Von Maria Blenk und Tanja Kohwagner-Nikolai //
Ein Opernhaus für eine Hochzeit, eine Hochzeit für ein Opernhausmuseum
Anlass für den Bau des Markgräflichen Opernhauses in Bayreuth war ein familiäres Großereignis am Bayreuther Hof: die Hochzeit der Prinzessin Friederike Sophie mit Herzog Karl Eugen von Württemberg am 26. September 1748.
Jahrelange Vorbereitungen sowie aufwendige Anschaffungen und Baumaßnahmen gingen dem fast zweiwöchigen Hochzeitsfest in Bayreuth voraus. Vom Einzug des Bräutigams in Bayreuth bis zur Abreise des Brautpaares nach Württemberg vergingen 13 Tage mit einem dicht gedrängten Programm aus zahlreichen Banketten, Maskenbällen, Komödien, Feuerwerken, Illuminationen und Jagdausflügen. Musikalischer Höhepunkt waren die beiden Opern Ezio und Artaserse des Komponisten Johann Adolf Hasse, mit denen das eigens für die Hochzeitsfeierlichkeiten errichtete Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth eingeweiht wurde. Die Feierlichkeiten waren Ausdruck spätbarocker Festkultur und wurden durch einen mit Kupferstichen illustrierten Hochzeitsbericht des württembergischen Hofbeamten Friedrich Wilhelm Schönhaar über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht.
Nicht nur für Markgraf Friedrich von Bayreuth, sondern vor allem für seine aus dem preußischen Königshaus stammende Gemahlin Wilhelmine war der dynastische Aufstieg ihrer Tochter zur Herzogin von Württemberg eine willkommene Gelegenheit zu reichsweit beachteter Repräsentation. Eingefädelt wurde die Verbindung jedoch von Wilhelmines Bruder und dem Patenonkel der Braut, Friedrich dem Großen. Er erhielt von den Brauteltern die Vollmacht, die Heiratsverhandlungen mit den Württembergern zu führen. Mit dieser Verbindung wollte Preußen das süddeutsche Herzogtum enger an das Haus Brandenburg binden und einen Fürstenbund gegen Österreich bilden.
So wurde Friederike Sophie bereits im Alter von neun Jahren ihrem zukünftigen Ehemann vorgestellt, doch bis zur Hochzeit im Jahr 1748 vergingen noch sieben Jahre. Die Ehe verlief schließlich äußerst unglücklich, da Karl Eugen zahlreiche Affären hatte und die Geburt eines Stammhalters ausblieb. Wenige Jahre nach der Hochzeit lebte das Herzogspaar bereits getrennt: Friederike Sophie kehrte nach dem Tod ihrer Mutter 1758 von Stuttgart in ihre Heimat zurück, wo sie sich mit Schloss Fantaisie eine stilvolle Sommerresidenz als persönliches Refugium schuf. Karl Eugen, der mehrere uneheliche Kinder hatte, heiratete nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1780 erneut.
Für das Markgräfliche Opernhaus: Welterbe & Museum sollte das dicht gedrängte Programm der Hochzeitsfeierlichkeiten sowie die mit der Eheschließung verbundenen Hoffnungen und Sorgen atmosphärisch eingefangen und für die Besucherinnen und Besucher erlebbar gemacht werden. Zunächst war die Idee, die Illustrationen aus dem Hochzeitsbericht Schönhaars zu animieren und um vergleichbare Kupferstiche der Zeit zu ergänzen.
Doch schafft ein Kupferstich Atmosphäre?
Für Insider vielleicht schon – aber immer wieder kam von Seiten unserer Mediengestalter der Wunsch nach farbigen Bildern, nach Emotionen, nach szenischer Umsetzung. Von musealer Seite standen dem durchaus Bedenken entgegen: historische Wirklichkeit authentisch umzusetzen, bedarf großer Detailgenauigkeit bei Materialien, Abläufen und Bewegungen. All dies muss in ein sinnvolles Kosten-Nutzen-Verhältnis gebracht werden. Auch die Zeitplanung ist nicht zu unterschätzen. So können Außenaufnahmen für eine frühherbstliche Jagd nicht im November oder Januar gedreht werden. Für eine Festtafel wird für Epoche und Anlass passendes Geschirr für 10 Personen benötigt, das auch benutzt werden darf. Die Überraschung war groß, dass nicht einmal die großen Filmausstatter diese Menge vorrätig hatten. Bei einer Backszene muss nicht nur auf die Frisur und Kleidung der Konditorin geachtet werden, sondern auch auf den Tisch, jedes Werkzeug, das Besteck – also jedes noch so winzige Detail.
Der Dreh – eine nicht zu unterschätzende Herausforderung
Da die technische Umsetzung so geplant war, dass die Szenen auf großen, transparenten OLED-Screens gezeigt werden, während die Räume auf die Museumswand im Hintergrund projiziert sind, mussten die Szenen meist im Studio vor Green Screen gedreht werden – weshalb alle Requisiten zu transportieren waren.
Auch die große Torte mit ihrem filigranen Aufbau machte sich auf den Weg von München nach Weimar.
Und die ursprüngliche Idee, die morgendlichen Verrichtungen der Braut vom Aufstehen über das Ankleiden bis zum Frisieren zu filmen, scheiterte nicht nur an fehlenden, in großen Mengen benötigten Requisiten und der fehlenden Unterkleidung, sondern auch am fehlenden historischen, transportablen und benutzbaren Bett.
Große Kooperationsbereitschaft, viele Kompromisse und witzige Momente
Insgesamt ist der Film als Annäherung an die historische Wirklichkeit zu verstehen – nicht als Spielfilm, aber auch nicht als Dokumentation. Für die vielfältigen Themen des Films orientierten wir uns an verschiedenen Darstellungen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und zeigen nun auch eine Auswahl unserer Vorlagen im Abspann des Filmes als für alle sichtbare Quellenbasis.
Zusammen mit Expertinnen und Experten für historische Küche, für Jagden, für Tänze und für Bühnengestik sowie den Mitgliedern der Historischen Darstellergruppe Oberfranken e.V., die meist auch selbst vor der Kamera standen, versuchten wir – immer um Kompromisse ringend – möglichst nah an die 13 Tage dauernden Feierlichkeiten heranzukommen. Dafür wurde an etwa 14 Produktionstagen Filmmaterial im Umfang von ungefähr 180 Minuten gedreht, bei denen es manch witzige Szenen zu beobachten gab.
Die historischen Räume für die zweite Ebene wurden überwiegend in den Bayreuther Schlössern, aber insgesamt an sieben Drehorten aufgenommen.
Aus 180 werden 5:55
Schließlich entstand so ein knapp sechs minütiger Film, der den Museumsgästen neben historischen Ausstellungsstücken und Museumstexten die Chance bietet, selbst ins Geschehen einzutauchen – allen Beteiligten an diesem sehr umfangreichen Projekt, das doch nur ein kleiner Teil des Museums ist, nochmals ein ganz herzliches Dankeschön!
Und den Besucherinnen und Besuchern viel Vergnügen!