Im Deutschen Theatermuseum findet derzeit die Kabinettausstellung „In meiner Vorstellung. Die Welt der exklusiven Aufführungen von König Ludwig II.“ (19.4.2023 – 30.7.2023) statt. Darin werden Schaumodelle, Bühnen- und Kostümentwürfe, Fotografien einzelner Aufführungsmomente und Rollenbilder, die Ludwig II. prachtvoll herstellen ließ, gezeigt. Anknüpfend an die Ausstellung werfen wir im folgenden Beitrag einen Blick auf die Herstellung, Provenienzgeschichte und Restaurierung der Bühnenmodelle aus unserer Sammlung.
Herstellung
Die Bayerische Schlösserverwaltung besitzt eine Sammlung von 35 Bühnenbildmodellen, die in den 1860er und 1870er Jahren im Auftrag von König Ludwig II. hergestellt wurden. Sie bestehen aus Kartonkulissen, welche – rückseitig mit Weichholzleisten stabilisiert – auf einer papierbezogenen Bodenplatte montiert wurden. Bei einigen Modellen halten Drahtabspannungen die Prospekte in Position. Von der Schauseite wurden die Kulissen mit illusionistischen Gouachemalereien versehen, bei denen es sich um eigenhändige Ausführungen der Theaterkünstler Angelo II Quaglio, Heinrich Döll und Christian Jank handelt. Die Theatermodelle weisen durchschnittliche Maße von 45cm Breite, 55cm Tiefe und 45cm Höhe auf, wobei auch deutlich größere und kleinere Modelle vorhanden sind. Bei manchen Bühnenbildmodellen wurden Ausstattungsstücke wie Spiegel und Holzschnitzereien eingesetzt. Effektbeleuchtungen wurden durch farbig beschichtete Spiegelfolien, teilweise eingefärbte lichtdurchlässige Papiere sowie bemalte Glasscheiben und Transparentpapiere ermöglicht. Die vor einen Himmelsprospekt gesetzten Silhouettendarstellungen von Architektur und Landschaft erlauben stimmungsvoll illuminierte Ausblicke. Ob die handwerklich hochwertig ausgeführten Bühnenbildmodelle in den Werkstätten des Hoftheaters in München hergestellt wurden, lässt sich bisher nicht nachweisen.
Provenienzgeschichte
Die Bühnenbildmodelle haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Bereits kurz nach dem Tod König Ludwigs II. am 13. Juni 1886 hatte der Kunstsammler Georg Ehni einen Teil des königlichen Nachlasses erworben und in Ausstellungen präsentiert. In seinem Auftrag versteigerte der Antiquitätenhändler Albert Duss im Oktober 1888 in einer Auktion unter anderem die Bühnenbildmodelle. Sie gelangten in ein Straßburger Museum, von dem 28 Modelle im Jahr 1927 von der ehemaligen Krongutverwaltung – dem Vorläufer der Bayerischen Schlösserverwaltung – zurückgekauft wurden. Im selben Jahr gelang es, weitere vier aus dem Nachlass des Künstlers Christian Jank zu erwerben. Ein Teil der Modelle sollte im 1926 eröffneten König Ludwig II.-Museum im Neuen Schloss Herrenchiemsee gezeigt werden. Vorher wurden jedoch – auf Initiative des damaligen Präsidenten der Verwaltung des ehem. Krongutes in Bayern, Heinrich Ritter von Hoeglauer – im Jahr 1927 17 der Bühnenbildmodelle im Richard-Wagner-Saal der großen Magdeburger Theaterausstellung in der für das König Ludwig II.-Museum vorgesehenen Präsentation gezeigt „als Ganzes einschließlich des Museumsmobiliars (Schränke, Sockel usw.)“.
Im Anschluss gelangten sie in das König Ludwig II.-Museum im Südflügel des Neuen Schlosses Herrenchiemsee. Dieses wurde aufgrund klimatischer Probleme 1962 geschlossen und erst im Jahr 1987 in den neu ausgebauten Räumen wiedereröffnet.
Eine Auswahl der Theatermodelle wurde in der von einem Referenten der Bayerischen Schlösserverwaltung, dem Kunsthistoriker Michael Petzet konzipierten Ausstellung „König Ludwig II und die Kunst“ vom 20.Juni bis 15.Oktober 1968 im Festsaalbau der Münchener Residenz gezeigt. Mit dieser Ausstellung, die weltweite Beachtung fand, wurde eine Neubewertung der für Ludwig II. geschaffenen Kunst und des Historismus angestoßen.
Vereinzelte Bühnenbildmodelle wurden in den vergangenen Jahren in verschiedenen Ausstellungen präsentiert, zuletzt in der vom Deutschen Theatermuseum verantworteten Ausstellung „In meiner Vorstellung. Die Welt der exklusiven Aufführungen von König Ludwig II.“, die noch bis zum 30. Juli 2023 zu sehen ist.
Restaurierung
Die Bühnenbildmodelle zeigen Schadensbilder wie Verschmutzungen, mechanische Beschädigungen sowie Wasser- und Lichtschäden, die auf ihre Handhabung, Lagerung und Präsentation zurückgeführt werden können. Wahrscheinlich wurden bereits im Straßburger Museum einfache Kästen aus Sperrholz angefertigt, in denen die Modelle dann ausgestellt wurden. Wenn ein Modell nicht in diese Kästen passte, wurde schon einmal ein Stück der Bodenplatte abgesägt. Fotografien, die im Zuge der großen Ludwigsausstellung in der Residenz München angefertigt wurden, deuten zudem darauf hin, dass zu dieser Zeit kleinere Veränderungen an den Modellen vorgenommen und teilweise auch die zugehörigen Bühnenvorhänge entfernt wurden.
Der Zustand der Modelle, von denen 17 im Ludwig II.-Museum präsentiert und die restlichen in Depoträumen im Schloss Nymphenburg aufbewahrt werden, machte konservatorische und restauratorische Maßnahmen erforderlich. Seit 2016 werden jedes Jahr mehrere Modelle bearbeitet. Mittlerweile wurden alle auf Herrenchiemsee gezeigten und einige der in München archivierten Theatermodelle restauriert.