwerkliche Präzision und Kompetenz für die Montagearbeiten unter extrem beengten Verhältnissen im Brunnenhaus.
Nach Abschluss der Arbeiten kann ab Ostern das Schauspiel der Fontäne sowie das instandgesetzte Pumpwerk in Funktion vom geöffneten Eingangsbereich des Johannnisbrunnhauses täglich zwischen 9 und 16 Uhr besichtigt werden.
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