Von Alexander Just, Kastellan der Residenz Ansbach //
In den markgräflichen Appartements der Ansbacher Residenz begegnet man derzeit häufig einer Gestalt, die so gar nicht zum feinen Rokoko-lnterieur und den allgegenwärtigen Markgrafen von Brandenburg-Ansbach passt.
„Haben Sie hier eine lnsektenplage?“ oder ,,Gehört der zu den Ghostbusters?“ so in etwa sind die Reaktionen auf den Mitarbeiter der Schloss- und Gartenverwaltung Ansbach, der mit einer sonderbaren Apparatur auf dem Rücken und einer Staubschutzmaske auf der Leiter steht.
Ghostbuster in der Residenz?
Tatsächlich haben wir weder Probleme mit Schadinsekten, noch mussten wir die Hilfe der Geisterjäger aus der 80er-Jahre-Komödie in Anspruch nehmen. Bei dem merkwürdigen Gerät handelt es sich schlicht und einfach um einen Rückenstaubbsauger. Den haben wir hier noch nicht allzu lange. Mit ihm sind nun Bereiche erreichbar, an die vorher nur schwer heranzukommen war. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich so manche graue Linie, die man bisher gutgläubig für einen Schattenwurf hielt, als Staubschicht, die seit gefühlten 250 Jahren auf entlegenen Gesimsen liegt und sich erfolgreich vor Besuchern und Staubwedeln verbergen konnte – bis jetzt.
In Räumen, die seit dem 18. Jahrhundert kaum verändert wurden, kann man natürlich nach einer solchen Reinigung keinen Glanz wie aus der Putzmittelwerbung erwarten. Aber in einigen Räumen können wir dadurch den Grauanteil deutlich reduzieren und nebenbei die phantasievollen Stuckarbeiten genauer betrachten.
Frühjahrsputz im Schloss – Vorsicht ist geboten
Die Arbeiten mit gezielt ausgesuchten, sehr weichen Pinseln und dem Spezialstaubsauger sind bei der Vielzahl an historischen Räumen natürlich sehr langwierig. Zeit kostet auch die notwendige Vorsicht, mit der gearbeitet werden muss. Die historischen Oberflächen sind sehr empfindlich und es könnten sich auch Partien und Malschichtpartikel gelockert haben, so dass mit wachsamem Auge gearbeitet werden muss, damit nicht wertvolle Originalteile verloren gehen. Im Staubsauger verschwinden können sie nicht, denn das Staubsaugerrohr wird mit Gaze abgedeckt.
Gut, dass der Winter noch ein wenig andauert, denn in der kalten Jahreszeit haben wir etwas Zeit für unseren vorzeitigen Frühjahrsputz. So werden in den nächsten Wochen immer wieder Führungsgruppen am „Kammerjäger“ vorbeiziehen. Und auf unsere Sommergäste wartet ein frisch geputztes Schloss!
Und die Serie geht weiter…
…und was sagt die Restauratorin zum Thema „Schlossputz“? Schließlich warten auf unsere fleißigen Kollegen keine modernen Gebäude mit Laminat und Raufaser auf ihre Reinigung, sondern kostbare Baudenkmäler mit empfindlichen Materialien wie fein vergoldetem Stuck oder sensiblen textilen Wandbespannungen. Im nächsten Beitrag unserer Miniserie „Frühjahrsputz“ erklärt uns Inga Pelludat, was es beim Schlossputz aus restauratorischer Sicht zu beachten gibt und berichtet von der Fortbildung „Alles Picobello. Pflege und Handhabung von Kunst und Kulturgut“ für unsere Kastellane zum Thema.